Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. gr. 63

Zusammengesetzte Handschrift

Papier · 1, 293, 1 Bll. · 31,3 × 20,4 cm · Italien · I. 2. Hälfte des 15. Jh. / II. Letztes Viertel des 15. Jhs. / III. Anfang des 16. Jhs.


Schlagwörter (GND)
Neuplatonismus / Philosophie / Platon / Alcibiades / Politeia / Aristoteles / Metaphysik / Kommentar / Proklus / Syrianus.
Diktyon-Nr.
65796.
1ar–1av vacat
Ir Fuggersignatur, Inhaltsvermerk
Iv vacat
Faszikel I
1) 1r–91r Anonymus, In Platonis Alcibiadem primum
91v–96v vacant
Faszikel II
2) 97r–167r Proclus, In Aristotelis Metaphysica
3) 167r–167v Alexander Aphrodisiensis, Quaestiones et solutiones 1,25
168r–170v vacant
Faszikel III
4) 171r Claudius Aelianus, De natura animalium 11,4sq.
171v–172v vacant
5) 173r–291v Proclus, In Platonis Rem publicam
292r–293*v vacant

Kodikologische Beschreibung

Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Westliches Papier.
Umfang
1, 293, 1 Bll.
Format (Blattgröße)
31,3 × 20,4 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
Hs. aus 3 Faszikeln zusammengesetzt (I. Bl. 1–96; II. Bl. 97–170; III. Bl. 171–292). (I-1)1a (Bl. nicht gezählt; erstes Blatt auf Vorderspiegel geklebt) + 1I … (I-1)293* (Bl. nicht gezählt; letztes Blatt auf Hinterspiegel geklebt).
Foliierung
Vatikanische Foliierung in der rechten oberen Ecke der Rectoseite mit schwarzbrauner Tinte (f. 1–292). F. Ir wurde ebenda mit Bleistift foliiert. Weil diese rezentere Hand für f. Ir eine lateinische Ziffer vergeben hat, hat sie auf f. 1r neben die lateinische Eins das arabische Äquivalent mit Bleistift gesetzt. Die Bezeichnung der ungez. Bll. folgt dem Digitalisat (1a, 293*).


Nachträge und Benutzungsspuren
Signaturschild der BAV auf dem Vorderspiegel. Capsa-Nr. C. 107, Fuggersignatur 63. Hen. und Inhaltsvermerk auf f. Ir.

Einband
Roter Ledereinband der BAV aus der Zeit von Kardinalbibliothekar Francesco Saverio de Zelada und Papst Pius VI.; späterer Rücken mit goldenen Wappenstempeln von Papst Pius IX. (oben) und Kardinalbibliothekar Angelo Mai (unten), vgl. Schunke, Einbände, II, S. 909.
Provenienz
Augsburg / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Gemäß dem Verzeichnis der aus dem Nachlass des Venezianer Humanisten Giovanni Battista Cipelli (Egnazio) erworbenen Codices gelangte unmittelbar nach dessen Tod 1553 eine Handschrift mit Proclus in politica Platonis (BAV, Pal. lat. 1925, f. 105v Nr. 38) sowie eine andere mit Proclus in Alcibiadem Platonis / Syriani philoxeni in metaphysica Aristotelis (f. 105v, Nr. 46) in die Fuggerbibliothek. Gemäß Christ 1919, S. 29f. (Nr. 38 und 46) handelt es sich in beiden Fällen um Teile des Palatinus, der dann vielleicht für Fugger zusammengebunden wurde (vgl. auch Biedl 1937, S. 31 Anm. 1). Einen terminus post quem für die Bindung stellt das Jahr 1492 dar, nach dem erst Faszikel III entstanden ist (Megna 2004, S. 324).
Die Herkunft aus dem Egnazio-Nachlass verschweigt indes die Fuggersignatur 63. Hen. auf f. Ir sowie der Katalog der Fuggerhandschriften (BAV, Pal. lat. 1950, f. 192r: Proclus in priorem Alcibiadem. Item in politica Platonis. char. 63. hen.; f. 193r: Syriani in metaphysica Aristot. char. 63. hen.). Demgemäß ging der Codex, wohl schon in seiner heutigen Form zusammengebunden, wahrscheinlich durch Vermittlung von Henri Estienne nach 1547 in den Besitz Ulrich Fuggers über. Fugger übersiedelte 1564 nach Heidelberg, wohin ihm seine Bibliothek 1567 folgte, und vermachte sie nach seinem Tod 1584 an Kurfürst Friedrich IV. 1623 wurde die Hs. als Kriegsbeute nach Rom gebracht, wo sie sich seitdem befindet.

