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Zeitschrift für christliche Kunst — 15.1902

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Graeven, Hans: Der untergegangene siebenarmige Leuchter des Michaelisklosters in Lüneburg
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Beissel, Stephan: Zur Geschichte der Thiersymbolik in der Kunst des Abendlandes, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4074#0042

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51

1902.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 2.

52;

Kirche und der chi istlichen Tugenden30) ver-
wandt ist. Von ihnen scheint sie hier auf die
Personifikation des Windes übertragen zu sein.
Die rautenförmige Gestalt des Plättchens
und seine Wölbung der vertikalen Mittelaxe
zu lassen darauf schliefsen, dafs es an einem
Knaufe gleich denen des Braunschweiger Leuch-
ters gesessen hat. Von diesem selbst stammt das
Plättchen nicht, denn seine Dimensionen —
55 mm x 45 mm — sind weit geringer als
die der dortigen Rautenfelder und sein Email

30) Vergl. z. B. die beiden halbkreisförmigen
Platten der ehemaligen Sammlung Spitzer, »Coltc-
Hon Spitzer, Emaux*. Nr. 4, 7.

SI) Während des Druckes geht mir durch die
Güte des Herrn Neubauer in Bamberg eine Skizze
und eine ausführliche Beschreibung des im Bamberger
Dom aufbewahrten Osterleuchters zu, von dem Sig-
hart »Geschichte der bildenden Künste in Bayern«

hat andere Farbentöne als die in Braunschweig
erhaltenen Emails, aber das Plättchen bezeugt,
dafs Windgötter in Emaildarstellung auch sonst
an romanischen Leuchtern vorgekommen sind31)
und durch solche Parallele wird die Ergänzung
an dem Braunschweiger gerechtfertigt.

Hannover. Hans Graeven.

S. 195 kurz erwähnt hat, dafs er Emailschmuck trägt.
In einem seiner Knäufe befinden sich heute noch vier
rautenförmige Emailplättchen mit Ornamenten, aus
einem anderen Knauf sind vier gleichförmige Plätt-
chen verloren gegangen. Vielleicht ist das hannover-
sche eines derselben, denn dessen Gröfse scheint die-
selbe zu sein wie die der leeren Rautenfelder am
Bamberger Leuchterknauf, soweit die Skizze ein Urtheil
zuläfst. Genaue Mafsangaben fehlen mir noch, aber
auch die vollständige Uebereinstimmung der Mafse
würde die Zugehörigkeit des hannoverschen Plättchens
zum Bamberger Leuchter noch nicht beweisen; um
Sicherheit darüber zu erlangen, müfsten auch Farbe
und Struktur der Emails verglichen werden.

Zur Geschichte der Thiersymbolik in der Kunst des Abendlandes.

III. (Schlufs von Bd. XIV, Sp. 275—286.)

as Mittelalter behandelte die Thier-
welt drittens in symbolischer
Art. Den ganzen Schatz alter Sinn-
bilder fafste in karolingischer Zeit
ein Mönch in ein Lexikon zusammen, dem
er den Titel: Clavis „Schlüssel" gab. So
hatte bereits um 300 der hl. Melito, Bischof
von Sardes, ein ähnliches Buch genannt. Viel-
leicht hat der Schreiber dasselbe benutzt und
erweitert. Kardinal Pitra gab jenen mittelalter-
lichen „Schlüssel" heraus zuerst in einer weitern,
dann in einer altern kürzern Fassung und
schrieb sie dem Melito zu.28) Die Symbolik
dieses Werkes stützt sich auf die Hl. Schrift
und die hl. Väter, die Antike und die gesunde
Vernunft, unterscheidet sich aber von jener
rebusartigen der genannten Psalterien auf das
vortheilhafteste. Doch geht sie weit, indem
z. B. viele Stellen der Hl. Schrift über die

as) »Spicilegium Solesmense« II, 1 s.; III, 1 s.
Der kürzere Text aus einem Codex Claremontanus des
X. Jahrh. von Pitra, herausgegeben in den »Ana-
lectasacra«. II. Vergl. Migne, Pat. gr. V, 1198 s.

Vögel herbeigezogen und der mystische Sinn
derselben in's Auge gefafst wird. Dadurch
kommt der Verfasser dazu, auszuführen, Vögel
seien Sinnbilder Christi, der Engel, der Teufel,
des Judenlandes, der Seelen, die nach dem
Himmlischen streben, und derjenigen, die sich
hoffärtig erheben, endlich der Väter des N.
Bundes. Er wollte eben in kurzen Notizen zu-
sammenstellen, wie die Hl. Schriften und deren
Erklärer die Dinge der Welt, alles Sichtbare am
Himmel und auf Erden mystisch gedeutet und
auf Gott bezogen hätten.

Oft bleibt er sehr kurz. So sagt er zum Worte
Pelikan nur: „Der Pelikan ist Christus im Lei-
den", dann führt er die Stelle an: „Ich bin ähn-
lich geworden dem Pelikane der Wüste."
(Ps. 101, 7.) Den Phoenix nennt er nicht ein-
mal. Schafe sind nach ihm Sinnbilder Christi
und der Märtyrer, aber auch der Bösen (weil
sie wie Schafe in die Hölle gestellt sind und
der Tod sie abweiden wird. (Ps. 48, 15), der
Auserwählten aus den Juden und der un-
schuldigen Seelen. Zwei Schafe oder Lämmer
 
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