Die Pestlade.
2m Iahre 1514 wütete die Pest im Baulande so heftig,
daß in kurzer Zeit viele Tausende von Menschen dahingerafft
wurden.
Das Dorf Schwabhausen bei Boxöerg konnte für die vielen
Toten zuletzt nicht mehr genug Särge aufbringen, um alle die
vielen in einem solchen einzeln zu bestatten. Deshalb bediente sich
die Gemeinde bei Deerdigungen einer gemeinsamen Pestlade.
Das war ein grün angestrichener. sargartiger Kasten, dessen
Deckel und die eine Seite zurückgeschlagen werden konnten. Auf
dem Friedhofe angekommen, ließ man den in Leintücher ein--
gehüllten Leichnam langsam ins E>rab hinabgleiten und kehrte
dann eilends mit der Pestlade zurück, die anderen Verstorbenen
auf die gleiche Weise zur letzten Ruhe zu betten.
Damals soll die Gemeinde Schwabhausen bis auf drei See-
len ausgestorben sein. Die Pestlade, welche auf einem eisernen
Bande die Iahreszahl 1515 trägt, wird heute noch als er-
schütterndes Denkmal jener Schreckenszeit in Schwabhausen
aufbewahrt. (Nach I. Schmitt)
Die schöne Vuche.
In einem Wäldchen zwischen Steinsfurt und Kirchardt steht
eine uralte Buche, kräftig und schön gewachsen. 2hr dichtes
Blätterdach, das sich weit nach allen Seiten erstreckt, wirkt wie
eine liebliche, grüne Halle. Wer weiß, wie lange schon der
Baum seine kühlen Schatten gespendet und dem Wanderer An-
terschlupf gewährt hat! 2n alten Zeiten, so geht die Sage, soll
der Platz, den die Buche schirmt, dem Aufenthalt eines Zwer-
ges gedient haben. Nur hie und da zeigte er sich den Menschen;
denn er wollte nicht gern gesehen sein. Den armen Leuten trat
er am ehesten näher, besonders Holzhauern, denen er gerne
bei der Arbeit half. Wenn er ihnen dann unvermerkt ein Geld-
stück oder sonst etwas Nützliches ins Reisigbündel stecken konnte,
machte ihm das besonderen Spaß. And wie werden sich die
Armen zu Hause gefreut haben über svlche Äberraschungen!
Der kleine Wohltäter erfreute sich bei allen, die ihn kann-
ten, der gröhten Beliebtheit. War's verwunderlich. daß man
so sehr trauerte. als er eines Tages tot aufgefunden wurde?
Es vergingen lange Iahre, bis man wußte, was es eigentlich
für eine Bewandtnis habe mit dem kleinen Crdgeist. Ein beson-
ders Kluger glaubte, das Geheimnis gelüftet zu haben. Er er-
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2m Iahre 1514 wütete die Pest im Baulande so heftig,
daß in kurzer Zeit viele Tausende von Menschen dahingerafft
wurden.
Das Dorf Schwabhausen bei Boxöerg konnte für die vielen
Toten zuletzt nicht mehr genug Särge aufbringen, um alle die
vielen in einem solchen einzeln zu bestatten. Deshalb bediente sich
die Gemeinde bei Deerdigungen einer gemeinsamen Pestlade.
Das war ein grün angestrichener. sargartiger Kasten, dessen
Deckel und die eine Seite zurückgeschlagen werden konnten. Auf
dem Friedhofe angekommen, ließ man den in Leintücher ein--
gehüllten Leichnam langsam ins E>rab hinabgleiten und kehrte
dann eilends mit der Pestlade zurück, die anderen Verstorbenen
auf die gleiche Weise zur letzten Ruhe zu betten.
Damals soll die Gemeinde Schwabhausen bis auf drei See-
len ausgestorben sein. Die Pestlade, welche auf einem eisernen
Bande die Iahreszahl 1515 trägt, wird heute noch als er-
schütterndes Denkmal jener Schreckenszeit in Schwabhausen
aufbewahrt. (Nach I. Schmitt)
Die schöne Vuche.
In einem Wäldchen zwischen Steinsfurt und Kirchardt steht
eine uralte Buche, kräftig und schön gewachsen. 2hr dichtes
Blätterdach, das sich weit nach allen Seiten erstreckt, wirkt wie
eine liebliche, grüne Halle. Wer weiß, wie lange schon der
Baum seine kühlen Schatten gespendet und dem Wanderer An-
terschlupf gewährt hat! 2n alten Zeiten, so geht die Sage, soll
der Platz, den die Buche schirmt, dem Aufenthalt eines Zwer-
ges gedient haben. Nur hie und da zeigte er sich den Menschen;
denn er wollte nicht gern gesehen sein. Den armen Leuten trat
er am ehesten näher, besonders Holzhauern, denen er gerne
bei der Arbeit half. Wenn er ihnen dann unvermerkt ein Geld-
stück oder sonst etwas Nützliches ins Reisigbündel stecken konnte,
machte ihm das besonderen Spaß. And wie werden sich die
Armen zu Hause gefreut haben über svlche Äberraschungen!
Der kleine Wohltäter erfreute sich bei allen, die ihn kann-
ten, der gröhten Beliebtheit. War's verwunderlich. daß man
so sehr trauerte. als er eines Tages tot aufgefunden wurde?
Es vergingen lange Iahre, bis man wußte, was es eigentlich
für eine Bewandtnis habe mit dem kleinen Crdgeist. Ein beson-
ders Kluger glaubte, das Geheimnis gelüftet zu haben. Er er-
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