Faksimile
urn:nbn:de:bsz:16-diglit-386998
Literatur
Stevenson, Graeci, S. 32; A. Biedl, Beiträge zur Geschichte der Codices Palatini Graeci, in: ByzZ 37, 1937, S. 31. Anm. 1; Paul Canart, Démétrius Damilas, alias le «librarius Florentinus», in: RSBN 14–16, 1977–1979, S. 335; Karl Christ, Zur Geschichte der griechischen Handschriften der Palatina, in: Zentralblatt für Bibliothekswesen 36, 1919, S. 29f. (Nr. 38 und 46); Aubrey Diller/Henri D. Saffrey/Leendert G. Westerink, Biblioteca Graeca Manuscripta Cardinalis Dominici Grimani (1461–1523), Venedig 2003, S. 124 (Nr. 95); Donald F. Jackson, A List of the Greek Mss of Domenico Grimani, in: Scriptorium 62, 2008, S. 164, 165 (Nr. 78), 166 (Nr. 95), 169 (Nr. 384); Donald F. Jackson, A New Look at an Old Book List, in: SIFC 16, 1998, S. 86, 103; Syriani in metaphysica commentaria edidit Guilelmus Kroll, Berlin 1902 (Commentaria in Aristotelem Graeca 6,1), S. VII; J. Leroy/Fr. Glorie, « Eusèbe d'Alexandrie » source d’ « Eusèbe de Gaule », in: Sacris Erudiri 19, 1969–1970, S. 38 mit Anm. 18; Paola Megna, Per Ficino e Proclo, in: Laurentia Laurus, Per Mario Martinelli a cura di Francesco Bausi/Vincenzo Fera, Messina 2004, S. 323 mit Anm. 1, 324f., 326 mit Anm. 1, 327 Anm. 2, 336–350, 354f; David Speranzi, Aristobulo Apostolis copista per Piero di Lorenzo: il Laur. Plut. 85. 25, in: Medioevo e Rinascimento 20, 2006, S. 430 mit Anm. 20; David Speranzi, Per la storia della libreria medicea privata. Il Laur. Plut. 58. 2, Giano Lascaris e Giovanni Mosco, in: Medioevo e rinascimento 18, 2007, S. 205 Anm. 87; David Speranzi, La biblioteca dei Medici, Appunti sulla storia della formazione del fondo greco della libreria medicea privata, in: Principi e signori, Le Biblioteche nella seconda metà del Quattrocento, Atti del Convegno di Urbino, 5–6 giugno 2008 a cura di Guido Arbizzoni/Concetta Bianca/Marcella Peruzzi, Urbino 2010 (Collana di studi e testi 25), S. 258f.; David Speranzi, L’eredità di Bisanzio nelle biblioteche dei Medici, in: Voci dell'Oriente, Miniature e testi classici da Bisanzio alla Biblioteca Medicea Laurenziana a cura di Massimo Bernabò, Florenz 2011, S. 242f.; Stefec 2014, S. 182, 184; L. Traube, Zu Proklos, in: RhM 39, 1884, S. 468; Leendert G. Westerink, Proclus Diadochus, Commentary on the First Alcibiades of Plato, Amsterdam 1954, S. VIII.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

Faszikel I (Bl. 1–96)

Sachtitel / Inhalt
Proclus, In Platonis Alcibiadem primum.

