Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 519

Breviarium Romanum ad usum monasterii sanctorum Udalrici et Afrae

Papier · 2, 336, 1 · 21,6 × 15 cm · Heidelberg · Mitte 15. Jh.


Schlagwörter (GND)
Liturgie / Brevier / Breviergebiet / Stundengebet.
Entstehungsort
Heidelberg.
Entstehungszeit
Mitte 15. Jh.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Papier.
Umfang
2, 336, 1.
Format (Blattgröße)
21,6 × 15 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a + II3 + (V-1)12 + 12 VI156 + (VI+1)168 + 8 VI264 + (VI+1)277 + 4 VI325 + (VI-1)336 + (I-1)337*. 1a bildet mit dem Vorderspiegel ein Doppelbl., 337* bildet mit dem Hinterspiegel ein Doppelbl.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Tintenfoliierung, Rom 17. Jh. (1–106, 107–150, 151–157, 158–167, 168–281, 282–332). Das Bl. vor 1 wohl später ergänzend mit A bezeichnet. Moderne Bleistiftfoliierung (333–336). Die Bezeichnung unfoliierter Bll. folgt dem Digitalisat (1a, 106a, 150a, 157a, 167a, 281a, 337*).
Zustand
Rücken teilweise abgelöst und beschädigt, Bindung etwas gelockert.
Wasserzeichen
Aufgrund der Größe der Hs. nicht digitalisiert.

Schriftraum
16,5 × 11 cm.
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
32 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Sorgfältig und gleichmäßig geschriebene Buchbastarda von zwei Händen (4r–329v, 329v–332v). Die erste Hand schrieb auch Pal. lat. 516, 3r–10v, 166v–170v und 290rv. Die Benediktionen 1rv sind wenig spätere Nachträge einer weiteren Hand (Bastarda cursiva). Die Nachträge Ar und 336v in einer Kursiven der 1. H. des 16. Jhs.
Buchgestaltung
Spaltenbegrenzungen und Zeilenlinien in sehr blassem Metallstift, in weiten Teilen wie blind gegriffelt. Im Kalender Liniierung in verdünnter Tinte. Rubriziert. Die längeren Rubriken zuweilen in schwarzer Tinte mit roter Unterstreichung. Zweizeilige Lombarden in Rot und Blau abwechselnd zu den Textabsätzen. Rote, seltener blaue 1zeilige Lombarden zu Satz- oder Versanfängen. Sonst Satzmaiuskeln rot gestrichelt. Eine dreizeilige Lombarde in Blau zum Beginn des "Proprium de tempore". Wichtigere Textanfänge zuweilen durch Lombarden mit einfachem, durchbrochenem Dekor und Fadenausläufern hervorgehoben (z. B. 194v, 252v, 298v).

Nachträge und Benutzungsspuren
Besitzeintrag: Hic liber spectat ad vicariam (am Seitenrand: trium regum et sancti Georgii militis) sive cantoriam sinistri chori regalis ecclesie sancti spiritus Heidelberge quem modo possidet Conradus Presant alias Windenmacher ex Durlach anno 1535. Darunter: Ego incepi missare in die Dorothee virginis que fuit 6 dies Februarii et hec acta fuit in ecclesia sancti spiritus Heydelbergensis anno incarnacionis domini nostri Jesu Christi 1549. Vgl. auch 336v. Spätere Einträge im Kalendarium: 5r Ego Leonardus installatus sum in profesto Benedicti ad cantoriam anno 15 iiii jar. Der Schreiber, Leonardus, wurde am 20. März als Kantor eingesetzt, die Jahresangabe ist wohl als 1504 aufzulösen. 7r Obiit dominus Jacobus Cerdonis cantor lxxx9. Der Kantor Jacobus Cerdonis starb am 9. Juli 1489 (?). Ein Jacobus Cerdonis erscheint in der Heidelberger Matrikel zum 8. Mai 1472 (Toepke, Matr. Heidelberg 1, S. 337) 13r Cogitavi dies, Federprobe vgl. CAO 6300. 157ar/ 167av auf dem eingebundenen Zettel: Christus. Aquas sanctificat dum baptisatur, terram fructificatet sedet ad dexteram dei patris. Darunter in kleinerem Schriftgrad: Querite dum invenire potestet miserebitur eius ait dominus omnipotens [Is 55,6–7]. Jeweils von der Hand des Haupttextes. 281ar lose einliegender Zettel: Quarta de sero cum vigiliis et / magistri Gerhardi de Hoen//. Bezieht sich sehr wahrscheinlich auf Gerhard von Hohenkirchen, Medizinprofessor in Heidelberg und Kanoniker am Heiliggeiststift, † 26. Dez. 1448 (Drüll, Gelehrtenlexikon, S. 179f.). Denkbar wäre es, dass die Notiz im Zusammenhang mit seinem Hinscheiden bzw. dem liturgischen Totengedenken in Zusammenhang steht. 336v Notiz über eine Buchausleihe (?): Observaciones chori per annum ad matutinas per me Mathiam Friderico vice cantori in anno 154 [!] sexti die primi [?] nativitatis Christi [?]. Lesung zum Teil uneindeutig. Ein Matthias übergibt dem Vize-Kantor Friederich ein Matutinale. vgl. Ar unten. Darunter von der selben Hand: Item die lune vocatur feria secunda accipite primo nocturno … – … diei sabatte tercio nocturno et sic per annum.

