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Zeitschrift für christliche Kunst — 15.1902

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Steffens, Arnold: Die alten Wandgemälde auf der Innenseite der Chorbrüstungen des Kölner Domes, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4074#0091

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Abhandlungen.

Die alten Wandgemälde auf

der Innenseite der Chorbrüstungen

des Kölner Domes.

(Mit vier Abbildungen.)

Einleitung.

[ls das Chor des Kölner Domes
am 27. September 1322 durch
den Erzbischof und Kurfürst
Heinrich von Virneburg feierlich
P eingeweiht wurde, erstrahlte
^ dasselbe bereits in herrlichster
^ Pracht. Ein verklärtes Licht er-
gofs sich aus der Höhe durch die
eben ersthergestellten, annoch vorhandenen Glas-
fenster in die harmonisch gegliederten Räume des
Heiligthums. In lieblichem Gefunkel leuchtete
im Mittelfenster Christus der Gottessohn, thro-
nend auf dem Schoofse seiner Mutter, der Jung-
frau aus Davids Stamm, angebetet von den
Erstberufenen aus der Heidenwelt, den hh.
drei Königen, den Schutzheiligen des Domesj
die hier ihre letzte Ruhestätte gefunden. Rings-
um in den Seitenfenstern schliefsen sich an
Juda's Könige, als Ahnherren Christi. Unter-
halb der Fenster in den Zwickeln der Bogen
waren auf Goldgrund grofse, paarweise sich
entgegenschwebende Engelbilder gemalt, von
denen zwanzig auf Handorgeln, Zithern und
anderen Instrumenten musizirten, während die
zehn Engel in den Zwickeln um die Chor-
rundung beim Hochaltar die zum h. Opfer
dienenden liturgischen Geräthe trugen und
Rauchfässer schwenkten.

Wie schön gezeichnet und tiefdurchdacht
die an ihre Stelle getretene, von Steinle im
Jahre 1843 al fresco gemalte Darstellung des
Engelreiches auch sein mag, die alten Bilder,
die ihnen zum Opfer gefallen sind, waren nach
dem Dafürhalten der Kunstkenner, die beide
Bilderreihen gesehen, wirkungsvoller und fügten
sich besser in die gewaltige Architektur.

Ueber dem Chorgestühl, das heute noch
unerreicht dasteht in der Kunstfertigkeit der
Ausführung sowohl wie in der übersprudelnden
Fülle der zur Darstellung gebrachten Vor-

stellungen idealen Fluges wie heiterer Laune,
sittlichen Ernstes und muthwilliger Satire, der
Heilsmittel der Kirche und, nicht etwa ihrer
Vorbilder, sondern ihres Widerspiels aus dem
alten Bunde, über diesem Meisterwerk der
Schnitzerei erhebt sich zu beiden Seiten des
Chores ein in seiner Art einzig dastehendes
Kunstwerk der Malerei, die nur von Wenigen ge-
kannten Wandgemälde der Chorbrüstungen. Sie
stammen aus der ersten Hälfte des XIV. Jahrh.
und sind auf die mit einer feinen, kaum be-
merkbaren Kreideschicht überzogenen Wände
aus Drachenfelserstein aufgetragen. Nur ganz
besondern Umständen verdanken sie es, dafs
sie sich durch die wechselvollen Geschicke
von sechs Jahrhunderten bis auf unsere Tage
hinübergerettet haben. Im XVI. Jahrh. bereits
war die Werthschätzung dieser hervorragenden
Werke der Kölner Malerschule geschwunden. Erz-
bischof Johann Gebhard von Mansfeld (1558 bis
1562) liefs die beiden ersten Bilderreihen ver-
decken durch die wider dieselben angebrachten
Denkmäler seiner Vorgänger Adolf von Schauen-
bürg (1547—1556) und Anton von Schauen-
burg (1557—1558), welche in der Mitte des
Hochchores, dort wo jetzt der Eingang zum
Grabgewölbe der Erzbischöfe sich befindet,
bestattet waren. Im Jahre 1687 wurden die
noch sichtbar gebliebenen Bilder durch vom
Kardinal Karl von Fürstenberg dem Dome
geschenkte Gobelins verhüllt, und so entgingen
sie der Tünchwuth, die seit Ende des XVII.
Jahrh. im Dom wirthschaftete.

Bei der Wiederinstandsetzung des inneren
Chores im Jahre 1842 wurden die Wandge-
mälde gleichsam neu entdeckt. Die Grab-
denkmäler und die Gobelins wurden entfernt.
König Friedrich Wilhelm IV. von Preufsen,
von dem Funde in Kenntnifs gesetzt, gab dem
Maler G. Osterwald den Auftrag, die Wand-
gemälde zu kopiren. Und dieser hat denn
auch in zwölf Blatt Oelpausen die vier ersten
der sechs Bilderreihen nach fast zwei-
jähriger Arbeit sorgfältig kopirt. Diese Kopien
befinden sich in der Kupferstich-Sammlung
der Königlichen Museen zu Berlin, welche sie




 
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