Kodikologische Beschreibung

Entstehungsort
Italien. Der Faszikel könnte gemäß dem Kopisten Demetrios Damilas in Mailand, Rom oder Florenz entstanden sein (vgl. RGK I, Nr. 93, RGK III, Nr. 160). Das Wasserzeichen Chapeau/Hut Nr. 12 Harlfinger deutet hingegen auf Venedig, das zweite Wasserzeichen Aigle/Adler Nr. 89 Briquet auf f. 92 und 93 wiederum auf Florenz.
Entstehungszeit
2. Hälfte des 15. Jh. Darauf deuten das Wasserzeichen Chapeau/Hut Nr. 12 Harlfinger (Venedig, 8. Juni 1471) und der Kopist Demetrius Damilas (vgl. RGK I, Nr. 93, RGK III, Nr. 160).
Typus (Überlieferungsform)
Faszikel.
Beschreibstoff
Westliches Papier.
Umfang
96 Bll.
Format (Blattgröße)
31,3 × 20,4 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
9 V90 + III96.
Foliierung
S. Codex.
Lagenzählung
Das Lagenende wird mit griechischen Ziffern am unteren Rand in der Mitte der Versoseite markiert (Beginn: f. 10v: αον; Ende: f. 90v: θον).
Zustand
Gut erhalten, teils mit Flecken, welche die Lesbarkeit aber nicht beeinträchtigen. Einige Blätter (etwa f. 50–53) sind lagerungsbedingt gelblich verfärbt.
Wasserzeichen
F. 4–90, 96: ähnlich Chapeau/Hut Nr. 12 Harlfinger (Venedig, 8. Juni 1471).
F. 92, 93: ähnlich Aigle/Adler Nr. 89 Briquet (Florenz, anno 1501).

Schriftraum
23,2 × 11,5 cm.
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
36 Zeilen.
Schriftart
Individuelle Gebrauchsschrift mit deutlicher Worttrennung.
Angaben zu Schrift / Schreibern
F. 1r–91r hat Demetrios Damilas kopiert (RGK I, Nr. 93, RGK, III Nr. 160 und Stefec 2014, S. 182).
Buchgestaltung
Offensichtliche Textlücken (etwa auf f. 59v Kapitel 220 betreffend, auf f. 65v Kapitel 244 betreffend oder auf f. 71r Kapitel 266 betreffend) sind bedingt durch die an dieser Stelle unleserliche oder unvollständige Vorlage des Textes, nämlich den Neapolitanus graecus 339 (vgl. Westerink 1954, S. VIII). Am Rand erscheinen Scholien und Anmerkungen des Schreibers. Längere Zitate im Text sind farblich abgesetzt.
Buchschmuck
Der Text besitzt eine rote Überschrift in Majuskeln. Für die vergrößerte Initiale des ersten Wortes wurde eigens Platz ausgespart und sie wurde in schwarzer Tinte ausgeführt. Längere Zitate sind mit roter Tinte geschrieben. Auf f. 5r erscheint eine weitere rote Initiale. Am Rand finden sich gelegentlich Scholien und Anmerkungen des Schreibers in Rot.

Nachträge und Benutzungsspuren
Zusätze durch den Florentiner Philosophen Giovanni Pico della Mirandola (1463–1494) (siehe unter ‚Inhalt Nr. 1‘; Megna 2004, S. 325) und den Florentiner Humanisten Marsilio Ficino (1433–1499) (Megna 2004, S. 324f., 336–350, 354f.) und womöglich einen weiteren Glossator.

Provenienz
Florenz> / Venedig> / Augsburg> / Heidelberg.
Geschichte des Faszikels
Der Faszikel befand sich gemäß einem Handschriftenverzeichnis (vgl. dazu Megna 2004, S. 326 mit Anm. 1) zunächst in der Bibliothek des Florentiner Philosophen Giovanni Pico della Mirandola (1463–1494), der im Text Notizen hinterlassen hat (siehe unter ‚Inhalt Nr. 1‘). Dort war sie wohl auch dem Florentiner Humanisten Marsilio Ficino (1433–1499) zugänglich, der ebenfalls den Text annotiert hat (siehe unter ‚Inhalt Nr. 1‘).
Die Bücher des Giovanni Pico della Mirandola wurden nach dessen Tod für Kardinal Domenico Grimani (1461–1523) erworben (Megna 2004, S. 326 mit Anm. 1). Ein Besitzvermerk Grimanis befindet sich auf f. 97r, also in Faszikel II, und in einem Handschriftenverzeichnis Grimanis erscheinen sowohl Proclus‘ Kommentar zum Alcibiades (Faszikel I) als auch der Kommentar des Syrianus zur Metaphysik (Faszikel II) (vgl. Jackson 2008, S. 165 Nr. 78, S. 166 Nr. 95 mit Verweis auf Diller/Saffrey/Westerink 2003, S. 124 Nr. 95). Dessen Handschriften wurden dem Kloster S. Antonio di Castello in Venedig vermacht (Jackson 2008, S. 164) und könnten von dort in den Besitz des Venezianer Humanisten Giovanni Battista Cipelli (Egnazio) gelangt sein.
Denn gemäß dem Verzeichnis der aus dem Egnazio-Nachlass erworbenen Codices gelangte unmittelbar nach dessen Tod 1553 eine Handschrift mit Proclus in Alcibiadem Platonis / Syriani philoxeni in metaphysica Aristotelis (BAV, Pal. lat. 1925, f. 105v, Nr. 46) in die Fuggerbibliothek, die vermutlich mit einem Teil des Palatinus zu identifizieren ist (vgl. Christ 1919, S. 30, Nr. 46 und Biedl 1937, S. 31 Anm. 1). Somit wurden Faszikel I und II dieser Handschrift wohl von Egnazio (oder auch schon von Grimani) zusammengebunden und gelangten in diesem Zustand in den Besitz Ulrich Fuggers.
Die Herkunft aus dem Egnazio-Nachlass sowie die Bindung mit Faszikel II verschweigt indes die Fuggersignatur 63. Hen. auf f. Ir sowie der Katalog der Fuggerhandschriften (BAV, Pal. lat. 1950, f. 192r: Proclus in priorem Alcibiadem. Item in politica Platonis. char. 63. hen.; f. 193r: Syriani in metaphysica Aristot. char. 63. hen.).

