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Zeitschrift für christliche Kunst — 15.1902

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Bücherschau
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285

1902. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr 9.

286

Bücherschau.

Das Leben Jesu vorTPhil. Schumacher und
Joseph Schlecht, 56 Seiten mit 52 Haupt, und
23 Nebenbildern in reichem Mehrfarbendruck; Preis
in vornehmem dunkelrothem Moleskin-Einband
20 Mk. Allg. Verlags-Gesellschaft m. b. H., München.
Ein farbig illustrirtes Leben Jesu ist ein unver-
kennbares Bedürfnifs, und diesem kann volle Befriedi-
gung nur geboten werden durch einen ganz zuver-
lässigen, volksthttmlichen Text und durch künstlerisch
wie biblisch korrekte Abbildungen, die belehrend und
erbauend sind sowohl in den szenischen Darstellungen
wie in den" sinnbildlichen Beigaben. Wechseln Bilder
und Text den Seiten nach ab, so braucht ihre Zu-
sammenstimmung nicht so innig zu sein, bei ihrer
Vertheilung aber auf dieselbe Seite darf auf dieses
Zusammengehen nicht verzichtet werden. Dieser
Grundsatz beherrscht die durch ihre Zahl und Be-
deutung ausgezeichneten illuminirten Manuscripte, in
denen zwischen Figuren, Ornamenten, Schrift die
innigsten, zur vollkommenen dekorativen Einheit sie
verbindenden Beziehungen bestehen, die noch lange
auch den Typendruck beherrschten. — Da der mo-
derne Stil wegen der Willkür in den Einzelheiten diese
Einheit nicht recht zu schaffen vermag, so dürfte mit
seiner Verwendung für die Illustration deren Trennung
vom Text sich empfehlen, wenigstens die scharfe
Scheidung der Höhe, allenfalls auch der Breite nach,
wie sie indem vorliegenden Werke öfters beliebt ist;
die Aussonderung des Textes aber durch allerlei kurven-
artige Ausschnitte sollte als die einheitliche Wirkung
störend vermieden werden. Und wie schwer hat
der Künstler (Schumacher) sich diese Aussonderung
gemacht, vielleicht verlockt durch seine reiche Phan-
tasie und sein ganz ungewöhnliches Kompo'sitions-
talent, welches ihn vornehmlich mit Bruchstücken von
Figuren arbeiten läfst, dank seinem Bestreben, die
einzelnen Szenen so reich wie irgend möglich zu ge-
stalten. Trotz dieser komplizirten Gruppenbildungen
kommen die Einzelfiguren in ihrer Eigenart zur Gel-
tung, so dafs auch dem Ausdruck hohes Lob ge-
spendet werden darf; auch hinsichtlich der durch
diese Umstände erschwerten Farbenstimmung soll mit
der Anerkennung nicht gegeizt werden, wenngleich
hier und da, namentlich auf den ersten Blättern, eine
gewisse Flauheit nicht geleugnet werden kann. Dem
ersten gröfseren Versuche, den modernen Stil in die
religiöse Kunst einzuführen, und zwar in ihre dis-
kreteste Anwendung, die Illustration, mag Beifall
gezollt werden unter besonderer Betonung der Mäfsi-
gung, die hier waltet, wie der Geschicklichkeit und
Würde, die ihn beherrscht. Für Korrektheit und
Ernst des Textes bürgt der Name des Professors
Schlecht; dafs diese beiden Eigenschaften auch den
Illustrationen nicht fehlen, sei hier besonders hervor-
gehoben, zugleich der Verlagsanstalt gedankt, für das
Aufgebot an Opfern, welche ein solches Werk ver-
langt. Schnütgen.

150 Vorlagen für Parame ntens tickereien,
entworfen nach Motiven mittelalterlicher Kunst von

Jos. Braun S. J., 24 Tafeln nebst Text. Gröfse
der Tafeln 50X70 cm. In eleganter Halblein-
wandmappe 16 Mk. Verlag von Herder, 1902.
Die Beschäftigung mit den „priesterlichen" und
mit den „pontifikalen Gewändern des Abendlandes"
(vergl. diese Zeitschrift Bd. X, 351 und Bd. XI, 348)
hat dem Verfasser den Einblick vermittelt in den
gegenwärtigen Stand der Paramentik und ihn zu dem
lobenswerthen Entschlüsse gedrängt, ihr durch korrekte
Vorlagen für Stickereien zu Hülfe zu kommen, für
welche er auf grofsen Reisen das vorbildliche Material
gesammelt hat. An solchen fehlt es nämlich noch
immer in hohem Mafse, nachdem das Bedürfnifs nach
gut gezeichneten, durchaus soliden Stoffen und ent-
sprechenden gewebten Borten von Krefeld aus be-
friedigt ist. Diese sogenannten kölnischen Borten, so
schön und so nothwendig sie sind bei dem grofsen
Bedarf auf diesem Gebiete, können weder als die
einzige, noch als die beste Art der Verzierungsstreifen
für die kirchlichen Gewänder gelten; dafür wird die
Stickerei mit ihrer gröfseren Eigenart und Mannig.
faltigkeit angesprochen werden müssen, für welche
jene als Ersatz zu dienen haben, so lange diese nicht
im Stande ist, durchaus genügende Stäbe in hin-
länglicher Anzahl zu liefern, woran vorderhand
nicht zu denken ist. Dafür fehlt es zu sehr an ge-
schulten Stickerinnen, welche dazu nicht hinreichend
honorirt werden, um die in Belgien längst bestehende,
in Deutschland neuerdings aufgetauchte Konkurrenz
männlicher Hände ernstlich befürchten zu brauchen;
dafür fehlt es namentlich an passenden Zeichnungen,
aber auch an eingeübten Zeichnern, da die Mitwirkung
von solchen, als mit erheblichen Kosten verbunden,
bisher zu wenig begehrt wurde. Die zahlreich erhalte-
nen, fast ausschliefslich figuralen Stickereien können nur
für ganz geschickte Häude als Vorbilder dienen, und
von den bisher nur spärlich gebotenen neuen Vor-
lagen konnten eigentlich nur die vom „Kirchenschmuck"
(der längst entschlafen ist) im Ganzen als mustergültig
gelten. — Es war daher die höchste Zeit, dafs an
diese Aufgabe herangetreten wurde, welche genaue
Kenntnits des alten Paramentenschatzes, völlige Ver-
trautheit mit der Technik und eigentlich auch die
Handhabung der Zeichenfeder voraussetzt. — Ueber
alle diese Fähigkeiten verfügt der Verfasser, dem für
die grofse Mühewaltung der wärmste Dank gebührt,
denn er legt auf 24 Doppeltafeln eine solche
Fülle von durchweg guten Mustern und Motiven vor,
dafs durch sie hinsichtlich der ornamentalen Vor-
lagen das Bedürfnifs einstweilen befriedigt ist. Auf
diese hat der Verfasser sich mit Kecht beschränkt,
denn nach ihnen ist bei dem auffallenden Mangel an
alten Mustern, die Begehr am gröfsten, und nur für
sie reichen die Kräfte aus, da nur wenige Hände den
figuralen Ausführungen gewachsen sind. Im Geiste
des Mittelalters, unter Verwendung von Motiven, die
er auch alten Reliefs, Miniaturen, Gravuren, Emails
entlehnte, hat der Verfasser zahlreiche Muster kom-
ponirt, von denen einige im romanischen, die meisten
im hoch, und spätgothischen Stil gehalten sind, und
auf den 24 Tafeln so enge und gedrängt, aber in
 
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