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Zeitschrift für christliche Kunst — 15.1902

DOI Artikel:
Steffens, Arnold: Die alten Wandgemälde auf der Innenseite der Chorbrüstungen des Kölner Domes, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4074#0110

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Abhandlungen.

Die alten Wandgemälde auf

der Innenseite der Chorbrüstungen

des Kölner Domes.

(Mit 4 Abbildungen.)

II.
IL Aus dem Leben des
h. Petrus.
e erste Bilderreihe auf der Nord-
seite bietet sieben Darstel-
lungen aus dem Leben des
Petrus. Im ersten Bilde
: jedoch ist ihm der Apostel
\ Andreas zugesellt, in den
[vier letzten der h. Paulus.
In der Anordnung der

einzelnen Bildergruppen
unterscheidet sich diese
Bilderreihe von der vorhergehenden dadurch,
dafs die Trennungspfeiler nicht so sehr als
Rahmen der Bilder erscheinen, denn als de-
korative Eintheilungsglieder, indem bei drei
Gruppen, der ersten, zweiten und siebenten, die
Figuren aus der einen Bogenstellung in die
andere hinüberreichen.

1. Berufung der Apostel Petrus und
Andreas.

Gegenstand der Darstellung ist der Bibel-
text bei Matthaeus 4, 18—20. „Als aber Jesus
dahinwandelte längs des Meeres von Galiläa,
sah er zwei Brüder, Simon, welcher genannt
wird Petrus, und Andreas, dessen Bruder, wie
sie ein Netz warfen in das Meer; denn sie
waren Fischer. Und er sagte zu ihnen: Folget
mir nach! und ich werde euch zu Menschen-
fischern machen. Diese aber verliefsen sofort
die Netze und folgten ihm."

Im Vordergrunde sehen wir Simon Petrus
und seinen Bruder Andreas in einer Barke,
deren Vordertheil in's schmale Nebenfeld hinein-
ragt. Im See schwimmen Fische. Am Ufer
stehen Bäume; auch ist dort ein Vogel mit der
Verspeisung eines von ihm gefangenen Fisches
beschäftigt. Der Heiland, umstrahlt vom Heiligen-
scheine und ein Buch in der Linken haltend,
wandelt am Ufer, wendet sich zu den Aposteln
und, die Rechte zum Redegestus erhoben,
scheint er sie anzureden. Petrus, der am

Steuerruder sitzt, und Andreas, der das Netz
zieht, wenden sich zu Jesus hin. Die Apostel
sind gekennzeichnet durch ihre Namen pelrus,
andreas; über dem Haupte des Heilandes steht
salvator. /

Die Legende lautet also:
Petrus et andreas pro piscibus hie operantur
Nunc ad capturas hominum de nave vocantur.

Petrus und Andreas nach Fischen warfen die Netze,
Menschen nun sollen sie fangen und folgen des Hei-
lands Gesetze.

2. Petrus im Kerker.
Gegenstand der Darstellung ist die Ver-
haftung Petri durch den König Herodes Agrippa
und seine wunderbare Befreiung aus dem
Kerker durch den Engel, wie sie im 12. Ka-
pitel der Apostelgeschichte erzählt werden. Der
König mit der Krone auf dem Haupte sitzt
im Vordergrunde. Das linke Bein hat er über
das rechte geschlagen, welches auf einem
Schemel ruht. In solcher Haltung pflegten
ja zum Zeichen der Ueberlegung nach ur-
altem Brauche, wie ihn die Illustrationen zum
Sachsenspiegel bekunden, Deutschlands Fürsten
auf dem Richterstuhl zu sitzen.8) Den linken
Arm hat Herodes auf den Schenkel gestützt,
die mit dem Handschuh versehene Rechte wie
zum Befehl erhoben. Ein Scherge schiebt
den Petrus, der in der Linken ein Buch trägt
in ein viereckiges, thurmartiges Verliefs. An
der anderen Seite des Verliefses jedoch öffnet
sich die Thür, und Petrus, von einem Engel
an der Hand geführt, verläfst den Kerker.
Der Engel in goldgelbem Gewände, mit
dem Nimbus umstrahlt, ebenso wie die von
ihm gehaltene Rechte des Petrus sind be-
reits im dritten Bilde. Ueber dem König
steht herodes, und beide Male steht über dem
Apostel s. pe.

Die Legende lautet:
Petrus viueitur nee angelus hunc deligando
Hie illum sequltur se fasma videre putando.
Petrus in Ketten gefesselt ein Engel des Himmels

losbindet,
Führt ihn ins Freie und wie ein Gesicht seinem Auge

entschwindet.

8) Die Dresdener Bilderhandschrift des Sachsen-
spiegeis, herausgegeben von Karl von Amira, Leipzig,
Karl W. Hiersemann, 1902, Tafel 1, 6, 13, 16, 17 usw.
 
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