zählte, daß der Zwerg, als er noch wie andere Menschen auf
der Erde wandelte, ein schöner, stolzer Ritter gewesen sei, der
eines Lages auf der Jagd ein furchtbares Ereignis erleben
rnußte. Dort an dem Platze, wo jetzt die alte Buche ihren Stand-
vrt hat, lag seine Geliebte tot am Boden, von wilden Tieren
schreälich zugerichtet und über und über mit Blut bedeckt. Da
ergriff ihn ein solcher Schmerz. dah er am ganzen Leibe bebte
und unter heihen Tränen ohnmächtig zusammenbrach. 2lls er
dann nach langer Zeit wieder zu sich kam, begrub er die An-
glückliche an der Stelle, wo er sie gefunden hatte, und pflanzte
zu ihrem Gedächtnis ein kleines Bäumchen an, aus dem mit
der Zeit die stolze Buche emporwuchs, von der die Sage zu
berichten weiß. Täglich wanderte der Ritter, der den Verlust,
der ihn betroffen, nur schwer verschmerzen konnte. hinaus zum
Grabe seiner Geliebten, bis auch ihn der Herr über Leben und
Lod eines Tages heimholte und ihn mit seiner Angebeteten auf
ewig vereinte.
Der Flinsbacher Schloßhund.
Aicht weit von Flinsbach liegt der lange Hohenberg, dessen
nördliches Ende, der Schlohbuckel, eine Burgruine trägt. Dah
dort zu gewissen Zeiten ein Gespenst in der Gestalt eines Schloh-
hundes umherwandelt, hat besonders eine Flinsbacher Frau zu
ihrem Schaden erfahren müssen; denn nicht umsonst sind ihre
Haare vor der Zeit grau geworden noch in ganz jungen Iahren.
Das ging so zu:
Cines Sonntagnachmittags sammelte sie Erdbeeren im na-
hen hessischen Forst. Da kam ihr eine nie gesehene, leuchtend-
schöne Blume zu Gesicht: „Die nimm ich mit, wenn ich heute
abend nach Hause gehe", dachte sie, und sammelte und sammelte
so emsig von den süßen Früchten, dah sie beinahe das Heim-
gehen vergaß. Erst als die alte Glocke des Heimatdorfes den
Abend einläutete. machte sich die Frau auf den Rückweg. Wie
staunte sie aber. als sie schon von weitem die Wunderblume wie
ein Glühwürmchen durch die Dämmerung funkeln sah! Aicht
schnell genug konnte sie sich bücken, die Blume abzurupfen. 2lber
kaum hatte sie ihre Hand darnach gestreckt, da raschelte es un-
heimlich in ihrer Nähe, und als sie aufschaute, stand dicht hin-
ter ihr der schwarz-weihgefleckte Schloßhund. Sie konnte nicht
einmal schreien, so rasch war ihr das unheimliche Tier auf den
Rücken gesprungen. Vor Schrecken todesbleich und wie von Sin-
nen, nahm sie Reißaus und rannte, den Hund im Genick, Gebete
murmelnd, den Schlohbuckel hinunter. Erst nach einer langen
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der Erde wandelte, ein schöner, stolzer Ritter gewesen sei, der
eines Lages auf der Jagd ein furchtbares Ereignis erleben
rnußte. Dort an dem Platze, wo jetzt die alte Buche ihren Stand-
vrt hat, lag seine Geliebte tot am Boden, von wilden Tieren
schreälich zugerichtet und über und über mit Blut bedeckt. Da
ergriff ihn ein solcher Schmerz. dah er am ganzen Leibe bebte
und unter heihen Tränen ohnmächtig zusammenbrach. 2lls er
dann nach langer Zeit wieder zu sich kam, begrub er die An-
glückliche an der Stelle, wo er sie gefunden hatte, und pflanzte
zu ihrem Gedächtnis ein kleines Bäumchen an, aus dem mit
der Zeit die stolze Buche emporwuchs, von der die Sage zu
berichten weiß. Täglich wanderte der Ritter, der den Verlust,
der ihn betroffen, nur schwer verschmerzen konnte. hinaus zum
Grabe seiner Geliebten, bis auch ihn der Herr über Leben und
Lod eines Tages heimholte und ihn mit seiner Angebeteten auf
ewig vereinte.
Der Flinsbacher Schloßhund.
Aicht weit von Flinsbach liegt der lange Hohenberg, dessen
nördliches Ende, der Schlohbuckel, eine Burgruine trägt. Dah
dort zu gewissen Zeiten ein Gespenst in der Gestalt eines Schloh-
hundes umherwandelt, hat besonders eine Flinsbacher Frau zu
ihrem Schaden erfahren müssen; denn nicht umsonst sind ihre
Haare vor der Zeit grau geworden noch in ganz jungen Iahren.
Das ging so zu:
Cines Sonntagnachmittags sammelte sie Erdbeeren im na-
hen hessischen Forst. Da kam ihr eine nie gesehene, leuchtend-
schöne Blume zu Gesicht: „Die nimm ich mit, wenn ich heute
abend nach Hause gehe", dachte sie, und sammelte und sammelte
so emsig von den süßen Früchten, dah sie beinahe das Heim-
gehen vergaß. Erst als die alte Glocke des Heimatdorfes den
Abend einläutete. machte sich die Frau auf den Rückweg. Wie
staunte sie aber. als sie schon von weitem die Wunderblume wie
ein Glühwürmchen durch die Dämmerung funkeln sah! Aicht
schnell genug konnte sie sich bücken, die Blume abzurupfen. 2lber
kaum hatte sie ihre Hand darnach gestreckt, da raschelte es un-
heimlich in ihrer Nähe, und als sie aufschaute, stand dicht hin-
ter ihr der schwarz-weihgefleckte Schloßhund. Sie konnte nicht
einmal schreien, so rasch war ihr das unheimliche Tier auf den
Rücken gesprungen. Vor Schrecken todesbleich und wie von Sin-
nen, nahm sie Reißaus und rannte, den Hund im Genick, Gebete
murmelnd, den Schlohbuckel hinunter. Erst nach einer langen
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