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Zeitschrift für christliche Kunst — 19.1906

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Hasak, Max: Der alte Kölner Dom
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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4095#0049

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63

1906.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 2.

64

ob der Entwurf Gerhards schon ein fünf-
schiffiges Langhaus aufwies oder ob dies erst
einem seiner Nachfolger zuzuschreiben sei.
Nach den vorhergehenden Ausführungen ge-
hören die fünf Schiffe des Langhauses schon
dem ursprünglichen Entwurf an.

Tatsächlich gab es auch 1248 schon in
Frankreich fünfschiffige Kreuzkirchen, wenn
man eine solche Neuerung dem Deutschen
durchaus nicht zutrauen will. In Troyes z. B.
war die Pfarrkirche Ste. Madeleine sicher schon
seit 1220 im Gebrauch und die Kathedrale im
vollen Baubetrieb. Beide haben fünfschiffige
Langhäuser. Auch in Beaumont an der Oise
gibt es eine frühgotische fünfschiffige Kirche.

Gerhard, dem glorreichen Schöpfer des
riesigen Bauplanes gebührt sowohl der Ruhm,
den Dom so entworfen zu haben, wie wir ihn
jetzt vor uns sehen, abgerechnet die Umbildung
der Formen nach dem Empfinden der späteren
Jahrhunderte, wie seine Schöpfung auch der-
artig um den alten Dom herum gebaut zu
haben, daß sich der neue Bau zu dem alten

wie die großartigste Erfüllung zu der be-
scheidenen Vorhersagung verhält.

Daß Gerhard derjenige war, welcher den
neuen Dom begonnen hat, bezeugt das Nekro-
logium der Abtei St. Pantaleon. Daselbst
steht bei dem 24. April:14)

„Obiit magister Gerardus iniciator nove

fabrice maioris ecclesie, qui una cum uxore

et liberis legavit monasterio nostro pro remedio

animarum suarum dimidietatem trium domo-

rum sitorum in platea sancti Marcelli, ut in

carta officialium plexius est conscriptum."

Und bei dem 13. Dezember ist vermerkt:

„Guda magistri prescripti uxor Gerardis."

Ihm gebührt das Lob eines Jeden, welcher

heut von Staunen ergriffen die Hallen seines

Werkes bewundernd durchwandert oder von der

Ferne den Riesenleib des Domes über der jetzt

so gewaltig angewachsenen Colonia immer noch

in alter Überlegenheit emporragen sieht.

Grunewald b. Berlin. Max Hasak.

14J Nach Norrenberg in der > Kölnischen Volks-
zeitung« vom 5. August 1888, Nr. 215.

Bücher schau.

Musees etMonuments deFrance. Revue men-
suelle d'Art ancien et moderne, publiee sous la di-
rection de M. Paul Vitry. Henri Laurens, editeur,
6 Rue de Tournon Paris.
Die Museen und Kunstdenkmäler Frankreichs
namentlich in bezug auf ihren Zuwachs und ihre Ver-
änderungen in den weitesten Kreisen bekannt zu
machen durch zuverlässige Mitteilungen, sachgemäße
Beschreibungen und gute Abbildungen ist derHaupt-
zweck dieser neuen Monatsschrift (14 frs. für das
Ausland), die von dem bekannten Konservator am
Louvre redigiert, von einem auserlesenen Freundes-
kreise der kompetentesten Forscher und Archäologen
bedient wird. — Entsprechend dem frischen Zug, den
die jüngere Generation hochbefähigter Fachmänner in
die Verwaltung der französischen Museen eingeführt
hat, werden die immensen Schätze derselben immer
mehr gewürdigt und immer glänzender ergänzt durch
großmütige Geschenke und großartige Ankäufe. Diese
Ergänzungen sollen hier zunächst veröffentlicht werden.
— Jedes der 3 bereits erschienenen Hefte in Gr.-Quart
bringt 4 vortreffliche Tafeln mit Darstellungen von her-
vorragenden Werken der Architektur, Stein- u. Elfen-
beinplastik, Malerei, Textur, der Fayence- u. Porzellan-
industrie; und die Namen ihrer Bearbeiter: Bouchot,
de Chavagnac, Enlart, Gazier, Koechlin, Leprieur,
Marcou, Mayeux, Metman, Michel, Migeon, Stein ver-
raten schon die Bedeutung der Beschreibungen, denen
zahlreiche und wertvolle Notizen sich anschließen. —
Der neuen Zeitschrift gebührt daher die wärmste Be-
willkommnung und Empfehlung. Schnütgen.

Kind und Kunst. A. Koch. Darmstadt 190.r>/1906.
Der I. Jahrgang dieser Monatschrift (14 Mk. pro
Jahr) hat seine ungewöhnlich schwere, weil fast
ganz neue, vorbildlose Aufgabe im ganzen gut ge-
löst, sowohl hinsichtlich der stofflichen Auswahl, des
(nur ausnahmsweise etwas zu hohen) Niveaus, wie
der überaus wichtigen Diskretion. Auf diesem Wege
haben sich die Aufgaben gemehrt, die Gesichtskreise
erweitert, so daß mit Recht nicht nur auf die Kinder,
sondern auch auf die Eltern und Erzieher die Be-
lehrungen, Anleitungen, Ratschläge berechnet er-
scheinen. — Im II. Jahrgange findet die Naturbetrach-
tung immer mehr Pflege, die Handarbeit wird in
steigendem Maße der Fassungskraft angepaßt, die
Puppen- und Bewegungsspiele bilden eigene Gruppen,
ebenso die Kostümfragen. Da die Phantasie des Kindes
wesentlich bestimmt wird, wenigstens werden soll
durch die religiösen Eindrücke, wie sie zumeist
durch die biblischen Erzählungen und Bilder, sowie
durch die kirchlichen Feste vermittelt werden, so
müßte auch an diese angeknüpft werden. Die
Weihnachtszeit mit Krippe und Christbaum, das
Osterfest mit Palmen und Eiern, Sommer und Herbst
mit ihren mancherlei Festtagen und Festzügen bieten
Anregungen in großer Zahl; Anweisungen, dafür
den Schmuck eigenhändig zu besorgen, werden gewiü
so begierig wie dankbar aufgenommen werden von
den Kindern, die ihren selbstgefertigten Spiel- und
Unterhaltungssachen die beste Schulung des Auges,
Geschmackes, der Hand, zugleich die wirksamste Be-
friedigung und Freude verdanken. R.
 
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