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Freie Vereinigung Darmstädter Künstler [Hrsg.]; Städtisches Ausstellungsgebäude auf der Mathilden-Höhe <Darmstadt> [Hrsg.]
200 Jahre Darmstädter Kunst: 1830 - 1930: Darmstadt, Mathildenhöhe 1930 ; vom 22. Juni bis 28. September 1930 ; als Festgabe zur 600-Jahr-Feier der Stadt Darmstadt — Darmstadt, 1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.24096#0017
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Naturstudien in öl und Aquarell ebendort, seine stilvolle Land-
schaft im Schloßmuseum und solche in Privatbesitz, ein überaus
fein gezeichnetes Selbstbildnis zeigen uns Schiibach als ausge-
zeichneten selbständigen Künstler. Er starb schon 1851.
Im selben Jahre beschloß auch Gotthelf Lebrecht Gläser,
geb. 1784,ein ausgezeichneter Bildnismaler, seine ausgedehnte
künstlerischeTätigkeit. Geborener Sachse und Schüler von Fried-
rich August Tischbein in Leipzig malte Gläser zuerst noch viel
Pastelle im Geschmack des 18. Jahrhunderts, verließ aber dann
den graziösen Schwung seines großen Lehrers. Nach etwa zwei-
jähriger Tätigkeit in Frankfurt a. M. siedelte er nach Darmstadt
über, wo er als Hofmaler Bildnisse der Großherzöge und anderer
fürstlicher Personen, dann den Orgelkomponisten Rinck, Wilhelm
Merck, den Sohn des Kriegsrats, den Hofkapellmeister Wagner
u. a. malte. Durchaus nicht weniger wertvoll sind aber auch seine
vielen Bildnisse biedererDarmstädter, köstlich in der kleinbürger-
lichen Beschränktheit und oft genug an Typen aus Niebergalls
unsterblichem „Datterich" erinnernd. Gewiß hat er recht seine
Freude an diesen Modellen gehabt. Seine Bilder, ob in Pastell
oder öl, sind alle von einer ehrlichen und braven Malerei, die
keinen flotten oder gar flüchtigen Pinselstrich zeigt, sprechend
ähnlich und meist diskret und geschmackvoll in der Farbe. Ein
kleines Selbstbildnis, Pastell, zeigt den behaglichen Biedermeier
auf einem Balkon vor seiner Staffelei, die freie Landschaft im
Rücken, ganz schlicht ohne Pose. Anders ist die Art des Hof-
malers Franz Backofen, 1806—1881. Er zeichnet seine un-
gemein eleganten kleinen Bildnisse, die zunächst wie franzö-
sische Lithographien, etwa eines Gavarni, anmuten, zumeist mit
schwarzer Kreide und Wischer, manchmal mit wenigen farbigen
Tönen. Man kann seine außerordentlich pikant gezeichneten
Köpfe, die Bildnisseweltmännischer Herren,schöner Frauen,deren
Grazie erwundervoll zu unterstreichen versteht,dem Besten an die
Seite stellen, was europäische Kunst in dieser Art geschaffen.
Ebenfalls ein hochbegabterBildnismaler,Spezialist in Wasserfar-
ben, ist Ludwig Becker, 1808—1861, Hofmaler. Seine kleinen
biedermeierischen Aquarelle geben eine hübsche und treue
Schilderung der Dargestellten und ihrer Kleider. Erst 30 Jahre alt
starb 1850 Ludwig Minnigerode, geb. 1820, eine starke

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