Dieter Nezel.
Dieter Nezel war ein Raubritter der schlimmsten Art. hab-
gierig, grausam, erbarmungslos. Seine Durg Reichenstein bei
Neckargemünd, ein völlig unzugänglicheS Felsennest, beherrschte
die Zugünge des Neckar-, Elsenz- und Wiesenbacher Tals. Wehe
dem Wanderer, der in
Nezels Dereich geriet!
Nicht nur Hab und
E>ut, sondern gar oft
auch das Leben raubt
er seinen unglücklichen
Opfern. Keine noch so
ernste, ja nicht einmal
die kaiserüche Warnung
brachte den Wegelage-
rer von seinem verbre-
cherischen Treiben ab.
Lachend schlug er eines
Lages auch einen Brief
des Kaisers, den er als
„Wisch" bezeichnete, in
den Wind und lieh den
unseligen Boten, der
das Schriftstück brach-
te, an einem weithin
sichtbaren Baum auf-
hängen.
Diese Lat endlich
brachte das Maß seiner
Sünden zum Äberlau-
fen, und furchtbare Ver-
geltung folgte. Kaiser-
liche Truppen erstürm-
ten sein Raubnest, setz-
ten den Schurken ge-
fangen, und nahmen ihm seine Güter. Am selben Lag noch trug
der Daum. an dem des Kaisers Dote kurz vorher gehangen, eine
neue schreckliche Frucht: Dieter Nezel nämlich baumelte am Ast,
und es weinte ihm keiner eine Träne nach. Bielmehr wider-
hallten alle Täler vom 2ubel der erlösten Leute, auf denen die
Bedrängnis durch den Raubritter wie ein Fluch gelastet hatte.
Nun schaukelte der Nachtwind seinen aufgedunsenen Körper hin
40
Dieter Nezel war ein Raubritter der schlimmsten Art. hab-
gierig, grausam, erbarmungslos. Seine Durg Reichenstein bei
Neckargemünd, ein völlig unzugänglicheS Felsennest, beherrschte
die Zugünge des Neckar-, Elsenz- und Wiesenbacher Tals. Wehe
dem Wanderer, der in
Nezels Dereich geriet!
Nicht nur Hab und
E>ut, sondern gar oft
auch das Leben raubt
er seinen unglücklichen
Opfern. Keine noch so
ernste, ja nicht einmal
die kaiserüche Warnung
brachte den Wegelage-
rer von seinem verbre-
cherischen Treiben ab.
Lachend schlug er eines
Lages auch einen Brief
des Kaisers, den er als
„Wisch" bezeichnete, in
den Wind und lieh den
unseligen Boten, der
das Schriftstück brach-
te, an einem weithin
sichtbaren Baum auf-
hängen.
Diese Lat endlich
brachte das Maß seiner
Sünden zum Äberlau-
fen, und furchtbare Ver-
geltung folgte. Kaiser-
liche Truppen erstürm-
ten sein Raubnest, setz-
ten den Schurken ge-
fangen, und nahmen ihm seine Güter. Am selben Lag noch trug
der Daum. an dem des Kaisers Dote kurz vorher gehangen, eine
neue schreckliche Frucht: Dieter Nezel nämlich baumelte am Ast,
und es weinte ihm keiner eine Träne nach. Bielmehr wider-
hallten alle Täler vom 2ubel der erlösten Leute, auf denen die
Bedrängnis durch den Raubritter wie ein Fluch gelastet hatte.
Nun schaukelte der Nachtwind seinen aufgedunsenen Körper hin
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