Inhalt

1) 1r–91v Digitalisat

Verfasser
Proclus (GND-Nr.: 118641778).
Titel
In Platonis Alcibiadem primum.
TLG-Nummer
4036.007.
Titel (Vorlage)
1r Πρόκλου Διαδόχου εἰς τὸν Πλάτωνος πρῶτον Ἀλκιβιάδην.
Textgestaltung
Vollständiger Text mit Abweichungen.
Nachträge und Rezeptionsspuren
Auf f. 17, 18 und 20–22 stehen am waagerechten Blattrand kleine Teile des Blattes als Lesezeichen über und sind vom Florentiner Philosophen Giovanni Pico della Mirandola (1463–1494) mit lateinischen und griechischen Notizen beschrieben worden (Megna 2004, S. 325). Von diesem Benutzer stammen auch sonst Anmerkungen am Rand. Vom Florentiner Humanisten Marsilio Ficino stammen die pfeilartigen Zeichen am Rand in dunklerer Tinte sowie weitere Anmerkungen (Megna 2004, S. 324f., 336–350, 354f.). Eventuell lassen sich weitere Marginalien auf einen weiteren Annotator zurückführen.
Für den Proclus-Text stellt der Neapolitanus graecus 339 die Vorlage dar (Westerink 1954, S. VIII). - Auf f. 33v beginnt nicht der Sermo de die dominicae des Eusebius, wie in der Literatur zu lesen ist (etwa bei Leroy/Glorie 1969–1970, S. 38 mit Anm. 18); diese Rede befindet sich stattdessen in BAV, Pal. gr. 68 (die Verwechslung ist vielleicht typographisch durch eine schlecht gedruckt Ziffer 8 entstanden).
Edition
Leendert G. Westerink, Proclus Diadochus, Commentary on the First Alcibiades of Plato, Amsterdam 1954, S. 1–158 (Hs. wurde nicht für die Edition herangezogen, aber erwähnt, vgl. S. VIII).

Faszikel II (Bl. 97–170)

Sachtitel / Inhalt
Syrianus, In Aristotelis Metaphysica; Alexander Aphrodisiensis, Quaestiones et solutiones.

Kodikologische Beschreibung

Entstehungsort
Norditalien. Der Faszikel stammt gemäß dem Wasserzeichen Chapeau/Hut Nr. 3400 Briquet vermutlich aus Norditalien, aus dem Bereich von Venedig, Vicenza oder Udine. Gemäß Speranzi 2006, S. 430 mit Anm. 20 könnte der Faszikel jedoch durch den Humanisten Laskaris aus dem Osten nach Florenz gebracht worden sein, da dieser im Besitz eines Codex war, der den Kommentar des Syrianus zur aristotelischen Metaphysik enthielt (vgl. Jackson 1998, S. 86, 103).
Entstehungszeit
Letztes Viertel des 15. Jhs. Gemäß dem Wasserzeichen Chapeau/Hut Nr. 3400 Briquet (Udine, anno 1488; Vicenza, 1487–1492; Venedig, anno 1488; Venedig anno 1490).
Typus (Überlieferungsform)
Faszikel.
Beschreibstoff
Westliches Papier.
Umfang
74 Bll.
Format (Blattgröße)
31,3 × 20,4 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
IV104 + 6 V164 + III170 .
Foliierung
S. Codex.
Lagenzählung
Hier ist keine Lagenzählung erkennbar.
Zustand
Gut erhalten, teils mit Flecken, welche die Lesbarkeit aber nicht beeinträchtigen.
Wasserzeichen
F. 99–170: ähnlich Chapeau/Hut Nr. 3400 Briquet (Udine, anno 1488; Vicenza, 1487–1492; Venedig, anno 1488; Venedig anno 1490).

