dem Furchtgelähmten kein Ende zu nehmen. Endlich, endlich
kommt der dritte Markstein. 2lber was muh er sehen? Das ge-
spenstige Tier hat sich abermals verfärbt und ist wieder so
schwarz geworden, wie es zu Anfang war. Amso bleicher er--
scheint dagegen das Gesicht des Mannes, der immer in gröhere
Verwirrung kommt. Ein Glück ist's, dah es ihm die Sprache ver-
schlägt. Hätte er das unheimliche Tier angelockt oder gar nach
seiner Herkunft befragt, wie so mancher Vorwihige tat, so wäre
plötzlich ein Riese vor ihm gestanden und hätte ihn so geohr-
feigt, daß ihm Hören und Sehen vergangen wäre. So aber
gelangt er. wenn auch schweihgebadet und am ganzen Körper
zitternd, heil nach Hause. (Nach B. Daader)
Die weitze Frau.
Zwischen Waldwimmersbach und der zum Dorfe gehörenden
Mühle läuft ein schmaler Fußpfad über die Wiese, der zu einer
Quelle führt. Oft täglich zeigt sich dort um Mittag und Mit-
ternacht eine weihe Frau mit einem Bund Schlüssel in der Hand.
In ihren Erdentagen war sie Kammerfrau bei einer Herrschaft
gewesen und hatte, als diese im Kriege flüchten muhte, deren
ganzes Dermögen zur Aufbewahrung erhalten.
Das Weib vergrub den Schatz an einem geheimen Orte,
starb aber kurz darauf eines plöhlichen Todes. Da sie niemand
davon Kenntnis gegeben hatte, so mußte die Herrschaft ihr
ganzes Vermögen verlieren und nach ihrer Rückkehr von den
Almosen leben, die man ihr von gutherzigen Menschen zuweisen
lieh. Darüber höchst erbittert, verfluchten sie die Kammerfrau
und wünschten ihr, dah sie im Grabe keine Ruhe finden möge.
And so mußte fortan die arme Frau an der Stelle, wo sie den
Reichtum vergraben hatte, umgehen. Sie zu erlösen, ist nur alle
fieben Iahre möglich. Alsdann Pflegt sie dreimal zu niesen, und
auf jedes Riesen soll man ihr „Helf dir Gott!" zurufen. Wer
das tut, dem zeigt sie, wo der Schatz verborgen liegt. und wie
er gehoben werden kann. Da der Detreffende aber selbst sterben
muh, so hat noch niemand gewagt, zum dritten Mal „Helf dir
Gott!" zu rufen. Die weihe Frau ist dann stets mit einem tie-
fen Seufzer wieder verschwunden. (Rach B. Daader)
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kommt der dritte Markstein. 2lber was muh er sehen? Das ge-
spenstige Tier hat sich abermals verfärbt und ist wieder so
schwarz geworden, wie es zu Anfang war. Amso bleicher er--
scheint dagegen das Gesicht des Mannes, der immer in gröhere
Verwirrung kommt. Ein Glück ist's, dah es ihm die Sprache ver-
schlägt. Hätte er das unheimliche Tier angelockt oder gar nach
seiner Herkunft befragt, wie so mancher Vorwihige tat, so wäre
plötzlich ein Riese vor ihm gestanden und hätte ihn so geohr-
feigt, daß ihm Hören und Sehen vergangen wäre. So aber
gelangt er. wenn auch schweihgebadet und am ganzen Körper
zitternd, heil nach Hause. (Nach B. Daader)
Die weitze Frau.
Zwischen Waldwimmersbach und der zum Dorfe gehörenden
Mühle läuft ein schmaler Fußpfad über die Wiese, der zu einer
Quelle führt. Oft täglich zeigt sich dort um Mittag und Mit-
ternacht eine weihe Frau mit einem Bund Schlüssel in der Hand.
In ihren Erdentagen war sie Kammerfrau bei einer Herrschaft
gewesen und hatte, als diese im Kriege flüchten muhte, deren
ganzes Dermögen zur Aufbewahrung erhalten.
Das Weib vergrub den Schatz an einem geheimen Orte,
starb aber kurz darauf eines plöhlichen Todes. Da sie niemand
davon Kenntnis gegeben hatte, so mußte die Herrschaft ihr
ganzes Vermögen verlieren und nach ihrer Rückkehr von den
Almosen leben, die man ihr von gutherzigen Menschen zuweisen
lieh. Darüber höchst erbittert, verfluchten sie die Kammerfrau
und wünschten ihr, dah sie im Grabe keine Ruhe finden möge.
And so mußte fortan die arme Frau an der Stelle, wo sie den
Reichtum vergraben hatte, umgehen. Sie zu erlösen, ist nur alle
fieben Iahre möglich. Alsdann Pflegt sie dreimal zu niesen, und
auf jedes Riesen soll man ihr „Helf dir Gott!" zurufen. Wer
das tut, dem zeigt sie, wo der Schatz verborgen liegt. und wie
er gehoben werden kann. Da der Detreffende aber selbst sterben
muh, so hat noch niemand gewagt, zum dritten Mal „Helf dir
Gott!" zu rufen. Die weihe Frau ist dann stets mit einem tie-
fen Seufzer wieder verschwunden. (Rach B. Daader)
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