Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 15.1902

DOI Artikel:
Steffens, Arnold: Die alten Wandgemälde auf der Innenseite der Chorbrüstungen des Kölner Domes, [4]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4074#0148

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Abhandlungen.

Die alten Wandgemälde auf

der Innenseite der Chorbrüstungen

des Kölner Domes.

(Mit 4 Abbildungen.)

IV. und V. Legende des h. Papstes
Silvester I.
% ilvester, ein Römer von Geburt,
Sohn des Rufinus und der Justa,
wurde in seiner Jugend vom
Priester Cyrinus unterwiesen
und eiferte diesem seinem
: Lehrer nach in Gelehrsamkeit
j-und Gottseligkeit. Namentlich
übte er die Gastfreundschaft
und wurde so der Beherberger
des Märtyrers Timotheus. Als
er im dreifsigsten Lebensjahre stand, wurde er
von Papst Marcellin zum Priester geweiht, und
nach dem Tode des Papstes Melchiades als dessen
Nachfolger auf Petri Stuhl erhoben, den er 21
Jahre hindurch (314—335) zierte. Er war der
erste Papst unter der von Konstantin gewährten
kirchlichen Freiheit. Unter ihm nahm das
Christenthum einen gewaltigen Aufschwung.
Auch die erste allgemeine Kirchenversammlung
von Nicäa (325), zu der er zwei Legaten ent-
sandte, fiel in seine glorreiche Regierungszeit.
Diese, so fruchtbar an den mannigfaltigsten Er-
eignissen, bot der Legendenbildung ein dank-
bares Feld, und so ist Silvesters Leben von
Sagen, zu denen auch die von der Taufe und
dem Aussatze Konstantin's gehören, um woben
wie kein anderes Pontifikat. In diesen Silvester-
Legenden ist Dichtung mit Wahrheit in unent-
wirrbarer Weise vermengt. Der Maler der zweiten
und dritten Bilderreihe auf der Nordseite des
Domchores hat sie, wie sie im alten Kölner
Brevier in den Lektionen zum Feste des h. Sil-
vesters (31. Dezember) sowie der h. Helena
(18. August) enthalten sind, zum Vorwurfe
seiner Darstellung genommen.

Silvester starb am 31. Dezember 335 und
wurde im Coemeterium Priscillae an der via
Salaria begraben. Ein Theil seines Hauptes
kam, wie bereits gesagt, durch Jrmgardis, die
eine Verwandte des Papstes Stephan IX. (1057

bis 1058)23) war, in den Kölner Dom. Die
äufserst kostbare Einfassung ist für diese Re-
liquie verhängnifsvoll geworden. Als vor einem
Jahrhundert beim Anmarsch der Franzosen die
Domschätze geflüchtet wurden, ist die Silvester-
büste mitsammt der Reliquie verschwunden und
nicht mehr zum Vorschein gekommen. Wahr-
scheinlich wurde sie in Darmstadt eingeschmol-
zen. Die Wandmalereien, die den hochverehrten
Heiligen verherrlichen, sind durch glückliche
Fügungen erhalten geblieben. Sie scheinen von
demselben Maler herzurühren, der die Petri-
Gemälde ausgeführt hat. Die Darstellungen
sind nämlich nicht so anmuthig, zart und
lebendig, wie die des Marien-Lebens und die
der hh. Drei Könige. Betrachten wir jedoch
die einzelnen Gruppenbilder.
1. Silvester wird von Cyrinus erzogen.

Als Silvester noch ein Kind war, wurde er
von seiner Mutter Justa, die Wittwe geworden,
dem Priester Cyrinus zur Erziehung übergeben,
dessen Leben und Sitten er derartig nachahmte,
dafs er den höchsten Gipfel christlicher Vollkom-
menheit erreichte.24) So das alte Kölner Brevier.

Im Bilde sehen wir eine vornehme Matrone
in langem, über die Erde wallenden Gewände
und weifser Kopfhülle, einen Knaben, der ein
leichtes, lichtblaues Röckchen mit Goldsaum
trägt, einem Priester zuführen, der aus einer
gothischen, von einem Dachreiter überragten
Kirche hervortritt und den Knaben bei der
Hand nimmt. Ueber der Matrone steht auf
einem Spruchbande geschrieben: Justa mat.sil.
und über dem Knaben in gleicher Weise Sil-
vester. Im schmalen Nebenfelde stehen zwei
Frauen, jedenfalls Justa's Gefolge, die dem Vor-
gänge zuschauen und ihn zum Gegenstand ihrer
Unterhaltung machen.

Unter dem Bilde steht die Legende:
Mater cirino dedit filium sancte edueandum
Donatum didicit evangeliumque servandum.
Hinfuhrt den Sohn zu Cyrinus die Mutter, auf dafs er

erlerne
Wie den Donat so zu wandeln nach dem Evangelium
gerne.

S3J »Die h. Irmgardis von Aspel« (Kleinermanns,
Köln, Stauff., 1900) S. 17.

u) a. a. O. »De scto Silvestro«, fol. 25.
 
Annotationen