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Zeitschrift für christliche Kunst — 15.1902

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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4074#0064

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89

1902.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 3.

90

Bücherschau.

Le Crucifix dans l'Histoire et dans ]'Artv
dans l'äme desSaints et dans notrevie
par J. Hoppe not. Societe de Saint Augustin
ä Bruges (Preis 10 Fr.)
Dieser glänzend ausgestattete Kleinfolioband mit
5 Farbendrucken, 200 Text- und 20 Tafel-Abbildungen
geschmückt, daher äufserst wohlfeil, verfolgt vor-
nehmlich einen apologetischen und erbaulichen Zweck,
hat aber durch die Auswahl seiner Illustrationen und
die sie begleitenden Erklärungen auch vom Stand-
punkte der Kunst aus einen wissenschaftlichen Werth,
ganz abgesehen von den tiefempfundenen geistvollen
Gedanken, die ihn beherrschen. Der I. Theil schil-
dert die Kreuzigung in ihrem blutigen Verlauf, die
Wiederauffindung des Kreuzes und seinen Kultus; der
III. Theil ist der Quelle gewidmet aus der die
Seelen das Heil schöpfen, der IV. Theil dem Tröste,
den das Kreuz im Leben und Tode spendet. Die
Pflege, welche das Kreuz durch die Kunst erfahren
hat, wird im II. Theil behandelt. In seinem Ur-
sprünge, wie in den 3 Phasen seiner Entwicklung,
als triumphirender, leidender, plastisch schöner Christus
beleuchtet, wird es geschildert in der Art seiner kirch-
lichen Verwendung (Votiv-, Prozessions-, Stand- und
Triumphkreuz), in der Symbolik, die sich seiner be-
mächtigt hat (Lebensbaum, Kelter, Felsenquelle u.s.w.),
in der Auffassung, die für die hervorragendsten
Kruzifixbilder den Künstler inspirirt hat, im Mittel-
alter (Fra Angelico) und namentlich in den folgenden
Jahrhunderten bis in das eben abgelaufene.

So wird das unerschöpfliche Thema nach den ver-
schiedensten Seilen behandelt, überall mit Verständnifs
und Wärme, so dafs Jeder Anregung, Belehrung,
Trost entnehmen wird dem schönen, zeitgemäfsen
Buche, welches sehr geeignet ist, in die Familien Ein-
gang zu finden als Schmuck des Tisches und als
fromme, anschauliche Lektüre. — Ein ähnliches Buch,
welches mehr auf die deutschen Verhältnisse und Be-
dürfnisse, auch in kunstgeschichtlicher Hinsicht Rück-
sicht zu nehmen hätte, dürfte auch auf dem deutschen
Büchermärkte eine sehr willko'mmene Erscheinung sein.

Seh nütgen.

Die Kirchenthür des hl. Ambrosius in
Mailand, ein Denkmal frühchristlicher Skulptur,
von Adolf Goldschmidt. Mit b' Lichtdruck-
tafeln, Heitz in Strafsburg 1902 (Pr. 8 Mk.)
Dieses VII. Heft der von den berufensten Federn
bedienten Serie: „Zur Kunstgeschichte des
Auslandes" bietet eine Monographie, die kurz
aber inhallreich ist und das gröfste Interesse verdient
wegen des Gegenstandes, den sie behandelt, wie
wegen der objektiven und einleuchtenden Art seiner
Erklärung. — Dem Verfasser ist es nämlich gelungen,
im Anschlufs an zwei arg zerstörte Holzreliefs von
fast antik römischem Stilcharakter im Archiv der
Kirche St. Ambrogio zu Mailand, die bis dahin wegen
ihrer Drahtgitter wenig beachtete, ihrer mancherlei
Ergänzungen und Umgestaltungen wegen ganz verkannte
Hauptlhttr dieser Kirche als ein Erzeugnifs der
ursprünglichen Bauzeit festzustellen, und so die be-

rühmte Thür von Sta. Sabina zu Rom, die im letzten
Jahrzehnt soviel Aufmerksamkeit gefunden hat, hin-
sichtlich des Alters noch zu überbieten. In seiner
schwierigen aber durchaus klaren, durch die sechs
scharfen Lichtdrucke um so verständlicheren Analyse
scheidet der Verfasser zunächst das Alte vom Neuen,
d. h. von dem im Jahre 17"i0 Beigefügten bezw. Ver-
arbeiteten, um dann von den stark abgegriffenen sechs
Reliefgruppen, (von denen als die beiden untersten
natürlich nur die im Archiv aufbewahrten in Frage
kommen) den Inhalt festzustellen, nämlich das Leben
Davids, und zwar seinen Sieg über die wilden Thiere,
über den bösen Geist (Sauls), und über den heidnischen
Riesen (Goliath). — Im II. Theil liefert die Stil-
kritik den Nachweis, dals die Thür aus der altchrist-
lichen Zeit stammt, im III. Theil wird die genaue
Fixirung der Ursprungszeit erstrebt und durch den
scharfsinnigen Nachweis erreicht, dafs die Darstellungen
der Thür im engsten Zusammenhang stehen mit der
Apologie Davids, welche der hl. Ambrosius um 384
verfafste, zwei Jahre vor der Einweihung der von ihm
erbauten und wohl gleich mit der Hauptthür ver-
sehenen Kirche. In diesem Zusammenhange bestätigt
sich die alle, stets wiederkehrende Ueberlieferung,
dafs die Thür noch erhalten, von der Kaiser Theo-
dosius durch den hl. Ambrosius 390 zurückgewiesen
wurde, und durch den Inhalt ihrer Darstellungen
werden die Umstände der Zurückweisung bestätigt. —
Dieses historisch, archäologisch, ikonographisch hoch-
bedeutsame Denkmal entdeckt und in die Kunst-
geschichte durch überzeugenden Nachweis eingeführt
zu haben, ist ein Verdienst allerersten Ranges.

Seh nütgen.

Geschichte der Reliquien in der Schweiz.
Von E. A. Stückelberg. Mit 40 Abbildungen.
Verlag der Schweizerischen Gesellschaft für Volks-
kunde in Zürich 1902. (Preis 10 Frcs.)
Die Reliquienverehrung ist auch in kulturgeschicht-
licher Hinsicht von grofser Bedeutung, daher auch
von diesem Standpunkte aus ihre wissenschaftliche
Untersuchung eine um so dringlichere Aufgabe, je
mehr sie bisher vernachlässigt wurde. Stückelberg
unternimmt sie für den Bereich seines Vaterlandes
und legt die reife Frucht langer mühsamer Studien
vor, die dem Wesen nach in zahlreichen Regesten
besteht, vom Jahre 381 bis 1901, als in ebenso vielen
urkundlichen Beiträgen zur Geschichte der ehemals
und jetzt in der Schweiz noch vorhandenen Reliquien,
wie der in ihr verehrten Heiligen und Seligen. Diesen
314 Seiten umfassenden Regesten geht (auf G3 Seiten)
ein Ueberblick über die Quellen vorher und über
die Reliquien im Allgemeinen (40 Seiten).
Diese beiden mit grofser Umsicht und Sorgfalt ge-
arbeiteten Abschnitte werden durch manche charak-
teristische Illustrationen unterstützt, die Vorfragen
eingehend und objektiv geprüft, zunächst die Be-
glaubigungen (Zettel, Inschriften, Authentiken,
Visitationsprotokolle etc.), die Verzeichnisse (Ab-
lafsbriefe, Inventare, Kalender u. s. w.), die Bitt- und
Schenkungsurkunden, die Festschriften


 
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