Schriftraum
23,2 × 11,5 cm.
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
30–31 Zeilen.
Schriftart
Jeweils individuelle Gebrauchsschrift der Entstehungszeit.
Angaben zu Schrift / Schreibern
F. 97r–167v stammen von zwei unbekannten Kopisten, deren Duktus teilweise dem von Demetrios Damilas ähnelt.
Schreiber 1: f. 97r, Zeile 3–8; f. 100v–133v, bis Zeile 20; f. 134r–149v; f. 152r–153v, Zeile 1–11; f. 158v–161v, bis Zeile 13; f. 163r–167v.
Schreiber 2: f. 97r, ab Zeile 9, bis f. 100r; f. 133v, Zeile 21–30, f. 150r–151v; f. 153v, ab Zeile 12, bis f. 158r; f. 161v, ab Zeile 14 bis 162v.
Der 1. Schreiber hat auf f. 167v eine subscriptio ohne seinen Namen und das Jahr hinterlassen: ἐτελειώθη τῇ ιη τοῦ ὀκτωβρίου τοῦ ἁγίου λουκᾶ εὐαγγελιστοῦ. - Gemäß Speranzi 2007, S. 205 Anm. 87, 2010, S. 258f. und 2011, S. 242f. haben diese beiden Schreiber auch im Laurentianus Pluteus 4,11 zusammengearbeitet (dort Schreiber 1: f. 1r–34v, Zeile 1–16; f. 35r–125; Schreiber 2: f. 34v, Zeile 17–30).
Buchgestaltung
Direkt im Anschluss an den Kommentar zur Metaphysik beginnen auf f. 167r die Quaestiones et solutiones, wobei deren Überschrift und Initiale kaum als Trennelement zwischen beiden Texten auffallen.
Buchschmuck
Der Kommentar zur Metaphysik des Aristoteles weist eine rote Überschrift auf. Die Initiale am Anfang des Textes wurde nicht hinzugesetzt. Bei Sinnabschnitten erscheinen gelegentlich vergrößerte Initialen, teils konturiert, teils konturiert und mit Rot ausgefüllt. Auf f. 119r ist eine Überschrift in Rot ausgeführt und eine rote Initiale hinzugesetzt.
Die Quaestiones et solutiones besitzen eine rote Überschrift und eine rote Initiale.

Nachträge und Benutzungsspuren
Ausradierter Besitzvermerk von Kardinal Domenico Grimani (1461–1523) auf f. 97r: liber D. Grimani card(inal)is s. Marci. Zusätze durch zwei spätere Annotatoren.

Provenienz
Venedig / Augsburg / Heidelberg.
Geschichte des Faszikels
Ob sich der Faszikel im Besitz des Humanisten Laskaris befand, lässt sich nicht beweisen (siehe zu Entstehungsort).
Wie Faszikel I war auch dieser Faszikel gemäß einem Handschriftenverzeichnis (vgl. dazu Megna 2004, S. 326 mit Anm. 1) zunächst Teil der Bibliothek des Florentiner Philosophen Giovanni Pico della Mirandola (1463–1494). Die Bücher des Giovanni Pico della Mirandola wurden nach dessen Tod für Kardinal Domenico Grimani (1461–1523) erworben (Megna 2004, S. 326 mit Anm. 1). In einem Handschriftenverzeichnis Grimanis erscheinen sowohl Proclus‘ Kommentar zum Alcibiades (Faszikel I) als auch der Kommentar des Syrianus zur Metaphysik (Faszikel II) (vgl. Jackson 2008, S. 165 Nr. 78, S. 166 Nr. 95 mit Verweis auf Diller/Saffrey/Westerink 2003, S. 124 Nr. 95). Ein Besitzvermerk Grimanis wurde auf f. 97r ausradiert (liber D. Grimani card(inal)is s. Marci). Dessen Handschriften wurden dem Kloster S. Antonio di Castello in Venedig vermacht (Jackson 2008, S. 164).
Von dort kam der Faszikel in die Bibliothek des Venezianer Humanisten Giovanni Battista Cipelli (Egnazio): Denn gemäß dem Verzeichnis der aus dem Egnazio-Nachlass erworbenen Codices gelangte unmittelbar nach dessen Tod 1553 eine Handschrift mit Proclus in Alcibiadem Platonis / Syriani philoxeni in metaphysica Aristotelis (BAV, Pal. lat. 1925, f. 105v, Nr. 46) in die Fuggerbibliothek, die vermutlich mit einem Teil des Palatinus zu identifizieren ist (vgl. Christ 1919, S. 30, Nr. 46 und Biedl 1937, S. 31 Anm. 1). Somit wurden Faszikel I und II dieser Handschrift wohl von Egnazio (oder auch von Grimani) zusammengebunden und gelangten in diesem Zustand in den Besitz Ulrich Fuggers. Megna 2004, S. 327 Anm. 2 spekuliert, ob in der Fuggerbibliothek der Besitzvermerk Grimanis deshalb unkenntlich gemacht wurde, weil ein Erwerb des Grimani-Nachlasses aus Klosterbeständen illegal war.
Die Herkunft aus dem Egnazio-Nachlass sowie die Bindung mit Faszikel I verschweigt indes die Fuggersignatur 63. Hen. auf f. Ir sowie der Katalog der Fuggerhandschriften (BAV, Pal. lat. 1950, f. 193r: Syriani in metaphysica Aristot. char. 63. hen.).

