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Zeitschrift für christliche Kunst — 15.1902

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Steffens, Arnold: Die alten Wandgemälde auf der Innenseite der Chorbrüstungen des Kölner Domes, [6]
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Endres, Joseph Anton: Romanische Deckenmalereien und ihre Tituli zu St. Emmeram in Regensburg, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4074#0190

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297

1902.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 10.

298

Und da er trotzdem fortfuhr Christum zu be-
kennen, liefs er ihn mit Knütteln schlagen, auf
die Folter spannen, mit Fackeln sengen und
schliefslich enthaupten.

Auf unserm Bilde, das, wie gesagt, nur in
seiner obern Hälfte erhalten geblieben, ist
dargestellt, wie dem Märtyrer die Gesichts-
knochen zerschmettert und der Kopf mit
Knütteln bearbeitet wird. Rechts vom Be-
schauer steht Gregorius, gekleidet wie im vor-
hergehenden Bilde. Der Heiligenschein um-
strahlt sein Haupt. Neben ihm steht s. gre-
gorius. Links neben ihm steht eine kräftige
Mannesgestalt mit Bart, Flaccus der Präfekt,
bekleidet mit blauem Mantel, weifsem Herme-
lin und rother Mütze. Die Rechte streckt er
gebieterisch vor auf Gregorius hinweisend.
Zwei Schergen mit enganliegenden, grauen
Wämsern und rohem Gesichtsausdruck, von
denen der eine rechts, der andere links neben
Gregorius steht, schlagen ihn mit Knütteln aufs
Haupt. Mit der Linken sucht einer der Schergen
den Gregorius niederzudrücken. Vor Schmerz
stöhnt der Märtyrer; denn sein Mund ist leicht

geöffnet. Die Linke legt er auf die Brust, die
Rechte erhebt er wie zur Klage.

Die Legende, welche gänzlich verschwunden
ist, dürfte dem Sinne nach wenigstens gelautet
haben:

Sacerdos vinctus ad mortem a Flacco damnatur
Nodosis fustibus Caput eius sacrum verberatur.
Aus dem Munde des Flaccus vernimmt der Held ohne

Klagen
Das Urtheil und wird auf das Haupt mit Keulen
geschlagen.

Die von mir versuchte Beschreibung der
Wandgemälde des hohen Chores unseres Domes
wird gewifs nicht vollständig befriedigen. Sie
wird vielmehr die Sehnsucht erregen, dieses
grofsartige und herrliche Werk der Malerei
längst entschwundener Zeiten in seiner ur-
sprünglichen Farbenpracht schauen zu können.
Wenn es zur Zeit noch nicht angezeigt sein
sollte, an die Wiederherstellung dieser Ma-
lereien zu denken, so dürfte eine farbige
Wiedergabe derselben doch ein berechtigter
Wunsch sein, dem auf Grund der im vorigen
Jahre genommenen Kopien vielleicht schon
bald entsprochen wird.

Köln.

Arnold S te ffens.

Romanische Deckenmalereien und ihre Tituli zu St. Emmeram in Regensburg

IV. (Schlufs.)
,s erübrigt nun noch, von den Decken

bildern der Emmeramskirche der
Darstellungen in den Kreisen der
vier Ecken des Rechtecks zu ge-
denken, das sich über dem Chorraum aus-
dehnt. Die Zusammenstellung (Petrus, Paulus,
Matthäus, Josias) wirkt auf den ersten Blick
befremdlich. Allein auch hier wiederholt sich
der Fall, dafs in die Reihe der geschichtlichen
Gestalten eine typische Figur tritt, Josias. Völlig
verständlich werden uns diese begleitenden
Nebendarstellungen, wenn wir ihren Zusammen-
hang mit dem ganzen Cyklus, mit den Bildern,
die sich westlich und östlich daran anschliefsen,
im Auge behalten. Durch das Ganze zieht
sich der Gedanke der Erlösung der Mensch-
heit. Vorbereitet durch die göttliche Vor-
sehung in der alten Geschichte, hat sie sich
im Opfertode Christi vollzogen. Die beiden
Darstellungen im Scheitel des Mittel- und Quer-
schiff trennenden Bogens: Christus am Kreuze
und Christus als Hohepriester, übernehmen die
Vermittlung des Hauptgedankens für das Quer-

schiff und Hauptschiff. Dagegen führt nun das
erste Bild rechts im Schiffe mit Petrus den
Gedanken weiter, welcher ihm durch die letzte
Darstellung rechts in der Bogenlaibung darge-
boten wurde, wo Christus als Sieger über
Kaiphas und Pilatus steht. Eine neue Zeit ist
angebrochen, die unter dem Zeichen der Kirche,
der Vermittlerin der Erlösung, steht, und so
sind hier die Worte von der Ecclesia mater,
mit denen uns der Cyklus des Mittelschiffes
begrüfst,86) kein blofser Zufall. Ganz deutlich
tritt auch die Beziehung zu der Querschiffsdar-
stellung in dem „summt vice palns praesidei"
hervor. Von hier aus wäre nur mehr ein Schritt
gewesen zu der kirchenpolitischen Auffassung,
die sich seit Gregor VII. befestigte, wenn wir
namentlich bedenken, dafs wir zu Füfsen Christi
auch den Vertreter der römischen Weltherr-

86) Es ist zu beachten, dafs die beiden vorliegenden
Tituli-Abschriften von Osten nach Westen fortschreiten,
während sich die Gedankenfolge von Westen nach
Osten, vom westlichen Querschiff zum Ostchor hin-
bewegt.
 
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