kampf. Der Gegner schien bereits die Oberhand zu behalten, als
plötzlich eine Schar Raben über ihn herfiel und ihn derart zu-
richtete, daß er kampfunfähig wurde. Diese Gelegenheit benutzte
der Burgherr, seinem Gegner den Lodesstoß zu versetzen.
Die Raben hackten dem Entseelten die Augen aus und beglei-
teten auch seinen Leichnam, als er in ungeweihter Erde bestat-
tet wurde, mit schrecklichem Gekrächze.
Zur Erinnerung an die schaurige Begebenheit lietz der Stol-
zenecker einen Raben in Stein aushauen und an seiner Burg
anbringen.
Der Klndesmord im Dielbacher Wald.
Die alte Iuliane von Strümpfelbrunn galt als Hexe. Sie
mutzte zwar einsam und hungrig leben. war aber schlau und
schlecht genug, mit einer langen Schnur, an deren Ende in einer
Lockspeise eine spitze Nadel stak, Hühner und fette Katzen als
Entschädigung für die schlechte Behandlung ihrer Dorfgenossen
zu erhaschen.
Shre Tochter, die Iuliane, war auch nicht viel besser als die
Mutter, Lie ihr ja immer ein miserables Beispiel gegeben hatte.
Nls das verwahrloste Mädchen eines Tages ein armseliges
Kindlein mit nach Hause brachte, ohne datz es einen Bater dazu
hatte, kannte die rohe Wut der Alten keine Grenzen mehr. Das
MSdchen begann zu verzweifeln, und es erhängte den armen,
kleinen Wurm samt sich selbst in dem Wäldchen links der Stratze
Strümpfelbrunn—Dielbach, mitten in der Adventszeit. Das
Wäldchen ist längst gerodet worden. Die Leute aber wollen je-
des Iahr im Advent an dieser Stelle ein lautes Kinderweinen
hören, und es soll auch ein Hund heulend dort umherschleichen,
hinter dem man die unselige Mörderin vermutet.
Die Wasserfräulein.
2luf dem Bergschloß Neuburg bei Neckarelz wohnten vor
-Zeiten drei Wasserfräulein. Sie verließen jeden Abend ihren
Wohnsitz und gingen durch einen unterirdischen Gang in das
Tempelhaus zu Neckarelz. Hier besuchten sie drei Tempelfräu-
lein und waren stets um acht Ahr wieder zu Haus. Einmal
aber verspäteten sie sich, und als sie am folgenden Abend zur
gewohnten Zeit sich nicht einstellten, suchten die Tempelfräulein
nach ihren Gästen und fanden die Anglücklichen im unterirdischen
Gange tot in ihrem Blute liegen. (Bernhard Baader)
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plötzlich eine Schar Raben über ihn herfiel und ihn derart zu-
richtete, daß er kampfunfähig wurde. Diese Gelegenheit benutzte
der Burgherr, seinem Gegner den Lodesstoß zu versetzen.
Die Raben hackten dem Entseelten die Augen aus und beglei-
teten auch seinen Leichnam, als er in ungeweihter Erde bestat-
tet wurde, mit schrecklichem Gekrächze.
Zur Erinnerung an die schaurige Begebenheit lietz der Stol-
zenecker einen Raben in Stein aushauen und an seiner Burg
anbringen.
Der Klndesmord im Dielbacher Wald.
Die alte Iuliane von Strümpfelbrunn galt als Hexe. Sie
mutzte zwar einsam und hungrig leben. war aber schlau und
schlecht genug, mit einer langen Schnur, an deren Ende in einer
Lockspeise eine spitze Nadel stak, Hühner und fette Katzen als
Entschädigung für die schlechte Behandlung ihrer Dorfgenossen
zu erhaschen.
Shre Tochter, die Iuliane, war auch nicht viel besser als die
Mutter, Lie ihr ja immer ein miserables Beispiel gegeben hatte.
Nls das verwahrloste Mädchen eines Tages ein armseliges
Kindlein mit nach Hause brachte, ohne datz es einen Bater dazu
hatte, kannte die rohe Wut der Alten keine Grenzen mehr. Das
MSdchen begann zu verzweifeln, und es erhängte den armen,
kleinen Wurm samt sich selbst in dem Wäldchen links der Stratze
Strümpfelbrunn—Dielbach, mitten in der Adventszeit. Das
Wäldchen ist längst gerodet worden. Die Leute aber wollen je-
des Iahr im Advent an dieser Stelle ein lautes Kinderweinen
hören, und es soll auch ein Hund heulend dort umherschleichen,
hinter dem man die unselige Mörderin vermutet.
Die Wasserfräulein.
2luf dem Bergschloß Neuburg bei Neckarelz wohnten vor
-Zeiten drei Wasserfräulein. Sie verließen jeden Abend ihren
Wohnsitz und gingen durch einen unterirdischen Gang in das
Tempelhaus zu Neckarelz. Hier besuchten sie drei Tempelfräu-
lein und waren stets um acht Ahr wieder zu Haus. Einmal
aber verspäteten sie sich, und als sie am folgenden Abend zur
gewohnten Zeit sich nicht einstellten, suchten die Tempelfräulein
nach ihren Gästen und fanden die Anglücklichen im unterirdischen
Gange tot in ihrem Blute liegen. (Bernhard Baader)
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