Erwerbungsbücher der Staatlichen Museen zu Berlin: Vorderasiatisches Museum

Berichtszeitraum 1899 – 2020

Die Inventarisierung der westasiatischen Sammlungsbestände erfolgt nicht chronologisch nach Eingang der Grabungsfunde oder Erwerbungen. Das erklärt sich zum einen aus der Gründungsgeschichte der Vorderasiatischen Abteilung: Erst 1899 als eigenständige Abteilung innerhalb der Königlichen Museen zu Berlin gegründet, sind erste Zeugnisse aus dem oben genannten Kulturraum bereits im 18. Jahrhundert in deutsche Privatsammlungen (z. B. Philipp von Stosch) und von da in die Königliche Kunstkammer, Vorläufer der Königlichen Museen zu Berlin (ab 1830), gelangt; erste assyrische Großmonumente trafen 1855 in Berlin ein, wichtige Ankäufe tätigte Adolf Erman, der als Direktor der Ägyptischen Abteilung ab 1885 bis zur Ernennung von Friedrich Delitzsch den assyrisch-babylonischen Sammlungsbestand pflegen und vermehren sollte.

Obwohl man augenscheinlich darum bemüht war, Ankäufe relativ schnell zu inventarisieren, geriet man bei den Grabungsfunden ins Stocken. Hier fehlten personelle Kapazitäten, da die Inventarisierung als Rechtsakt nur dem Direktor oder den von ihm beauftragten Mitarbeitern oblag. Als nach den offiziellen Fundteilungen mit Vertretern des Osmanischen Reiches (letztmalig 1914 für Assur im Rahmen eines Sonderabkommens), der französisch-syrischen Mandatsverwaltung (gegründet 1920), der irakischen Altertümerverwaltung (gegründet 1922) oder syrischen Antikendirektion (ab 1946) Grabungsfunde in großer Zahl nach Berlin kamen, inventarisierte man oft erst im Zusammenhang mit Bearbeitungen; so wurden zum Beispiel viele Terrakotten aus Babylon, die 1927 in Berlin eintrafen, erst 2005 inventarisiert. Dieser Prozess dauert noch an.

Die Entscheidung, Grabungsfunde durch die Erweiterung der ursprünglichen Inventarnummer – VA steht für Vorderasiatische Abteilung, die Umbenennung in Vorderasiatisches Museum erfolgte 1953 – wie Ass für Assur, Bab für Babylon oder Hab für Habuba Kabira zu kennzeichnen, führte dazu, dass neue Inventarbücher angelegt werden mussten. Es gibt also Funde aus Assur, die entweder eine VA-Nummer oder eine VA Ass-Nummer besitzen. Um hier wieder eine größere Klarheit zu gewinnen, wurde dieses Prinzip 2014 aufgegeben. Seit diesem Zeitpunkt erhalten die archäologischen Funde wieder eine einheitliche VA-Signatur.

Die Grabungsfunde aus Sendschirli (Zincirli), die mit Hilfe des Deutschen Orient-Comités erworben wurden, haben eine sog. S-Nummer erhalten. Eine Differenzierung für die Sendschirli-Inventare wurde im Rahmen der Digitalisierung nicht vorgenommen, hier gilt für alle vier Bände der gleiche Erwerbungszeitraum 1888 (1. Ankauf) bis 1902 (letzter Zugang).

Für die Inventarisierung der Tontafeln etablierte sich das Kürzel VAT und fortlaufende Nummer.

Nicht alle zusätzlichen Kürzel (Ass, Bab, Hab u. a.) wurden wieder aufgegeben; so werden die Kennzeichnungen „VAK“ für Kunstwerke, „VAG“ für moderne Gipsabgüsse oder „VAA“ für Abklatsche weitergeführt. Unklarheit über das Zugangsjahr besteht bei den Einträgen im Inventar VAK; hier muss das Anfertigungsdatum nicht gleichbedeutend sein mit dem Jahr der Erwerbung. So können Zeichnungen von Robert Koldewey (1855‒1925) als Nachlass ins VAM gekommen sein, also 1925 oder später bzw. auch schon zu Lebzeiten. Ebenso die Aquarelle von Walter Andrae, 1902 angefertigt. Diese Zugänge sind nicht durch das Erwerbungsjournal nachvollziehbar. Deshalb wurde 1931 als erstes Datum gewählt, da es sich hier um eine nachweisbare Erwerbung handelte.

Erst in den letzten Jahren wurden Neuinventarisierungen auch mit Datum und Namenskürzel versehen, so dass sich Einträge zukünftig auch nachvollziehen lassen.

aufgeschlagenes Buch von oben mit handschriftlichen Einträgen und eingeklebten schwarz-weißen Fotos
Folio 2344 aus dem Inventarverzeichnis Babylon 1, um 1927