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Zeitschrift für christliche Kunst — 15.1902

DOI Artikel:
Schnütgen, Alexander: Die kunsthistorische Ausstellung in Düsseldorf, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4074#0084

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121

1902. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 4.

122

Die kunsthistorische Ausstellung in Düsseldorf.

I.

Mit 4 Abbildungen.

Jiese Ausstellung, deren nähere Vor-
bereitung vor mehr als Jahresfrist
begann, deren Eröffnung am 1. Mai
stattfand, hat in dieser Zeitschrift
bisher noch keine Erwähnung gefunden. Ueber
ihre Zwecke und Aussichten wurde während
des Stadiums der Vorarbeiten auf Grund der
Sitzungsverhandlungen in der Tagespresse be-
richtet, so dafs unsere Zeitschrift entweder zu
einem indiskreten Vorspiel, oder zu einem
ungeschickten Nachritt verurtheilt gewesen
wäre. Gleich nach der Eröffnung bemächtigten
sich wiederum die Zeitungen des schnellen
Ueberblicks, so dafs auch dieser längst vorweg-
genommen ist, ganz abgesehen davon, dafs er
nicht zu den Aufgaben unserer Zeitschrift zu
gehören scheint. Sie wird sich nicht mit den
allgemeinen Angelegenheiten dieser Ausstellung
zu beschäftigen haben, die dem Publikum
längst bekannt sind, auch nicht mit der Be-
schreibung der Einzelobjekte, die im Kata-
loge geboten wird; dieser informirt im Vor-
wort über ihre Genesis, Zusammensetzung,
Einrichtung, im I. Theil: Nachbildungen,
über A. die Abgüsse von Werken der west-
deutschen Monumentalplastik, B. die photo-
graphischen Aufnahmen westdeutscher Bau-
werke, C. die farbigen Kopien rheinischer und
westfälischer Wandmalereien, im II. Theil:
Originale, über A. Kirchenschätze und
öffentlichen Besitz, B. Privatbesitz; und 100 gute
Reproduktionen bilden seinen Anhang. —
Die Nachbildungen, die nur westdeutschen
Denkmälern entnommen sind, bezeichnen den
ersten (von Professor Dr. Clemen angeregten)
gröfseren Versuch, die drei Hauptgruppen der
bildenden Kunst vorzuführen, und verdienen
als solcher, wie als der Ausgangspunkt für die
ganze kunsthistorische Ausstellung und als der
Rahmen für die reiche kunstgewerbliche Aus-
lese die höchste Beachtung; für unsere Be-
sprechung aber dürften sie weniger in Frage
kommen. Für uns wird es mehr auf die Origi-
nale ankommen, und von ihnen mögen es nicht
gerade die hervorragendsten sein, welche uns
im Einzelnen zu beschäftigen haben, vielmehr
die minder bekannten, aber recht charakteristi-
schen, mögen sie dem öffentlichen oder Privat-

besitz angehören, in Westdeutschland oder auch
über dessen Grenzen hinaus, selbst im Aus-
lande entstanden sein. Hierbei kann es sich
noch nicht um eigentliche zusammenfassende
Untersuchungen handeln, denn dafür sind
die Detailforschungen noch nicht weit genug
gediehen; vorderhand dürfte es genügen, dafs
in den bisherigen Bilderkreis neu gewonnene
gute Exemplare, oder auch länger bekannte
in besserer Wiedergabe eingeführt und daran
für die Leser der Zeitschrift brauchbare Be-
merkungen geknüpft werden, also auch solche
praktischer Art, da bei den in die Zeitschrift
aufgenommenen Abbildungen der vorbildliche
Werth besonders betont zu werden pflegt.

Aufserdem werden die rein wissenschaft-
lichen Aufgaben in's Auge zu fassen sein, die
den Veranstaltern der Ausstellung als wichtiges
Ziel vorschwebten und auch für die Auswahl
der Objekte den Weg mitangaben. So manche
Frage harrt gerade im Vereinsgebiet der west-
deutschen Kunst noch der Lösung, und kaum
je ist dazu die Gelegenheit so günstig ge-
wesen, als gerade jetzt. Das Email in seinen
verschiedenen Abwandlungen von der verro-
terie der Franken durch den Zellenschmelz
der ottonischen Periode und den Gruben-
schmelz der Uebergangszeit bis zu seinem
künstlerischen Gipfel im Reliefschmelz das ganze
Mittelalter, namentlich auch in den Rhein-
landen, beherrschend, bedarf noch sehr der
Aufklärung im Zusammenhang mit der so pro-
duktiv und glanzvoll sich entfaltenden Gold-
schmiedekunst. Daneben ist die Plastik der
Rheinprovinz, Westfalens und der angrenzen-
den Bezirke trotz ihrer schon im X. Jahrh.
einsetzenden, bis in die Frührenaissance sich be-
hauptenden vortrefflichen Leistungen, noch ein
fast verschlossenes Buch, von dem ein gutes
Stück in der Ausstellung der Deutung harrt.
Schon haben dafür die Versuche begon-
nen, theils von Seiten einzelner Gelehrter,
theils durch einen Kreis berufener Forscher
(Museumsdirektoren, Universitätsprofessoren,
Privatgelehrter), wie er sich auf Einladung des
Ausstellungsvorstandes schon am 25., 26. und 27.
Mai im Ausstellungslokal vereinigte. Reiche An-
regung hat dieser Austausch geboten, auch
 
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