Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bernhard, Jakob
Kurpfälzer Sagenborn: alte und neue Sagen aus der rechtsrheinischen Pfalz mit besonderer Berücksichtigung der Heidelberger Gegend sowie der angrenzenden Gebiete des Neckartals, des Odenwaldes und des Kraichgaues, der Bergstraße und der Rheinebene — Heidelberg, 1933

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.4086#0093
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
an der Gemeinschaft der Christenseelen und ihrer Hoffnung.
Traurig und unheimlich geistern sie in der Einöde. und der ein-
same Wanderer weicht ihnen ängstlich aus. Wer ihrer aber mit
den Worten spottet:

Heerwisch, ho hv!

Brennst wie Haberstroh,

Schlag mich blitzebloo!",

an dem lassen sie ihre heidnische Koboldnatur übel aus. Eine
Iungfrau, die sie so hänselte, verfolgte der Heerwisch bis ins
Haus, ja bis in die Stube und schlug sie, obwohl unsichtbar, bis
sie zusammensank. Wer ihnen aber ohne Hohn begegnet, dem
können sie nichts zuleide tun. M. Guckenhan.

Beim Elfentritschenfangen.

In einem Dorf an der Bergstrahe sagte einmal ein Bursche
zu einem anderen: „Sch fürchte mich nicht vor Gespenstern! 2ch
gehe nachts um die Geisterstunde überall hin." „Schön," ant-
wortete der andere, »gehe heute nacht um 12 Ahr auf das
Steinlager. Gleich zur Linken ist eine besondere Stelle. Kein
Gras, kein Dusch wächst dort. Dorthin kommt jede Nacht ein
Gespenst, das man „Elfentritsch" nennt. Dies kannst du mir
fangen".

Der erste Bursche. groß, sehnig und kräftig, ging an die be-
zeichnete Stelle hin. Kaum hatte die benachbarte Dorfglocke
zwölf Ahr geschlagen, als er einen mächtigen. großen schwar-
zen Hund, so groß wie ein Rind, mit Augen so groh wie der
Mond, auf sich zukommen sah.

Dieses Antier aber wartete der sonst furchtlose Bursche nicht
ab. Er wollte schon davonspringen. Der Hund aber hängte sich
ihm an den Rücken, so daß er nicht mehr gehen konnte. Er fiel,
vom Schlag getroffen, um und starb noch in derselben Nacht.

Fragt man heutzutage jemanden in der Pfalz, wohin er
gehe, und er möchte den Ort nicht verraten, so bekommt man
zur Antwort: „2ns Clbetritsche fange!" k>k.

Ida von Schauenburg.

2luf der Schauenburg bei Dossenheim lebte einst der tapfere
Ritter Bertvld. Seine Tochter 2da hatte ihr Herz einem rei-
chen, angesehenen Grafen geschenkt. Ehe jedoch die Hochzeit
stattfinden konnte, mußte der Bräutigam in den Krieg ziehen.
Beim Abschied schenkte der Ritter seiner Geliebten als Anden-

93
 
Annotationen