Einband
Grünes Pergament mit Goldpressung auf Pappen. Rom, 1626–1633. Vorderdeckel Wappen Papst Urbans VIII. (Pontifikat 1623–1644), Hinterdeckel Wappen des Kardinalbibliothekars Francesco Barberini (1626–1633). Beide Einbanddeckel mit Spuren von zwei entfernten Schließenbändern. Rücken mit drei erhabenen Doppelbünden, oben das ältere Signaturschild der Vaticana (Kupferstichkartusche, darin in Rot: 519), darunter ein handschriftliches Titelschild aus Papier: Breviarium sowie in blauem Farbstift: 519 Pal., im Feld darunter eine der Bienen des Barberiniwappens, darunter das blaue Signaturschild der BAV. Wappen und Dekor jeweils in Gold. Kapital mit braunen (ehemals roten?) und blauen Seidenfäden umwickelt (heute weitgehend aufgelöst). Schunke, Einbände 2,2, S. 840; vgl. Schunke, Einbände 1, S. 256f.
Provenienz
Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Das Brevier nach Wormser Gebrauch (siehe 298v) befand sich in der 1. Hälfte des 16. Jhs. im Besitz zweier Vikare an der Heidelberger Heiliggeistkirche: Ar … Conradus Presant alias Windenmacher ex Durlach anno 1535. Ar Ego incepi missareet hec acta fuit in ecclesia sancti spiritus Heydelbergensis anno1549. Der Eintrag im Kalendarium zum Tod des Kantors Jacobus Cerdonis von 1489 wurde nachträglich eingefügt und deutet auf eine Entstehungszeit der Hs. vor dem genannten Datum. Der einliegende Zettel, hier 281a, deutet ebenfalls auf den Umkreis des Heiliggeiststiftes und der Universität (s. Nachträge). Die Hs. wurde sehr wahrscheinlich in Heidelberg für die Benutzung in der Heiliggeistkirche geschrieben. 1623 wurde sie mit den Bänden der Heidelberger Palatina in die vatikanische Bibliothek verbracht. Ar Capsa-Nummer C 139, entsprechend im Allacci-Register (Pal. lat. 1949, 8r: eines der drei Breviere im Quartformat mit dieser Capsa-Nummer). Ältere Signaturen: 1ar 379 (gestrichen), darunter in Rot Pal. oben die aktuelle Signatur; Ar 2187 (gestrichen). Besitzstempel der BAV Ar, 1r, 4r, 14r, 332v, 336v.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_519
Literatur
Bloh / Berg, Gebetbuch, S. 247, S. 253–255; Ehrensberger, Libri liturgici, S. 282f., Nr. 77; Gugumus, Erforschung, S. 138; Salmon, Mss. liturgiques 1, S. 142f., Nr. 289; Stevenson, Latini, S. 171; Walz, Konrad, S. 343–344.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

1) 1rv Digitalisat

Titel
Benedictiones.
Angaben zum Text
Benediktionen für Matutin und Nokturnen an Fest- und Wochentagen im Jahreslauf.
2r–3v leer.
Rubrik
1r ›Hec sunt benedicciones ad matutinas sacris diebus per circulum anni‹.
Incipit
1r Exaudi domine Ihesu Christe preces servorum tuorum qui in trinitate perfectam
Explicit
1v Gloria patri etc. Amen, adoremus deum.

