blick stößt ihm Hagen den Speer, den Siegfried an die Linde
gelehnt hatte, durch die Schulter bei jener Stelle, die durch das
Kreuzzeichen kenntlich gemacht war. 2m Bogen spritzt das Blut
an des Mörders Gewand. der in Eilschritten zu fliehen sucht.
Siegfried, die Speerstange noch in der Wunde, rafft sich auf
und erreicht schnell den Gegner, den er mit dem Schilde zu Bo-
den schlägt. ohne ihn zu töten. 2lber ihm selbst weichen jetzt
Kraft und Farbe. Er bricht zusammen und fällt blutend in die
Blumen, die Berräter scheltend, die seine Treue so übel belohnt
hatten. 2m Gedenken an seine geliebte Gattin, deren Leben er
dem Schutze des Bruders empfiehlt, ist der Lodeskampf rasch zu
Ende. Bvch in der Aacht bringt man den meuchlerisch ermor--
deten Helden über den Rhein nach Worms. wo er bestattet wird.
Anbeschreiblich ist die Trauer in Burg und Stadt: niemand
konnte fassen, daß der Held so elend ums Leben gekommen. Bol-
lends untröstlich ist Kriemhild, die ihren Gatten nicht vergessen
kann und täglich hinauseilt an sein Grab, um sich ihrem Leid
hinzugeben. Hagens Bluttat war die Aussaat zu einer schreck-
lichen Ernte. Viele burgundische Männer und mit ihnen Kriem-
hildens Brüder. sowie Hagen, der Mörder, fielen später der
Rache dieses von wildem Schmerz zerrissenen Weibes zum
Opfer. 2lber auch Kriemhilde durfte den Antergang ihres Hau-
ses nicht überleben. 2hr Blut mischte sich mit dem der erschla-
genen Helden.
Bemerkung: Siegfrieds Ermordung soll bei dem hessi-
schen Dorfe Grasellenbach erfolgt sein, das mitten im Odenwald
liegt. Ein Denkmal, der Siegfriedsbrunnen. hält die Erinnerung
daran wach. Eine andere Annahme verlegt die Mordtat weiter
östlich des genannten Dorfes, nämlich in den Wald zwischen
Hiltersklingen und Hüttental, wo der Lindelbrunnen oder Lind-
brunnen das traurige Schicksal des Helden verewigt.
Die Erbsünde von Münichzell.
Fast volle zwei 2ahrhunderte war der Ort Mönchzell Filiale
der großen Pfarrei Spechbach. Der Weg zum sonntäglichen Got-
tesdienste führte über Wiesengelände, Berghöhen und die stei-
nige Eilenfährt, wenn man nicht den weiten Ämweg über das
Kloster und Dorf Lobenfeld machen wollte. Groß und klein
stapfte lieber bei Wind und Wetter über den Berg. Das Zu-
spätkommen gehörte daher zu einem Sondervorrecht der Mönch-
zeller.
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gelehnt hatte, durch die Schulter bei jener Stelle, die durch das
Kreuzzeichen kenntlich gemacht war. 2m Bogen spritzt das Blut
an des Mörders Gewand. der in Eilschritten zu fliehen sucht.
Siegfried, die Speerstange noch in der Wunde, rafft sich auf
und erreicht schnell den Gegner, den er mit dem Schilde zu Bo-
den schlägt. ohne ihn zu töten. 2lber ihm selbst weichen jetzt
Kraft und Farbe. Er bricht zusammen und fällt blutend in die
Blumen, die Berräter scheltend, die seine Treue so übel belohnt
hatten. 2m Gedenken an seine geliebte Gattin, deren Leben er
dem Schutze des Bruders empfiehlt, ist der Lodeskampf rasch zu
Ende. Bvch in der Aacht bringt man den meuchlerisch ermor--
deten Helden über den Rhein nach Worms. wo er bestattet wird.
Anbeschreiblich ist die Trauer in Burg und Stadt: niemand
konnte fassen, daß der Held so elend ums Leben gekommen. Bol-
lends untröstlich ist Kriemhild, die ihren Gatten nicht vergessen
kann und täglich hinauseilt an sein Grab, um sich ihrem Leid
hinzugeben. Hagens Bluttat war die Aussaat zu einer schreck-
lichen Ernte. Viele burgundische Männer und mit ihnen Kriem-
hildens Brüder. sowie Hagen, der Mörder, fielen später der
Rache dieses von wildem Schmerz zerrissenen Weibes zum
Opfer. 2lber auch Kriemhilde durfte den Antergang ihres Hau-
ses nicht überleben. 2hr Blut mischte sich mit dem der erschla-
genen Helden.
Bemerkung: Siegfrieds Ermordung soll bei dem hessi-
schen Dorfe Grasellenbach erfolgt sein, das mitten im Odenwald
liegt. Ein Denkmal, der Siegfriedsbrunnen. hält die Erinnerung
daran wach. Eine andere Annahme verlegt die Mordtat weiter
östlich des genannten Dorfes, nämlich in den Wald zwischen
Hiltersklingen und Hüttental, wo der Lindelbrunnen oder Lind-
brunnen das traurige Schicksal des Helden verewigt.
Die Erbsünde von Münichzell.
Fast volle zwei 2ahrhunderte war der Ort Mönchzell Filiale
der großen Pfarrei Spechbach. Der Weg zum sonntäglichen Got-
tesdienste führte über Wiesengelände, Berghöhen und die stei-
nige Eilenfährt, wenn man nicht den weiten Ämweg über das
Kloster und Dorf Lobenfeld machen wollte. Groß und klein
stapfte lieber bei Wind und Wetter über den Berg. Das Zu-
spätkommen gehörte daher zu einem Sondervorrecht der Mönch-
zeller.
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