Inhalt

2) 97r–167r Digitalisat

Verfasser
Syrianus (GND-Nr.: 100564712).
Titel
In Aristotelis Metaphysica.
TLG-Nummer
4017.001.
Angaben zum Text
f. 97r–119r B1–B6; f. 119r–167r M1–N6.
Titel (Vorlage)
97r συριανοῦ τοῦ φιλοξένου περὶ τῶν ἐν τῷ β τῆς μετὰ τὰ φυσικὰ ἀριστοτέλου πραγματίας λογικῶς ἠπορεμένων καὶ διαίτης ἠξιομένων.
Nachträge und Rezeptionsspuren
Die Marginalien stammen teilweise vom Schreiber und vermutlich von zwei weiteren Händen. Der Faszikel stellt einen descriptus des Parisinus Coislianus 161 dar (Kroll 1902, S. VII).
Edition
Syriani in metaphysica commentaria edidit Guilelmus Kroll, Berlin 1902 (Commentaria in Aristotelem Graeca 6,1), S. 1–53, 80–195 (Hs. wurde nicht für die Edition herangezogen, aber erwähnt, vgl. S. VII, Sigle I).

3) 167r–167v Digitalisat

Verfasser
Alexander Aphrodisiensis (GND-Nr.: 118501887).
Titel
Quaestiones et solutiones 1,25.
TLG-Nummer
0732.012.
Angaben zum Text
Vollständiger Text von 1,25 mit Abweichungen.
Titel (Vorlage)
167r εἰς τὰ περὶ προνοίας τινὰ συντελοῦντα.
Incipit
167r Τῶν οὐσιῶν κατὰ Ἀριστοτέλην ἡ μέν ἐστιν ἀσώματός τε καὶ ἄνευ σώματος .
Explicit
167v μὴ οὔσης τινὸς καὶ ἐν ἐκείνοις ποικίλης κινήσεως.
Edition
Alexandri Aphrodisiensis praeter commentaria scripta minora, Quaestiones, De fato, De mixtione edidit Ivo Bruns, Berlin 1892 (Supplementum Aristotelicum 2,2), S. 39–41 (Hs. wurde nicht für die Edition herangezogen).

Faszikel III (Bl. 171–292)

Sachtitel / Inhalt
Claudius Aelianus, De natura animalium; Proclus, In Platonis Rem publicam.

