Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bernhard, Jakob
Kurpfälzer Sagenborn: alte und neue Sagen aus der rechtsrheinischen Pfalz mit besonderer Berücksichtigung der Heidelberger Gegend sowie der angrenzenden Gebiete des Neckartals, des Odenwaldes und des Kraichgaues, der Bergstraße und der Rheinebene — Heidelberg, 1933

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.4086#0075
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Tode keine Ruhe finden. Von Zeit zu Zeit muhte er sich aus
dem Grab erheben und im Lande umherirren. 2n finstern, stür-
mischen Nächten hört man, wie er mit seinem wilden Gefolge
über Hecken und Gebüsch durch die Höfe und Scheunen des
Odenwalds jagt. Dann vernimmt man das Rufen der Knechte,
den Schall der Hörner, das Knallen der Peitschen und das
Knarren dcr Wagen, das sich mit dem Wiehern der Rosse und
dem Geheul der Hunde zu einem schauerlichen Lärm vermischt.
Die erschreckten Leute sagen dann: „Das wilde Heer zieht durch
die Lust, es gibt Krieg."

Nodensteiners Auszug.

Es regt sich was im Odenwald.

And durch die Wipfel hallt's und schallt's,

Der Rodenstein zieht um.

Vom Rhein her streicht ein starker Luft,

Der treibt den 2llten aus der Gruft.

Der Rodenstein zieht um.

Ein rostig Stahlwams ist sein Kleid,

Ein rostig Schlachtschwert hängt zur Seit'.

Der Schmied von Kainsbach steht am Herd:

„Mein Schmied, putz' blank das lange Schwert.

Iedweder tu', was seine Pflicht,

Der Wind vom Rhein, der g'fällt mir nicht.

O römisch Reich, du bist nicht mehr,

Doch reit ich noch zu deiner Ehr'.

Ich reit' und reit' und such' einen Mann.

Der meinen Flamberg') führen kann.

Ios. Diktor v. Scheffel

") Zweihänder (Schwert).

75
 
Annotationen