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Amelung, Arthur [Hrsg.]; Jänicke, Oscar [Hrsg.]
Ortnit und die Wolfdietriche: nach Müllenhoffs Vorarbeiten (Deutsches Heldenbuch) (3. Teil, 1. Band) — Berlin, 1871

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https://doi.org/10.11588/diglit.2039#0067
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ZUM WOLFWETRICII B LXIX

B I. II die slrophe mit völliger Sicherheit und leichtigkeit gebrauchen, ein-
fluss höfischer dichlung ist im einzelnen nicht nachzuweisen: dass sie im
allgemeinen auf die darslellung eingewirkt hat, ist nicht zu verkennen,
könig Walgunds hof wird im ganzen ebenso modern geschildert wie der kö-
nig Günthers im dritten Nibelungenliede, namentlich der zug Hugdietrichs
nach Konstantinopel und die festlichkeiten bei seiner ankunft 228/". sind
ganz im tone höfischer dichtmig gehalten, die varende diet wird nur 246,4
kurz erwähnt wie es auch in den Nib. und sonst geschieht, vgl. DHB 1,
XXVI. auch das Verhältnis Ortnits zu Wolfdietrich wird mit einer gewissen
eleganz geschildert: der stoss auf die brüst des schlafenden ist unhovelicli
362,4. die Weigerung Wolfdietrichs, seinen namenzu nennen ist der ritter-
lichen sitte gemäss, wie W. Grimm HS 371 bemerkte; Ortnit erkennt den
helden trotzdem ('ir sft so hovelieh' 369,4). der dichter wundert sich 417
dass die herren zu fuss ausziehen, obwol sie ros unde ouch guotiu kleider
haben konnten, vgl. Mor. 570. einige anklänge an die minnesinger finden
sich, s. anm. zu 16,2. sonst ist auffallend, dass ausser äventiure kein fremd-
wort vorkommt: selbst die gebräuchlichsten sind gemieden, die man sonst
überall, auch in den Nibelungen findet, recht deutlich erscheint der abstand
dieser besseren darstellung von späterer Willkür, wenn man str. 377—390
mit den achtzehn Strophen vergleicht die H dafür giebt, s. anm. zu 377.

Über heimat und zeit des Wolfdietrich B hat Müllenhoff zur gesch.
der Nib. 17.23 und in Haupts zeitschr. 12,354 bereits die einzig richtige an-
sieht aufgestellt, die spräche des gedichtes gibt für die heimat desselben we-
nig anhaltspunkte: die reime, besonders gebär statt geb.ere 17, 1 (vgl. Wein -
hold bair. gramm. § 34) und gürtel als fem. (s. anm. zu 27, 4), das aber
vom Schreiber herrühren könnte, weisen auf Baiern. dazu stimmt die kennt-
nis des dichters von Tirol (Meran, Eppan, zu 271,4) und Oberitalien: Bi-
terne, Dülmende zu 851,1.

Die entstehung des gedichtes wird niemand mit Holtzmann (der grosse
Wolfdielrich s. XXI) in das ende des 15. Jahrhunderts setzen. Holtzmami
kam auf diese Zeitbestimmung durch seine falsche ansieht über das Verhält-
nis von B und D und wollte s. L einen beweis dafür in den schlechten rei-
men der hs. H sehen, eine grenze für die ahfassung des gedichtes wird schoti
durch die Rabenschlacht und Dietrichs flucht bezeichnet, hier erscheinen
unter den helden, die der dichter aus aller herren ländern zusammenbringt,
auch ein Erwin von Elsentroye, Berhtram von Salnicke und Wikher von
Kunstenobel und von diesen namen weist besonders deutlich Elsentroye auf
den Wolfdietrich B oder D hin: denn einzig und allein hier kommt die
rauhe Else vor die in der alten Troge ihr königreich hat. ob die Raben-
schlacht und Dietrichs flucht ihr Elsentroye aus B oder aus D nahmen,
wissen wir nicht; da sie unter Ermenrichs mannen aber auch einen Wernher
 
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