Der Neckar in der Ghannsdagsnacht^.
Wann d' je in der Ghannsdagsnacht fische fährscht
Af den Neckar, in der dunkle Nacht,
Wann d' im Schtrom um Hilf was rufe hörscht,
Iunger, merk ders un nemm dich in acht!
An wann's laut't, als wann eener vertrinke will,
Vleib' schtill, um Goddes wille, bleib' schtill!
Der Äeckar is's selwer, er hot die Macht,
Er verlangt e lewendigi Seel, die Nacht.
Wann in der Ghannsdagsnacht eener bad't
Sm Neckarschtrom, in der warme Nacht,
Befehl er sich Goddes allmächdiger Gnad',
Er ist hin, wannen die nit bewacht.
Wann's Wasser reiht, do hebt sich e Hand,
De ziechd en in Schtrom — er meent ans Land!
Der Neckargeischt is es, er hot die Macht,
Er verlangt e lewendigi Seel die Nacht.
Drei Dag lang find't mer die Dodte nit,
Drei Dag lang und drei Nächt,
2lm vierde erscht bringd en 's Gewässer mit
2luhem Grund ruff un rauscht mit Macht.
Do seht 'r jo, 's is keen nadürliches Ding:
Cr hodd um de Hals rum en blooe Ring!
Der Neckargeischt war's — er hot die Macht,
Er holt sich e Seel in der Ghannsdagsnacht.
K. G. Nadler
') Ghannsdag ^ Iohannistag.
Der Wassermann oder Hackenmann.
Bor dem Neckar hüte dich! Die Odenwälder erzählen, der
Hakenmann laure an seinem Grunde. Spiele daher nicht zu nah'
am Afer, sonst kommt ein langer, langer Haken aus dem Was-
ser und reißt dich ins nasse Grab hinab. Schwimme auch nicht
zu keck ins Tiefe hinaus, wenn du's nicht kannst. Weiht du nicht,
dah jeden Sommer ein paar Badende ertrinken? Der Wasser-
mann holt sich seinen Tribut. Er lauert sogar im Winter auf
die vorwitzigen Buben, die nicht warten können, bis das Eis
fest genug ist. Ich glaube fast, die früheren Strudel und Was--
serwirbel unter der alten Brücke, die man „Den Hackteufel"
hieh, hatte der Hakenmann auch auf dem Gewissen! Vor dem
Äeckar hüte dich! M. Guckenhan
39
Wann d' je in der Ghannsdagsnacht fische fährscht
Af den Neckar, in der dunkle Nacht,
Wann d' im Schtrom um Hilf was rufe hörscht,
Iunger, merk ders un nemm dich in acht!
An wann's laut't, als wann eener vertrinke will,
Vleib' schtill, um Goddes wille, bleib' schtill!
Der Äeckar is's selwer, er hot die Macht,
Er verlangt e lewendigi Seel, die Nacht.
Wann in der Ghannsdagsnacht eener bad't
Sm Neckarschtrom, in der warme Nacht,
Befehl er sich Goddes allmächdiger Gnad',
Er ist hin, wannen die nit bewacht.
Wann's Wasser reiht, do hebt sich e Hand,
De ziechd en in Schtrom — er meent ans Land!
Der Neckargeischt is es, er hot die Macht,
Er verlangt e lewendigi Seel die Nacht.
Drei Dag lang find't mer die Dodte nit,
Drei Dag lang und drei Nächt,
2lm vierde erscht bringd en 's Gewässer mit
2luhem Grund ruff un rauscht mit Macht.
Do seht 'r jo, 's is keen nadürliches Ding:
Cr hodd um de Hals rum en blooe Ring!
Der Neckargeischt war's — er hot die Macht,
Er holt sich e Seel in der Ghannsdagsnacht.
K. G. Nadler
') Ghannsdag ^ Iohannistag.
Der Wassermann oder Hackenmann.
Bor dem Neckar hüte dich! Die Odenwälder erzählen, der
Hakenmann laure an seinem Grunde. Spiele daher nicht zu nah'
am Afer, sonst kommt ein langer, langer Haken aus dem Was-
ser und reißt dich ins nasse Grab hinab. Schwimme auch nicht
zu keck ins Tiefe hinaus, wenn du's nicht kannst. Weiht du nicht,
dah jeden Sommer ein paar Badende ertrinken? Der Wasser-
mann holt sich seinen Tribut. Er lauert sogar im Winter auf
die vorwitzigen Buben, die nicht warten können, bis das Eis
fest genug ist. Ich glaube fast, die früheren Strudel und Was--
serwirbel unter der alten Brücke, die man „Den Hackteufel"
hieh, hatte der Hakenmann auch auf dem Gewissen! Vor dem
Äeckar hüte dich! M. Guckenhan
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