Kodikologische Beschreibung

Entstehungsort
Italien. Der Faszikel könnte gemäß dem Kopisten Zaccharias Kallierges in Venedig, Padua oder Rom entstanden sein (vgl. RGK I, Nr. 119, RGK III, Nr. 197).
Entstehungszeit
Anfang des 16. Jhs. Gemäß dem Wasserzeichen Ancre/Anker Nr. 11 Harlfinger (ohne Ort, 25. Februar 1504) und dem Kopisten Zacharias Kallierges (RGK I, Nr. 119, RGK III, Nr. 197). Einen terminus post quem stellt die Ankunft der Vorlage, des Laurentianus 80,9 in Italien im Jahr 1492 dar (Megna 2004, S. 324).
Typus (Überlieferungsform)
Faszikel.
Beschreibstoff
Westliches Papier.
Umfang
122 Bll.
Format (Blattgröße)
31,3 × 20,4 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
I172 + 10 V272 + VI284 + IV292. Aufgrund der Verteilung der Wasserzeichen ergibt sich folgendes Problem bei der Lagenformel (die unterstrichenen Seiten weisen jeweils Wasserzeichen auf).
253. 254. 255. 256. 257. 258. 259. 260. 261. 262. (f. 253 oder f. 262 dürfte kein WZ aufweisen).
263. 264. 265. 266. 267. 268. 269. 270. 271. 272. (f. 265 oder f. 270 müsste ein WZ aufweisen).
Eventuell wurden Einzelblätter an den problematischen Stellen eingefügt. Dafür spräche, dass der Textanschluss von f. 261v auf f. 262r nicht völlig korrekt ist, sondern ein halber Satz wiederholt wird.
Foliierung
S. Codex.
Lagenzählung
Der Lagenbeginn wird am unteren Rand rechts auf der Rectoseite mit griechischen Ziffern in roter Tinte gekennzeichnet, unter die das arabische Äquivalent, ebenfalls in Rot, gesetzt ist (Beginn: f. 173r: αον/1; Ende: f. 285r: ιβον/12). Ab dem Übergang von der 2. zur 3. Lage erscheinen am Lagenende am inneren Rand unten Wortreklamanten, teilweise in Rot (Beginn: f. 192v; Ende: f. 284v).
Zustand
Gut erhalten, teils mit Flecken, welche die Lesbarkeit aber nicht beeinträchtigen.
Wasserzeichen
Ancre/Anker Nr. 11 Harlfinger (ohne Ort, 25. Februar 1504).

Schriftraum
23,2 × 11,5 cm.
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
30 Zeilen.
Schriftart
Individuelle Gebrauchsschrift mit deutlicher Worttrennung.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Im Faszikel erscheinen zwei Kopisten.
Der Schreiber von f. 171r, das vielleicht in die Leerseiten eingebunden wurde, weil es relativ unbeschrieben war, lässt sich nicht ermitteln.
F. 173r–291v stammen von Zacharias Kallierges (RGK I, Nr. 119, RGK III, Nr. 197 und Stefec 2014, S. 184).
Buchgestaltung
Im Kommentar zur Politeia erscheinen Scholien und Anmerkungen des Schreibers in Rot am Rand.
Buchschmuck
Der Kommentar zur Politeia weist eine rote Überschrift auf, die von zwei Ranken gerahmt ist und über der sich ein roter Flechtbandknoten befindet. Der Text erhält eine rote Initiale mit floralem Dekor. Durch denselben Buchschmuck zeichnen sich die folgenden Bücher bzw. Kapitel aus (jedoch ohne Flechtbandknoten, teils auch ohne Ranken). Anmerkungen des Schreibers am Rand sind teilweise mit roter Tinte geschrieben. Die Lagenzählung ab f. 173r ist in Rot gehalten.

Nachträge und Benutzungsspuren
Markierungen mit Bleistift durch einen späteren Benutzer.

Provenienz
Venedig / Augsburg / Heidelberg.
Geschichte des Faszikels
Wie die anderen beiden Faszikel befand sich im Besitz des Kardinals Domenico Grimani (1461–1523) gemäß einem Handschriftenverzeichnis ein Codex mit Proclus‘ Kommentar zur Politeia (vgl. Jackson 2008, S. 169 Nr. 384 mit Verweis auf Canart 1977–79, S. 335). Dessen Handschriften wurden dem Kloster S. Antonio di Castello in Venedig vermacht (Jackson 2008, S. 164). Von dort gelangte der Faszikel wohl in die Bibliothek des Venezianer Humanisten Giovanni Battista Cipelli (Egnazio).
Denn gemäß dem Verzeichnis der aus dem Egnazio-Nachlass erworbenen Codices kam unmittelbar nach dessen Tod 1553 eine Handschrift mit Proclus in politica Platonis (BAV, Pal. lat. 1925, f. 105v, Nr. 38) in die Fuggerbibliothek. Gemäß Christ 1919, S. 29f. (Nr. 38 und 46) handelt es sich dabei um einen Teil des Palatinus (vgl. auch Biedl 1937, S. 31 Anm. 1).
Die Herkunft aus dem Egnazio-Nachlass verschweigt indes die Fuggersignatur 63. Hen. auf f. Ir sowie der Katalog der Fuggerhandschriften (BAV, Pal. lat. 1950, f. 192r: Proclus in priorem Alcibiadem. Item in politica Platonis. char. 63. hen.).

