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Amelung, Arthur [Hrsg.]; Jänicke, Oscar [Hrsg.]
Ortnit und die Wolfdietriche: nach Müllenhoffs Vorarbeiten (Deutsches Heldenbuch) (3. Teil, 1. Band) — Berlin, 1871

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https://doi.org/10.11588/diglit.2039#0041
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zum Wolfdietrich A XLIU

dichter des Ortnit selbst den beabsichtigten schluss seines gedicktes nicht
mehr habe ausführen können, und eben dadurch fortwährend neue
nachahmer in verschiedenen gegenden zur fortsetzung angeregt habe.

Dass der schluss des Wolfd. A str. 506 ff. nicht von demselben dichter
herrühren könne, der 1—506 dichtete, lässt sich über allen zwei fei er-
heben, zunächst befremdet der gänzlich veränderte ton der erzählung von
str. 506 an. an die stelle der gefälligen frische und lebendigkeit der dar-
stellung, in der der dichter des Wolfd. zwar sein vorbild, den Ortnit, nicht
ganz erreicht, aber doch nicht allzu sehr dagegen zurücksteht, tritt von
hier an ein matter schleppender ton, voll abgenutzter phrasen, oft ein ganz
rohes Ungeschick des ansdrucks. während es dem dichter des Wolfd. A
ebenso wie dem dichter des Ortn. nicht an leichtem redefluss fehlt, um mit
dem icas sie zu sagen haben das mass einer Strophe auszufüllen, kommt
hier der dichter beständig mit seinen redewendungen zu kurz, so dass er zu
allerhand nichtssagenden flickversen greifen muss, um nur die Strophe zu
ende zu bringen: 7 mal als ich (als wir) vernomen hän, 4 mal als wir
daz hän vernomen, 3 mal daz tuon ich iu bekant, 2 mal als wir hoeren
sagen, je einmal als uns ist geseit 512,4. als uns daz ist bekant 514,3.
als ir wol habt vernomen 597,3. demselben zwecke dient das sonst ganz
überflüssige an der selben stunt 513,2. 556,3. 563,1. in den ziten 588,4.
man vergleiche ferner solche Wendungen wie 522,4 des nimt mich immer
wunder, waz in von danne treip. 552,3 des habe er immer danc. 589,3
hoert wie er dö sprach. Ortnit und Wolfdietrich haben nichts dem ähn-
liches, träte diese Veränderung nicht so ganz plötzlich an einem bestimmt
zu bezeichnenden punkte ein, so könnte man wol annehmen dass der dich-
ter gegen den schluss seiner arbeit nachlässiger geworden sei; so ist nur
die annähme verschiedener Verfasser möglich, es ist aber auch nicht nur
ein nachlassen der poetischen kraft bemerkbar, sondern es tritt genau von
demselben punkte an ein wirklich veränderter Stil ein. während im Ortn.
und Wolfd. die den höfischen dichtem für veraltet und unelegant geltende
epische ausdrucksweise gleichfalls eine beschränktere anwendung findet, ist
sie hier durchaus die herschende und überwiegende, der ausdruck degen
der im Wolfd. nur 3 mal, im Ortn. nur 5 mal vorkommt, während ritter
und herre das gewöhnliche ist, ist hier der häufigste unter allen synonymen:
in bloss 100 Strophen nicht weniger als 20 mal. nächMdem ist hier am
häufigsten recke (1.0 mal), im Wolfd. nur zweimal, im Ortn. niemals.
 
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