zwölf Ketten. die es am Halse hängen hatte. Ieder der Zecher
saßte einen Ring am Kettenende, und einer schwang sich in den
Sattel. Das Kalb raste nun in der Dunkelheit. laut brüllend und
mit seinen Ketten klirrend durch eine Gasse, die seitdem die Ket-
tengasse heißt, den Bergen und Wäldern zu. Elf der Zecher
wurden nüchtern, der zwölfte aber muhte das Kalb von 12 bis
1 Ahr nachts weiter reiten. und wenn ihn niemand erlöste, würde
sein Ritt bis zum jüngsten Tage fortdauern.
(Rach Karl Christ)
Die Sage vom Kettenkalb rührt wohl daher, daß die da-
malige abergläubische Bevölkerung in den engen und schmalen
Gassen, die an und für sich finster waren und beim Dunkelwer-
den unbeleuchtet blieben, das Gerassel der Ketten und das
dumpfe Aufstohen des Eimers in der Tiefe des Drunnens mit
dem Gebrüll eines mit Ketten behängten Kalbes in Verbindung
brachten.
Ein Fluch und seine Erfüllung.
Hvch über dem Städtchen Hirschhorn thront die Burg glei-
chen Ramens. Einst lebten hier die tapferen Ritter von Hirsch-
horn. Einer unter ihnen, Friedrich mit Aamen, war zu einem
Feste auf das Heidelberger Schloß geladen. 2luf dem Heimweg
geriet er in heftigen Streit mit dem Grafen Iohann von Hand-
schuhsheim. Es kam zu einem Zweikampf, der auf dem Markt-
platz in Heidelberg ausgetragen wurde. Kaum hatten sie zu
fechten begonnen, da lag der junge Handschuhsheimer schon
blutend am Boden. Seine Freunde brachten ihn noch in der
Nacht zu seiner Mutter nach Handschuhsheim. Als die bestürzte
Frau den Schwerverwundeten erblickte, brach sie in unbeschreib-
liches Wehklagen aus; war er doch ihr einziger Sohn, ihr Lieb-
ling, und, was sie besonders schmerzte, auch der letzte Sproh
des Grafengeschlechtes. 2lls der geliebte Sohn wenige Tage
darauf seinen Geist aufgab, kannte der Schmerz der Mutter
vollends keine Grenzen mehr. Tag und Racht vergoh sie heihe
Tränen, und niemand konnte sie trösten. In ihrer Rerzweiflung
aber stieh sie einen fürchterlichen Fluch aus: Der Hirschhorner,
der Mörder ihres Sohnes, möge einst an den eigenen Kindern
erleben. was er ihr an Schmerz und Bitterkeit zugefügt habe.
Der Fluch ging in Erfüllung.
Sämtliche Söhne des Hirschhorners starben rasch nacheinan-
der. und der schuldbeladene Vater, aller Nachkommen beraubt,
muhte ihnen ins Grab nachsehen.
War das nicht eine furchtbare Strafe des Himmels?
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saßte einen Ring am Kettenende, und einer schwang sich in den
Sattel. Das Kalb raste nun in der Dunkelheit. laut brüllend und
mit seinen Ketten klirrend durch eine Gasse, die seitdem die Ket-
tengasse heißt, den Bergen und Wäldern zu. Elf der Zecher
wurden nüchtern, der zwölfte aber muhte das Kalb von 12 bis
1 Ahr nachts weiter reiten. und wenn ihn niemand erlöste, würde
sein Ritt bis zum jüngsten Tage fortdauern.
(Rach Karl Christ)
Die Sage vom Kettenkalb rührt wohl daher, daß die da-
malige abergläubische Bevölkerung in den engen und schmalen
Gassen, die an und für sich finster waren und beim Dunkelwer-
den unbeleuchtet blieben, das Gerassel der Ketten und das
dumpfe Aufstohen des Eimers in der Tiefe des Drunnens mit
dem Gebrüll eines mit Ketten behängten Kalbes in Verbindung
brachten.
Ein Fluch und seine Erfüllung.
Hvch über dem Städtchen Hirschhorn thront die Burg glei-
chen Ramens. Einst lebten hier die tapferen Ritter von Hirsch-
horn. Einer unter ihnen, Friedrich mit Aamen, war zu einem
Feste auf das Heidelberger Schloß geladen. 2luf dem Heimweg
geriet er in heftigen Streit mit dem Grafen Iohann von Hand-
schuhsheim. Es kam zu einem Zweikampf, der auf dem Markt-
platz in Heidelberg ausgetragen wurde. Kaum hatten sie zu
fechten begonnen, da lag der junge Handschuhsheimer schon
blutend am Boden. Seine Freunde brachten ihn noch in der
Nacht zu seiner Mutter nach Handschuhsheim. Als die bestürzte
Frau den Schwerverwundeten erblickte, brach sie in unbeschreib-
liches Wehklagen aus; war er doch ihr einziger Sohn, ihr Lieb-
ling, und, was sie besonders schmerzte, auch der letzte Sproh
des Grafengeschlechtes. 2lls der geliebte Sohn wenige Tage
darauf seinen Geist aufgab, kannte der Schmerz der Mutter
vollends keine Grenzen mehr. Tag und Racht vergoh sie heihe
Tränen, und niemand konnte sie trösten. In ihrer Rerzweiflung
aber stieh sie einen fürchterlichen Fluch aus: Der Hirschhorner,
der Mörder ihres Sohnes, möge einst an den eigenen Kindern
erleben. was er ihr an Schmerz und Bitterkeit zugefügt habe.
Der Fluch ging in Erfüllung.
Sämtliche Söhne des Hirschhorners starben rasch nacheinan-
der. und der schuldbeladene Vater, aller Nachkommen beraubt,
muhte ihnen ins Grab nachsehen.
War das nicht eine furchtbare Strafe des Himmels?
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