Corpus Masoreticum

Corpus Masoreticum ist ein von der DFG gefördertes Langzeitvorhaben, das auf eine Laufzeit von zwölf Jahren angelegt ist; es setzt sich mit der westeuropäischen aschkenasischen Masora-Tradition zwischen dem 12. und 14. Jh. auseinander. Das Projekt wurde von Anfang an auf einer digitalen Arbeitsumgebung angelegt (born digital), die fortwährend weiterentwickelt wird. Mittels der innovativen digitalen Editions- und Auswertungsmethoden setzt das Projekt neue Maßstäbe in den Digital Humanities und bringt vergessene Wissenskulturen wieder zusammen, die den kulturellen Hintergrund der westeuropäischen Masora- und Text-Traditionen bilden.

Ziel des Projektes ist es, unter Anwendung verschiedenster Verfahren der digitalen Edition zu zeigen, welche Masora- und Bibeltext-Traditionen sich in aschkenasischen Bibeln finden, und wie diese im Detail zu analysieren sind. Zu diesem Zweck wurde BIMA 2.0 entwickelt, eine kollaborative digitale open source Arbeitsumgebung, die auf der Grundlage graphenbasierter Datenmodelle (sog. text-as-a-graph mit Neo4J) eine intuitive Benutzeroberfläche bereitstellt, um unterschiedlichste Arten von handschriftlichen Textbefunden wie Bibeltext, Masora oder Glossen in einem Arbeitsbereich zu erschließen. BIMA 2.0 bezieht Handschriftendigitalisate mittels des IIIF-Protokolls und erzeugt wiederum mit Annotationen angereicherte IIIF-Manifeste direkt aus der Editionsumgebung heraus. Zum ersten Mal wird eine diplomatische Edition dem Leser nicht nur das edierte Material in linearer Form darbieten, sondern es auch mit seiner Form und seinem Layout verknüpfen. Dadurch werden zukünftige Forschungen der Frage danach ermöglicht, wie Wissen gesammelt und verbreitet, aber auch versteckt und chiffriert wurde.

Diese Editionen, die mit zunehmender Projektlaufzeit mit zusätzlichen Inhalten und Funktionen für die Nutzer ergänzt werden sollen, sind online über die Plattform BIMA 2.0 zugänglich. Zur Förderung seiner Einbindung in die wissenschaftliche Gemeinschaft wurde für Corpus Masoreticum ein internationaler Beirat eingerichtet und eine eigene Veröffentlichungsreihe: Corpus Masoreticum Working Papers (CMWP) etabliert. Zwei Dokumentationsvideos, in denen Ziele und Methoden des Projektes vorgestellt werden, ermöglichen auch dem interessierten nicht-fachwissenschaftlichen Publikum erste Einblicke in die faszinierende Welt der masora figurata.
Video - BIMA 2.0
Video - Corpus Masoreticum: Introduction