Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 31.1918

DOI Artikel:
Fuchs, Alois: Die goldene Madonna des Bischofs von Paderborn
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4276#0041

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST. Nr. 3 4

DIE GOLDENE MADONNA
DES BISCHOFS VON PADERBORN.

(Mit 3 Abbildungen auf Tafel IV.)

Engelbert Giefers erwähnt 1860 in seinem Schriftchen „Der Dom zu
Paderborn" ein kleines „halbvermodertes Madonnenbild aus dem
XII. Jahrh.", welches sich seit unvordenklicher Zeit in der Krypta
befunden habe. J. Kayser berichtet sechs Jahre später im Organ für christliche
Kunst1, daß diese Madonna „nach den noch vorhandenen Farben- und Dessin-
überresten" eine neue farbige Fassung erhalten habe. Er hebt dabei hervor, daß
das Jesuskind in etwas mädchenhafter Auffassung dargestellt sei und setzt die
Entstehung ins XI. Jahrh. Die Madonna, deren Fassung laut Mitteilung eines
dabei beteiligten Malers 1886 nochmals erneuert wurde, gelangte später in die
Schatzkammer des Domes und fand schließlich 1913 einen Ehrenplatz in der Mitte
des damals eröffneten Paderborner Diözesan-Museums als dessen älteste und wert-
vollste Holzskulptur.

1 (j Diese aus Lindenholz gefertigte, 112 cm hohe Madonna, bisher nur durch eine
kleine Abbildung bei Ludorff- bekannt, ist nichts anderes als der Holzkern einer
goldenen Madonna, die Bischof Imad von Paderborn (1051—76) dem Dome ge-
stiftet hat.

Daß zunächst die Madonna ehedem mit Edelmetall bekleidet war, ergab
sich aus der gründlichen Untersuchung, die im vergangenen Jahre mit Erlaubnis
des Bischofs von Paderborn und des Domkapitels durchgeführt werden konnte.
Es fanden sich unter der letzten Bemalung zwei ältere Farbschichten von weißer
Grundfarbe mit eingestreuten Sternen, Halbmonden und Lilien, deren älteste
zweifellos schon aus nachmittelalterlicher Zeit stammte. Unter der Farbe fanden
sich sodann über die ganze Figur einschließlich des Kindes verstreut 97 kupferne,
der Köpfe beraubte Nägel, aus deren Vorhandensein sich zweifellos ergibt, daß die
Figur ehedem mit Metall bekleidet gewesen ist.' Selbstverständlich ist festzuhalten,
daß eine weit größere Zahl von Nägeln notwendig gewesen ist, um einer vollen
Metallbekleidung festen Halt zu geben. Es ist aber natürlich anzunehmen, daß die
Mehrzahl der Nägel bei der Abnahme der Bekleidung mit herausgerissen wurde
und ferner wohl zu beachten, daß die Gewandsäume am Kopftuch, am Halse, an
den Ärmelenden und über den Füßen, an denen eine besonders dichte Nagelung
vermutet werden muß, nicht untersucht werden konnten, da sie mit einer eisenfesten
Kittmasse bedeckt sind, die nur unter grober Beschädigung der Figur hätte entfernt
werden können. Es erklärt sich aber diese Erscheinung sehr einfach durch die An-
nahme, daß gerade an diesen Stellen das Holz infolge der starken Durchlöcherung
durch Nägel mehr gelitten hatte, als an anderen Stellen. Als nach Entfernung der
Metallbekleidung diese Schäden sichtbar wurden, empfahl es sich, falls man die
Figur nach ihrer Beraubung überhaupt noch in eine einigermaßen befriedigende
Verfassung bringen wollte, die Heilung dieser Stellen so durchzuführen, daß für die
in der Metallbekleidung sicher durch Filigran und Steine besonders reich ge-

1 XVI. Jahrg. S. 66.

2 Die Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Paderborn, Taf. 44, I.
 
Annotationen