die Daumrinde ein sowie Nachrichten über ihre letzten Tage.
Einige Iahre hatte sie in der Einsamkeit gelebt, dann welkte sie
dahin und starb.
Einst hatte sich Grisv auf der Iagd zu weit in den Wald
hineingewagt und verirrt. 2lls er nach einem Ausgang suchte,
sah er die Zeichen seiner Braut an einem alten Duchenstamme.
Das Bild seiner Geliebten stand wie ein Engel vor seiner Seele
und wirkte so mächtig auf ihn, dah er den Entschlutz faßte, die
Götzen von sich zu werfen und Christus zu dienen.
2lm andern Morgen fand er sich aus dem Walde wieder
heraus, und nun eilte er zum nächsten Bischof, wo er sich taufen
ließ. Dann zog er sich zurück, um in der Stille Gott zu dienen
und sich eine kleine Hütte zu bauen, die er mit einem schönen
Kreuz ausschmückte.
Derirrte Wanderer führte er zu seiner Hütte, labte sie mit
Speise und Trank und zeigte ihnen den rechten Weg. Das tat
er aus Dank gegen Gott. der ihn vor dem Irrtum seines vorigen
Lebens gerettet und zum Heile hingeführt hatte.
Bald verbreitete sich die Kunde von dem frommen Einsied-
ler im ganzen Lande, und trostbedürftige Menschen pilgerten
hinauf zu seiner stillen Klause; er betete mit ihnen, wodurch sie
den Frieden wieder fanden.
So hatte er viele Iahre segensreich gewirkt und war nun
alt und schwach geworden. Da pochte es in einer stürmischen
Regennacht an die Pforte seiner Zelle. Ein Pilger trat ein von
hoher, schöner Gestalt. Seine Kleider trieften vom strömenden
Regen und seine Glieder schienen erstarrt zu sein. Da zündete
der Greis ein Feuer an, die Kleider des Fremdlings zu trocknen,
setzte ihm Speise vor und zeigte ihm das Lager für die Racht.
Dann kniete er nieder, verrichtete sein Aachtgebet und slehte zu
Gott um einen seligen Tod.
Da sprach der Pilger, der ihn mit immer grötzerem Erstau-
nen anblickte: „Dein Flehen ist erhört," neigte sich zu ihm nieder
und küßte ihn auf die Stirne. Da schlossen sich seine 2lugen, und
seine Ohren hörten nur noch: „Gehe ein zur Ruhe!"
2lm andern Morgen fanden etliche MSnner den Ein-
siedler neben dem kleinen 2Iltare sanft entschlafen. Sie begru-
ben ihn nahe seiner Hütte und bauten eine Kirche, die dem Erz-
engel Michael geweiht wurde. Die Stätte der Einsiedelei nann-
ten die Leute „Gotteshöhe", den Berg daneben „Himmelreich".
Im Bethause zeigt man den Erzengel Michael mit dem Schwerte,
den Satan mit Fledermausflügeln zu seinen Füßen.
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Einige Iahre hatte sie in der Einsamkeit gelebt, dann welkte sie
dahin und starb.
Einst hatte sich Grisv auf der Iagd zu weit in den Wald
hineingewagt und verirrt. 2lls er nach einem Ausgang suchte,
sah er die Zeichen seiner Braut an einem alten Duchenstamme.
Das Bild seiner Geliebten stand wie ein Engel vor seiner Seele
und wirkte so mächtig auf ihn, dah er den Entschlutz faßte, die
Götzen von sich zu werfen und Christus zu dienen.
2lm andern Morgen fand er sich aus dem Walde wieder
heraus, und nun eilte er zum nächsten Bischof, wo er sich taufen
ließ. Dann zog er sich zurück, um in der Stille Gott zu dienen
und sich eine kleine Hütte zu bauen, die er mit einem schönen
Kreuz ausschmückte.
Derirrte Wanderer führte er zu seiner Hütte, labte sie mit
Speise und Trank und zeigte ihnen den rechten Weg. Das tat
er aus Dank gegen Gott. der ihn vor dem Irrtum seines vorigen
Lebens gerettet und zum Heile hingeführt hatte.
Bald verbreitete sich die Kunde von dem frommen Einsied-
ler im ganzen Lande, und trostbedürftige Menschen pilgerten
hinauf zu seiner stillen Klause; er betete mit ihnen, wodurch sie
den Frieden wieder fanden.
So hatte er viele Iahre segensreich gewirkt und war nun
alt und schwach geworden. Da pochte es in einer stürmischen
Regennacht an die Pforte seiner Zelle. Ein Pilger trat ein von
hoher, schöner Gestalt. Seine Kleider trieften vom strömenden
Regen und seine Glieder schienen erstarrt zu sein. Da zündete
der Greis ein Feuer an, die Kleider des Fremdlings zu trocknen,
setzte ihm Speise vor und zeigte ihm das Lager für die Racht.
Dann kniete er nieder, verrichtete sein Aachtgebet und slehte zu
Gott um einen seligen Tod.
Da sprach der Pilger, der ihn mit immer grötzerem Erstau-
nen anblickte: „Dein Flehen ist erhört," neigte sich zu ihm nieder
und küßte ihn auf die Stirne. Da schlossen sich seine 2lugen, und
seine Ohren hörten nur noch: „Gehe ein zur Ruhe!"
2lm andern Morgen fanden etliche MSnner den Ein-
siedler neben dem kleinen 2Iltare sanft entschlafen. Sie begru-
ben ihn nahe seiner Hütte und bauten eine Kirche, die dem Erz-
engel Michael geweiht wurde. Die Stätte der Einsiedelei nann-
ten die Leute „Gotteshöhe", den Berg daneben „Himmelreich".
Im Bethause zeigt man den Erzengel Michael mit dem Schwerte,
den Satan mit Fledermausflügeln zu seinen Füßen.
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