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Zeitschrift für christliche Kunst — 19.1906

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Beissel, Stephan: Miniaturen aus Prüm, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4095#0019

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1906. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 1.

12

Miniaturen aus Prüm.

(Mit 15 Abbildungen und 2 Initialen.)

est griff Heinrich II. bald nach
seiner Thronbesteigung auch in
die kirchlichen Verhältnisse ein.
Auf seinen Befehl hin mußten
die Mönche von Prüm im
Jahre 1003 ein „Inventar"
ihrer Kleinodien anfertigen,1)
worin auch die kostbarsten litur-
gischen Bücher der Abtei auf-
gezählt wurden. Das wertvollste, ein von Kaiser
Lothar (j 855) geschenktes,
in Gold gebundenes Evan-
gelienbuch war mit Bildern,
und bei den Anfängen der
Evangelien mit großen Ini-
tialen geziert.2) Weiterhin
besaß die Abtei vier andere
Evangelienbücher. Das bes-
sere war „innen und außen
durch Gold verziert", ein
an Wochentagen benutztes
in Silber gebunden. Ein
Missale sowie ein Lektionar,
aus dem man die Epistel
an Festtagen sang, hatten
reiche mit Goldplatten und
Edelsteinen versehene Ein-
bände. Elfenbeintafeln waren
eingelassen in die Deckel
eines Antiphonar und eines
Tropar. Als die Benediktiner
Martene und Durand 1718
auf einer wissenschaftlichen
Reise Prüm besuchten, zeigte man ihnen
ein sehr altes, mit Gold geschriebenes Evan-
gelienbuch und ein anderes, dessen Anfänge
in goldener Unzialschrift ausgeführt waren.3)
Lothars kostbares Buch war in Tours
ausgeführt worden und befindet sich jetzt

zu München bei den Erben Görres.4)
Das Tropar bildet einen der besten
Schätze der Pariser Nationalbibliothek.!>) Es
ist 16 cm breit, doppelt so hoch und
enthält auf ill Blättern die mit Neumen
versehenen Verse und Sequenzen, welche
der Chor bei der Feier der hl. Messe zu
singen hat.

Abb. 1.

Verkündigung der Geburt des Vorlaufers.

(Aus dem Tropar von Prüm.)

*) Die Initiale ist dem Prümer Tropar entnommen.

') Abgedruckt bei Hont he im, »Historia« I,
348 s.

2) »Bibliotheca cum imaginibus et magnis carac-
teribus in voluminum prineipiis deauratis neenon fera-
culis cum catenulis argenteis deauratis.« Das Buch
wird in derselben Urkunde genannt: Evangelium,
quod dominus Lotharius dedit.

8) »Voyage litteraire de deux religieux Benedic-
tin»« (Paris 1721), p. 274.

*) Lamprecht, »Initialenornamentik«. S. 29
n. 53. K. v. Rozycki, »Das Evangeliarium Prumense«,
(München 1904). v. ' Speyr-
Passavant, der die große, aus
Tours stammende Bibel aus dem
zweiten Viertel des IX. Jahrh.
1836 nach London verkaufte,
wo sie im Brittischen Museum
unter Nr. 10546 ruht, behauptete,
sie sei 1576 aus Prüm nach
Grandval in der Schweiz ge-
kommen. Description de la
Bible ecrite par Alchuin de
l'an 778 a 800 et Offerte
par lui ä Charlemagne le jour
de son couronnement ä Rome
l'an 801. Par son proprietaire
M. J. H. de Speyr-Pas-
savant (Paris 1829). Vgl.
Berger, »Histoire de la Vul-
gate«. Paris, Hachette 1893)
209 s.

5) Paris, Bibl. nat., Cod.
lat. 9448 (Suppl. lat.(ill). Über
diese Handschrift vgl. Redners,
im »Korrespondenzblatte der
Westdeutschen Zeitschrift«, VII
(1888), 232 f. und 274 f. sowie
im »Luxemburger Organ für
christliche Kunst«, XIX (1889),
68 f.; Ed. Braun, im Ergänzungsheft IX der »West-
deutschen Zeitschrift«, 87 f.; Vöge, »Repertorium«
XIX, 33; Waagen, »Kunstwerke in Paris« (Berlin
1839), 276 usw. Rohault de Fleury gibt Ab-
bildungen der meisten Miniaturen: »La sainte Vierge«
(Paris 1878), I, 12 (Verkündigung), 17 (Heimsuchung),
23 (Reise nach Bethlehem und Geburt), 32 (Dar-
stellung im Tempel), 54 (Himmelfahrt Christi).
56 (Pfingstfest), 60 (Maria Tod und Himmelfahrt).
97 (Maria Verherrlichung), »L'evangile« (Tours 1874),
34 (Christi Taufe) 38 (Hochzeit von Kana), »La
messe« V, 420 (Geburt des Vorläufers), VII, 542
(St. Laurentius). Christi Taufe bei Strzygowski,
»Ikonographie der Taufe« (München 1885), Tafel 11.
Farbige Abbildungen bei Labarte, »Album«, I.,
pl. 90 (Geschichte des hl. Stephanus und Einzug
Christi in Jerusalem) und bei Louandre, „Les
arts somptuaires« (Paris 1858), I, pl. 10. siede
(Laurentius usw.).
 
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