Inhalt

4) 171r Digitalisat

Verfasser
Claudius Aelianus (GND-Nr.: 119160285).
Titel
De natura animalium.
TLG-Nummer
0545.006.
Incipit
171r σὸν τόδε δάματερ σὸν τὸ σθένος ἵλαος εἴης.
Explicit
171r τοὺς ἀφικνουμένους, σαίνειν· ὑλακτεῖν δὲ τοὺς βαρβάρους.
Schrift / Schreiber
Der Schreiber erscheint nur hier und hat keinen anderen Teil des Palatinus kopiert.
Textgestaltung
Nach zwei Zeilen, die den Schluss eines Aristocles-Zitates bilden, markiert eine rote Überschrift den Beginn des 5. Kapitels. Der nachfolgende Text besitzt eine rote Initiale und endet nach drei Zeilen.
Nachträge und Rezeptionsspuren
Möglicherweise handelt es sich hier nur um eine Federprobe bzw. wurde diese Seite, weil sie relativ unbeschrieben war, in die Leerseiten zur Trennung zwischen den Quaestiones et solutiones und dem Kommentar zur Politeia eingebunden. Weiter unten erscheint eine Federprobe mit den ersten Buchstaben des Alphabets, vermutlich von einem anderen Schreiber.
Edition
Claudius Aelianus, De natura animalium ediderunt Manuela García Valdés/Luis Alfonso Llera Fueyo/Lucía Rodríguez-Noriega Guillén, Berlin/New York 2009, S. 260 (Hs. wurde nicht für die Edition herangezogen).

5) 173r–291v Digitalisat

Verfasser
Proclus (GND-Nr.: 118641778).
Titel
In Platonis Rem publicam.
TLG-Nummer
4036.001.
Angaben zum Text
f. 173r–178v 1,5–19; f. 179r–182v vacant; f. 183r–291v 1,20–296. - Das Inhaltsverzeichnis fehlt, der Text beginnt auf f. 173r mit 1,5 und endet auf f. 178v mit dem Schluss von 1,19, worunter der Schreiber vermerkt: ἐντεῦθεν λέιπουσιν πεντάδια τέσσαρα. Auf f. 183r beginnt 1,20. Die dazwischenliegenden Leerseiten sollen auf eine Lücke in der Vorlage, nämlich im Laurentianus 80,9 aufmerksam machen (Megna 2004, S. 323 mit Anm. 1).
Titel (Vorlage)
173r πρόκλου λυκίου, πλατωνικοῦ διαδόχου, περὶ τοῦ τίνα χρὴ καὶ πόσα, πρὸ τῆς συναναγνώσεως τῆς πολιτείας πλάτωνος, κεφάλαια διαρθρῶσαι, τοὺς ὀρθῶς ἐξηγουμένους, αὐτήν.
Incipit
173r Τοὺς προλόγους τῶν πλατωνικῶν διαλόγων, ὅπως χρὴ διατιθέναι.
Explicit
291v τέλος.
Textgestaltung
Etliche Marginalien vom Schreiber (teils mit roter Tinte).
Nachträge und Rezeptionsspuren
Einzelne Unterstreichungen und Ankreuzungen mit Bleistift am Textrand von f. 173r bis 178v. Für den Kommentar zur Politeia erweist sich der Faszikel als Zwillingshandschrift des Parisinus 1831 (Traube 1884, S. 468).
Edition
Procli Diadochi in Platonis rem publicam commentarii, vol. 1 edidit Guilelmus Kroll, Leipzig 1899, S. 5–296 (Hs. wurde nicht für die Edition herangezogen).


Bearbeitet von
Dr. Janina Sieber, Dr. Anne-Elisabeth Beron, Universitätsbibliothek Heidelberg, 17.06.2020.
Katalogisierungsrichtlinien
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Gefördert durch
The Polonsky Foundation Greek Manuscripts Project: a Collaboration between the Universities of Cambridge and Heidelberg – Das Polonsky-Stiftungsprojekt zur Erschließung griechischer Handschriften: Ein Gemeinschaftsprojekt der Universitäten Cambridge und Heidelberg.