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Zeitschrift für christliche Kunst — 15.1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.4074#0205

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Abhandlungen.

Die alte romanische Pfarrkirche zu
Oberbreisig.

Mit 13 Abbildungen.

itten in dem Kranze der
auf dem linken Rhein-
ufer gelegenen roma-
nischen Kirchenbauten
von Sinzig, Andernach
und Laach, die zu den
bedeutendsten ihrer Art
gehören, steht die alt-
ehrwürdige Pfarrkirche zu Oberbreisig. Von
dem unmittelbar am Rhein gelegenen Orte
Niederbreisig, der früher zu der Pfarre Ober-
breisig gehörte, gelangt man durch ein von
Weinbergen und Obstfeldern besäumtes an-
muthiges Thal in kaum 20 Minuten nach Ober-
breisig. Gleich am Anfang des Ortes, rechts
von der Landstrafse auf mäfsiger Anhöhe,
bietet die kleine originelle Pfarrkirche den
Grufs. Hierher führte mich bei einem Er-
holungsaufenthalt der Weg, und das kleine
Kirchlein gewährte mir eine Ruhepause. So-
fort erinnerte ich mich des Vortrages, den
Professor Dr. Schrörs auf der Herbstversamm-
lung des Historischen Vereins für den Nieder-
rhein im Jahre 1898 zu Remagen über die
Geschichte der alten abgebrochenen Probstei
des Apollinarisberges hielt und der stilisti-
schen Verbindung, in welche er sie mit der
Kirche zu Oberbreisig brachte. Diese Erinne-
rung regte mich an, die letztere näher zu
studiren, und bei wiederholten Besuchen habe
ich sie skizzirt und in den Haupttheilen auf-
gemessen. Das Ergebnifs dieser kleinen Be-
schäftigung lege ich hier nieder in der An-
nahme, dafs auch weitere Kreise diese Studie
interessiren möchte, zumal diese Landkirche
bisher wenig Beachtung gefunden zu haben
scheint, obwohl sie als sehr originelle mittel-
alterliche Anlage solche durchaus verdient.
Nachträglich ist mir erst bekannt geworden,
was darüber F. Kugler »Kleine Schriften
und Studien zur Kunstgeschichte. Rheinreise
1841«, IL Theil, S. 221 mit folgenden Wor-
ten sagt: „Oberbreisig, kleine, aber ele-
gant spätromanische Kirche. Gurttragende

Pfeiler, romanisch spitzbogige Gewölbe im
Mittelschiff. Auf der nördlichen Seite eine
Empore, auf der südlichen nicht, hier vielmehr
das Seitenschiff von der Höhe des Mittel-
schiffes. Dies südliche Seitenschiff zugleich
sehr eigenthümlich überwölbt mit halbkuppel-
artigen Kappengewölben, die sich gegen das
Mittelschiff anlehnen. So auch die aus fünf
Seiten eines Zehnecks gebildete Apsis, wo die
Kappen des Gewölbes von den Bögen aus-
gehen, die von schlanken Säulchen zwischen
den Fenstern getragen werden. (Diese Bögen
sind eigentlich nur der Kappenansatz; sie haben
keine Wulste oder sonstige Gliederung.) Im
Chor alles rundbogig." — Diese kurze Notiz
wird durch Lehfeldt: »Bau-und Kunstdenk-
mäler des Regierungsbezirks Koblenz« 1886,
S. 72 nicht wesentlich bereichert.

Der Herr Pfarrer von Oberbreisig, dem ich
meine Skizzen vorlegte, zeigte für dieselben
das gröfste Interesse und bot mir über seine
Kirche und deren Geschichte allerlei werthvolle
Mittheilungen, für welche ich auch an dieser
Stelle verbindlichsten Dank ausspreche.

Die hier beigefügten Zeichnungen geben
von der Anlage ein klares Bild, so dafs es
für deren Erklärung nicht vieler Worte bedarf.
Das hohe massige Untergeschofs des nach
Westen liegenden Thurmes, der im Grundrifs
die Form eines länglichen Rechtecks hat und
sich pyramidal nach oben verjüngt, ist in Bruch-
steinmauerwerk mit starken Eckquadern aus-
geführt. Die beiden niedrig gehaltenen Ober-
geschosse, deren höchstes den First des Kirchen-
daches überragt, sind mit Ecklisenen und da-
zwischen laufenden Rundbogenfriesen belebt. Das
Obergeschofs zeigt an den Breitseiten eine
Dreitheilung mit je drei Rundbogen, wovon
der mittlere Bogen höher gestellt ist. Die
vier Thurmseiten haben Doppelfenster auf
Mittelpfosten. Nach Süden und Norden endet
der Thurm mit einem Frontgiebel und ist
zwischen diesen mit einem Satteldache abge-
deckt, welches an beiden Enden je ein schmiede-
eisernes Kreuz trägt, das südliche mit Wetter-
hahn bekrönt. Aus dem Umstände, dafs der
Thurm zu dem Kirchengebäude schief steht,
darf gefolgert werden,- dafs dem unteren Thurm-


 
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