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Zeitschrift für christliche Kunst — 19.1906

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Schulz, Fritz Traugott: Von der historischen Ausstellung in Nürnberg, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4095#0101

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1906. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 5.

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mit seiner näheren Umgebung eine gewisse
Ähnlichkeit mit dem Hieronymus Holzschuher
und dem Apostel Paulus in München auf-
weist. Die beiden aus der städtischen Kupfer-
stichsammlung in Nürnberg stammenden
Handzeichnungen: eine h. Anna selbdritt
und eine Grablegung wurden seinerzeit aus
der Sammlung Mitchell-London erworben und
sind von Lippmann in seinem Dürer-Werk
reproduziert worden.

Reicher als der Meister selbst ist seine
Schule vertreten. Wir beginnen mit Hans
von Kulmbach. Der Altarflügel aus
Kadolzburg ist wohl sicher ein Werk von
seiner Hand. Oben ist der Tempelgang
Maria, unten die Anbetung der h. drei Könige
dargestellt. Die untere Darstellung ist künst-
lerisch bedeutsamer als die obere, welche von
ihr, was Geschlossenheit der Handlung und
Leuchtkraft der Farben anbelangt, weit über-
ragt wird. Dieser Flügel bildet mit noch
weiteren teils bemalten, teils reliefierten Flügeln,
die sich noch in Kadolzburg befinden, den
Rest des ehemaligen Hochaltares. An einem
derselben ist die Jahreszahl 1508 angebracht.
Ebenfalls zu Hans von Kulmbach in engem
Zusammenhang stehen die vier nicht ganz
glücklich restaurierten kleinen Tafelbilder aus
der Galerie in Bamberg, auf denen wir die
Heimsuchung, Geburt, Flucht nach Ägypten
und den Tod Maria dargestellt finden. Lockerer
ist der Zusammenhang bei den Gemälden
an dem Ottensooser Altar. Doch rühren
sie von einem ihm nahestehenden Künstler
her. Als Schule des Hans von Kulmbach
zu bezeichnen sind die eindrucksreichen Voll-
figuren des Joachim, der Anna und der Heiligen
Andreas und Eligius an dem größeren Altar
aus Schwabach. Die geistvolle Durch-
bildung der Antlitze ist sehr zu bewundern.

Von Wolf Traut ist in der nicht kirch-
lichen Abteilung ein mit seinem Monogramm
versehenes männliches Bildnis aus Freiherrlich
von Behaimschem Besitz vorhanden. Zur
Linken gewinnt man einen Durchblick auf
eine für den Meister im höchsten Grade be-
zeichnende Flußlandschaft. Nähere Vergleiche
ergeben, daß der Meister, von dem dieses
Bildnis herrührt, entschieden auch die vier
Darstellungen auf den Außenflügeln des
Lorenz- und Mauritiusaltares aus

Heilsbronn geschaffen hat. (Abb. 3.) Der
Altar wurde ums Jahr 1515 von dem rechts
oben dargestellten Abt Sebald Bamberger
gestiftet. Weniger sicher bin ich mir hin-
sichtlich der Urheberschaft Wolf Trauts bei
den Vollbildern der Heiligen Barbara und
Katharina auf den Außenflügeln des 1513
vom gleichen Abt gestifteten sogen. 110 0 0
Jungfrauenaltares, ebenfalls aus Heils-
bronn. Doch will ich mich hier gerne dem
Urteil des Kollegen Dr. Rauch aus Marburg
unterwerfen, der uns demnächst eine eigene
Monographie über Wolf Traut bringen wird.

Noch von einem dritten Dürer-Schüler sind
Werke vorhanden, nämlich von Hans Leon-
hard Schäuffelei n. Sein Abschied Jesu
von seiner Mutter, seine fast schon Gemein-
gut gewordenen Tafelbilder der Heiligen
Barbara und Elisabeth, die zu den
vollendetsten unter seinen Werken zählen,
gehören zu den Glanzstücken der Ausstellung.
Sie stammen aus Nördlingen, wo sie sonst
in den städtischen Sammlungen auf dem Rat-
haus untergebracht sind. Die Steinigung
des Stephanus aus der Galerie in Mainz
ist von Riefel ebenfalls für eine Schöpfung
Schäuffeleins erklärt worden. Ob dies allerdings
berechtigt ist, müßte wohl noch näher nach-
geprüft werden. Weiter rühren von Schäuffelein
her die beiden kleinen Bildchen des Hie-
ronymus in der Felsengrotte aus der
Galerie in Bamberg und aus der Sammlung
des Baurats Wallraff in Nürnberg.

In diesen Schulkreis gehören ferner das figu-
renreiche, große Tafelbild mit den Wundern
der sieben Seligkeiten der Maria aus
S. Gangolph in Bamberg und das Auf-
erstehungsbild aus der Galerie eben-
dort. Ersteres ist ein sehr beachtenswertes
Werk der Schule Dürers, letzteres geht auf
seinen bekannten Holzschnitt aus der großen
Passion zurück.

Die Taufe Christi im Jordan aus
St. Gumbertus in Ansbach ist insofern
nicht uninteressant, als sie von einem Meister
herrührt, der die gleiche Darstellung von
Wolf Traut im Germanischen Museum ge-
kannt und fast in gleicher Weise wiederholt
hat. Das Bild ist um die Mitte des XVI.
Jahrh. entstanden. (Forts, folgt.)

Nürnberg. Fritz Traugott Schulz.
 
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