2) 4r–12r Digitalisat

Titel
Kalendarium et tabulae.
Angaben zum Text
(4r–9v) Kalendarium in 7 Spalten: goldene Zahl, horae coniunctionis et minutae, litere signorum (a–o), Sonntagsbuchstaben, Römisches Datum, Fest, Festgrad bzw. Zahl der Lesungen. Die üblichen Angaben zu goldener Zahl und Sonntagsbuchstaben wurde hier mit der "tabula coniunctionis solis et lunae" kombiniert. Die Tafeln hierzu folgen 10r–11r. Festkalender der Diözese Worms mit einigen Festen des Mainzer Kalenders. Zudem: 12. Aug. Eupli dyaconi, 12. Okt. Burghardi, 16. Dez. Lazari quadriduani sowie am 15. Nov. Secundini martyris wie im Speyerer Festkalender. Spätere Einträge s. unter Nachträge. (10r) Tafel der "literae signorum". (10v–12r) Tafeln zur Berechnung des Intervalles zwischen Weihnachten und Ostern und Texte zum Ostertermin. Darin: (10v) Schema der Himmelsrichtungen und Temperamente. (11r) Merksprüche zu Jahreszeit, Elementen und Temperamenten. Festo Clementis capud hyms [!] est orientis … . Walther, IC, Nr. 6480; Thorndike / Kibre, Sp. 555, Nr. 7. Aer - sanguineus: largus, amans … – … timidus luceique coloris. Die Elemente und die ihnen zugeordneten Temperamente. (11v) Celebratur autem Pascha post quartadecimam diem lunacionis Aprilis … – … pervenitur ad diem salutis eterne. Amen. (12r) Notandum est quod Pascha nostrum semper debet fieri in die dominico … – … quam includitur ipsa vicesima prima dies. Darunter: Prima dies vene gaudet moderamine cene … – … balnea sexta petit, septima vult spaciari. Walther, IC, Nr. 14570; Thorndike / Kibre, Sp. 1090, Nr. 8. Merkverse: Gesundheitsregeln für die Wochentage.
12v–13v leer.
Incipit
4r Januarius habet dies xxxi, luna xxx
Weiteres Initium
11r Festum Clementis capud hiems est orientis … ; 11r Aer sanguinicus: largus, amans …
Explicit
12r … quam includitur ipsa vicesima prima dies.
Edition
Das Kalendarium entspricht weitgehend dem der Drucke des Breviarium Wormatiense (s. zu 14r–332v).

3) 14r–332v Digitalisat

Titel
Breviarium Wormatiense, pars hiemalis.
Angaben zum Text
(14r–216v) Proprium de tempore. Missus est Gabriel angelus ad Mariam … . ›Hec antiphona dicitur ad vesperas super psalmos usque ad quartam dominicam sabbatinis diebus. Capitulum. Deus pacis sanctificet vos … – … qui passurus advenisti propter nos. Domine miserere. Christus factus. Von der Vigil des ersten Adventssonntages bis einschließlich Gründonnerstag. (217r–298r) Proprium de sanctis. ›Incipit de sanctis pars hyemalis in vigilia sancti Andree apostoli ad matutinas. Invitatorium, nocturne et antiphone et versus de feria currente. Ewangelium secundum Iohannem. In illo tempore stabat Iohannes et ex discipulis eius duo [Io 1,35] … – … debet accipi antiphona: Vox leticie etc. ut patet in parte estivali etc. Von der Vigil des hl. Andreas (29. Nov.) bis zum Fest des hl. Ambrosius (4. April). Zu 265v ›De beata virgine ante septuagesimam … ‹ auf einem eingebundenen Zettel (266r): Est autem sciendum hic quod omni anno sabbato ante septuagesimam agitur festum commemoracionis beate virginis Marie sollempniter in choroper modum supra scriptum in libro. (298v–332v) Commune sanctorum. ›Incipit commune sanctorum secundum chorum Wormaciensis et primo de apostolis. Ewangelium secundum Matheum. In illo tempore misit Ihesus duodecim discipulos [Mt 10,5] … – … reddet ei bonum et non malum diebus vite sue. Deo gracias. Von den Aposteln bis zu den Witwen. Darin: 330v ›Historia de viduis ad vesperas … ‹. Dies adest leticie qua carnis solutam … – … reddat quem amavit. Reimoffizium für Heilige des Witwenstandes, AH 28, Nr. 100, S. 276–278.
Rubrik
14r ›Quia ab adventu domini qui per quatuor ebdomadas aut minime per quatuor dominicis celebratur et expletur …‹.
Incipit
14r Missus est Gabriel angelus ad Mariam
Explicit
332v … bonum et non malum diebus vite sue. Deo gratias.
Edition
Das Wormser Brevier erschien mehrfach im Inkunabeldruck, siehe GW 5513–5516. Breviarium iuxta ritum et ordinem ecclesiae Wormatiensis, Mainz 1576 (VD16 B 8205). Vgl. auch VD16 ZV 31331 und ZV 31332.


Bearbeitet von
Dr. Wolfgang Metzger, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 519. Beschreibung von: Dr. Wolfgang Metzger (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
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Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.