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Heidelberger Adreß-Kalender für das Jahr 1868 — Heidelberg, 1868

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https://doi.org/10.11588/diglit.2460#0022

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XVll

der Kanzlei, da sie gerade unter dem dicken Thurme stund,
und wegen des Archives bei Hofe, wiederholt an den Com-
mandanten und an den Grafen von Tesfo gewendet, aber nichts
Genügendes erlangen köunen. Deshalb übernahm es jezt der
Geheimrath von Stein, diese Angelegenheit bei dem Grafen
durch ein persönliches Ansuchen zu betreiben; der Erfolg des-
selben ist aber nicht bekannt.

Dagegen wurden bald hierauf 6 Kisten mit Rechnungen
und anderen ^chriften aus der Kanzlei, unter Bedeckung von
5 Soldaten, auf Schiffe gebracht und sortgeschafft; auch leerte
der Feind dasZeughaus mld die Fruchtschütten gänzlich.
Diese Arbeit war von dem Knallen begleitet, welches die Spren-
gung der großen Steine auf dem Schloffe und an der Neckar-
brücke verursachte^).

So endigte sich der Februar, urld der erste Märztag
brachte das düstere Gerücht voil dem vandalischen Vorhaben des
Feindes, Stadt und Schloß nieder zu brennen!

Wie schrecklich sich dieses Gerücht bewahrheitete, liegt in
mehreren Berichten von Augen- nnd Ohrenzengen vor uns.
Der erste derselben ist von der Hand des Rathes Jörger, wel-
cher in der Nähe des Capuziner-Hospitiums wohnte, und
lautet wörtlich wie folgt.

„Dienstags den Isten März, des Nachts um 10 Uhr kam
der Pater Prüses der Capnziner nebst einem Andern seines
Ordens in mein Haus, um mit mir etwas Absonderliches zu
reden. Als ich hinunter zu ihnen gekommen, sagte er mir ganz
bestürzt: „Ach, Herr Nachbar, mnin novn! Der eomte «t s
'l'6 88 6 ist bei mir gewesen expi6886, um mir im Vertrauen
zu bedeuten, daß er Ordre vom Köilige erhalten, die ganze ^
Stadt und Vorstadt Heidelberg abbrennen zu lassen, unh
solches solle um Mitternacht exequiert werden." Dabei warnte
er mich, meine Mobilien und anderen Sachen, ohne einen Augen-
blick zu verlieren, in meinen Keller zu thun, oder aber in ihr
Haus tragen zu lassen, weilen der Graf sie verfichert, es würde
dasselbe, gleich dem schönbergischen Hofe, verschont und beide
mit guter Wacht versehen werden".

„Mit was Aengsten ich und meine Nachbaren — ein
Jeder das Seinige zu salvieren gearbeitet und die übrige

«Ioncepte von Berichtsclneiben an den Kurfiirsten vom tstten und
20sten stebruar.
 
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