Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 15.1902

DOI Artikel:
Braun, Joseph: Italienische Mitren aus dem Mittelalter
DOI Artikel:
Schnütgen, Alexander: Alte hochgotische Medaillonmonstranz im Erzbschöfl. Museum zu Köln
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4074#0025

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
23

1902.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 1.

24

doppelten Richtung, nach Form bezw. Mach-
weise und Ausstattung.

In erster Beziehung bildet das Ornatstück
bis in das XIV. Jahrh. hinein eine sackför-
mige Kopfbedeckung, bei welcher die Vor-
derseite die Rückseite und der zwischen den
Hörnern gelegene, die beiden Schilde verbin-
dende Theil aus einem zusammenhängenden
Zeugstück bestehen. Die Schilde bilden ent-
sprechend der Anfertigungsweise oben an der
Spitze einen rechten Winkel. Breite und Höhe
stehen Anfangs in einem Verhältnifs von ca.
1 : il3. Dann nimmt die Höhe allmählich zu,
bis sich dasselbe in der ersten Hälfte des
XIV. Jahrh. in 1 :1 verändert hat.

Der Verlauf der weitern Entwicklung be-
deutet für die Höhe des Ornatstückes fernere
Steigerung, so dafs sich zuletzt das ursprüng-
liche Verhältnifs 1: % nahezu in sein Gegen-
theil 2/8:1 umgekehrt hat. Zugleich erhalten die
Schrägseiten einen steileren Anstieg und wird
aus dem rechten Winkel an der Spitze ein
Winkel von etwa 70°. Natürlich konnte unter

solchen Umständen die alte Machweise nicht
mehr beibehalten werden. Es mufste sich viel-
mehr die Notwendigkeit ergeben, die beiden
Schilde getrennt anzufertigen und erst dann zu-
sammenzusetzen.

Dazu drängte übrigens auch der Wechsel,
der mit der Ausstattung vor sich gegangen
war. Bei den Mitren des XIII. Jahrh. be-
steht dieselbe vornehmlich in den Besätzen
in titulo in circulo. Die Verzierung der Felder
zur Seite der Vertikalbesätze hält sich, wo sie
angewandt ist, in mäfsigen Grenzen. Dann
aber gewinnt die Ausschmückung der Flächen
der Schilde immer mehr an Umfang, bis die-
selben zuletzt bei reichen Mitren ganz in Stickerei
aufgehen.

Es ist die gleiche Entwicklung, wie sie
sich nach Form und Ausstattung auch im
Norden mit dem pontifikalen Kopfschmuck
vollzieht, nur dafs sich der letzte Akt des
Dramas in Italien unter dem Einflufs der auf-
steigenden Renaissance um einige Grade rascher
abspielt. Joseph Braun, S.J.

Alte hochgothische Medaillonmonstranz im Erzbischöfl. Museum zu Köln.

(Mit Abbildung.)

angebrachte Gallerie mit Zinnenkranz, aus der

ie herrliche alte Medaillonmonstranz
| des Kölner Domes, welche ich
in Bd. XII, S. 225 bis 230 ver-
öffentlicht habe, hat dermafsen zur
Nachbildung verlockt, dafs nach ihrem Muster
sogleich zwei weitere Exemplare angefertigt
sind, ein grofses mit mehrfachen Abänderungen
und Zusätzen, ein kleineres mit manchen Ver-
einfachungen. — Dafs auch letztere mit dem
System wohlvereinbar sind, beweist ein bis dahin
ganz unbekanntes Exemplar, welches unlängst
in das Erzbischöfl. Museum zu Köln gelangt ist
und gleichfalls an der Hand einer guten Photo-
graphie hier die Veröffentlichung erfahren soll,
die es reichlich verdient, zumal ihm zugleich,
trotz wackliger Verfassung, der Vorzug völliger
Unversehrtheit eignet. Dieselbe ist 56 cm hoch
und ganz in Silber so leicht ausgeführt, dafs
sie noch nicht ein Kilo wiegt; dafs sie gleich-
wohl so gut erhalten ist, beweist die Solidität
ihrer Ausführung bei der grofsen Fülle von
vortrefflich durchgeführten Details, welche sie
auszeichnet. — Der sechsseitige, mit Recht
schmucklose Rosenfufs geht in eine hier sehr

eine steile Kehle die Verjüngung bewirkt, zum
fensterschraffirten schlanken Schaft über, der
durch einen getriebenen Pastenknauf von sehr
harmonischen Verhältnissen unterbrochen wird,
und aus der zu einer Deckplatte sich erwei-
ternden Fortsetzung desselben wächst der ganz
glatte sechsseitige Trichter heraus, der mit sei-
nen schneckenartigen Ausladungen der beiden
Breitseiten dem ganzen Aufbau als Unterlage
dient. Dieser Aufbau besteht aus der runden
Kapsel, die HV2 cm 'm Durchmesser und
5Y2 Cfn tief, den Mittel- und Kernpunkt des
Ganzen bildet, dadurch der hl. Hostie hin-
sichtlich ihrer Erscheinung zu ihrem Recht
verhilft. Der Rand, der sie umgibt, ist mit
12 markanten Rosettchen besetzt, deren Blät-
ter ursprünglich wohl emaillirt waren, und
ringsum läuft ein Lilienkranz, auch auf der
Rückseite, auf der der Rand sich als Thür-
chen öffnet. Während bei der Kölner Dom-
Monstranz die glatten Wände der Kapsel einem
Höhen-und Breitensysteme von Pfeilern als Stütze
dient, handelt es sich hier nur um einen archi-
 
Annotationen