deutet. Wenn sie dann aus solcher freiwilligen Einsamkeit zu-
rückkehrte, schien sich ihr ahnungsvoller Blick noch mehr vertieft
zu haben, und sie sprach dann von der Zukunft des Hügels, den
sie bewohnte, und der des Tales zu ihren Fühen. „Königliche
Männer werden einst auf diesem Berge und viel Volk zu seinen
Füßen wohnen. Wer ich sehe auch Kriegsvolk in dieser blühen--
den Ebene, das die Dörfer verbrennt, die Städte verheert, die
Menschen mordet."
Seltsam und grauenerregend wie ihr Leben, war auch das
Ende der einsamen Frau. 2kach einem heißen Sommertag durch-
streifte sie den Wald, nach Kühle verlangend und ganz in Sin-
nen verloren. Es dämmerte schon. 2lber kühler und dunkler war
kein Ort als eine ihr bekannte feuchte Waldschlucht, zu der es
Ietta hinzog. Sie ging hinab in die Schatten der Bäume und
beugte sich durstig über den Quell, der da hervorsprang.
Da blitzten plötzlich zwei funkelnde 2lugen aus dem Dunkel
hervor. Eine hungrige Wölfin stürzte aus dem Gebüsch und zer-
riß die 2lhnungslose. Die Bewohner des Tales fanden die Reste
der unglücklichen Frau und nannten den Quell seither den
Wölfsbrunnen. 2luher einem kleinen Standbild erinnert
heute nur noch das freundliche Gasthaus gleichen Ramens an
die unheimliche Sage. Die Schauer der kühlen Waldschlucht aber
rieseln dem empfänglichen Wanderer stets durch die Seele.
(Nach Leonhard)
Perkeo.
Wer kennt ihn nicht diesen feuchtfröhlichen, stämmigen Ge-
sellen mit dem barettgeschmückten Lockenkopf, dem Becher in der
erhobenen Linken, die Rechte auf die Hüfte gestützt! Gibt es eine
zweite Gestalt, die solcher Beliebtheit sich erfreuen darf wie die-
ser Zwerg?
And doch ist den meisten über sein Erdenwallen nur so viel
bekannt, daß er, stets vom Durste geplagt, riesig viel getrunken
und gar das Heidelberger Faß geleert habe. Was er eigentlich
gewesen, woher und wann er nach Heidelberg gekommen ist
und wie er hier gelebt hat, darüber zerbricht man sich den Kopf
nicht weiter.
Clemens Perkeo, ein Tiroler von Geburt, war seines Zei-
chens ein Knopfmacher. Kurfürst Karl Philipp brachte ihn einst
von Znnsbruck nach Heidelberg mit, wo er sein Handwerk mit
der Rolle eines Hofnarren vertauschte. Der Zwerg ahnte da-
mals wohl kaum, daß er am kurfürstlichen Hofe einmal zum
„Ritter und Kammerherr des Fahkönigs" emporsteige.
13
rückkehrte, schien sich ihr ahnungsvoller Blick noch mehr vertieft
zu haben, und sie sprach dann von der Zukunft des Hügels, den
sie bewohnte, und der des Tales zu ihren Fühen. „Königliche
Männer werden einst auf diesem Berge und viel Volk zu seinen
Füßen wohnen. Wer ich sehe auch Kriegsvolk in dieser blühen--
den Ebene, das die Dörfer verbrennt, die Städte verheert, die
Menschen mordet."
Seltsam und grauenerregend wie ihr Leben, war auch das
Ende der einsamen Frau. 2kach einem heißen Sommertag durch-
streifte sie den Wald, nach Kühle verlangend und ganz in Sin-
nen verloren. Es dämmerte schon. 2lber kühler und dunkler war
kein Ort als eine ihr bekannte feuchte Waldschlucht, zu der es
Ietta hinzog. Sie ging hinab in die Schatten der Bäume und
beugte sich durstig über den Quell, der da hervorsprang.
Da blitzten plötzlich zwei funkelnde 2lugen aus dem Dunkel
hervor. Eine hungrige Wölfin stürzte aus dem Gebüsch und zer-
riß die 2lhnungslose. Die Bewohner des Tales fanden die Reste
der unglücklichen Frau und nannten den Quell seither den
Wölfsbrunnen. 2luher einem kleinen Standbild erinnert
heute nur noch das freundliche Gasthaus gleichen Ramens an
die unheimliche Sage. Die Schauer der kühlen Waldschlucht aber
rieseln dem empfänglichen Wanderer stets durch die Seele.
(Nach Leonhard)
Perkeo.
Wer kennt ihn nicht diesen feuchtfröhlichen, stämmigen Ge-
sellen mit dem barettgeschmückten Lockenkopf, dem Becher in der
erhobenen Linken, die Rechte auf die Hüfte gestützt! Gibt es eine
zweite Gestalt, die solcher Beliebtheit sich erfreuen darf wie die-
ser Zwerg?
And doch ist den meisten über sein Erdenwallen nur so viel
bekannt, daß er, stets vom Durste geplagt, riesig viel getrunken
und gar das Heidelberger Faß geleert habe. Was er eigentlich
gewesen, woher und wann er nach Heidelberg gekommen ist
und wie er hier gelebt hat, darüber zerbricht man sich den Kopf
nicht weiter.
Clemens Perkeo, ein Tiroler von Geburt, war seines Zei-
chens ein Knopfmacher. Kurfürst Karl Philipp brachte ihn einst
von Znnsbruck nach Heidelberg mit, wo er sein Handwerk mit
der Rolle eines Hofnarren vertauschte. Der Zwerg ahnte da-
mals wohl kaum, daß er am kurfürstlichen Hofe einmal zum
„Ritter und Kammerherr des Fahkönigs" emporsteige.
13