Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kautzsch, Rudolf
Diebolt Lauber und seine Werkstatt in Hagenau — Stuttgart, 1895

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2169#0019
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
18 Diebolt Lauber und seine Werkstatt in Hagenan

herrührt, wohl aber von einem Zeichner, dem wir in Werken unserer
Gruppe elsässischer Bilderhandschriften ans einer Werkstatt wieder
begegnen. Wir werden zu zeigen haben, dass es ein gewisser Hans
Schilling ist, der eine grosse Weltchronik in Kolmar geschrieben und
illustriert hat, ein stattliches Werk, das uns auch seinen Namen über-
liefert (s. u. K Hs. I). Und wir werden weiter zu zeigen haben, dass
dieser Hans Schilling noch an sieben andern Bilderhandschriften mitgear-
beitet hat und so wesentlich mithilft, zahlreiche Werke als Erzeugnisse
unserer Schreibstube zusammenzuschliessen. Wenn jetzt dieser „Hans
Schilling von Hagenowe'' als Zeichner in einer 11s. mit eigner Eintra-
gung „Diebolt Loubers schriber zu hagenow" auftritt, der eine: sicher
hervorragendes Glied einer grossen Werkstatt, der andere: sicher
Buchschreiber und Führer eines blühenden Buchhandels, da bleibt
kein Ausweg: Hans Schilling stand in Verbindung mit Diebolt Lauber,
und die Zeichner und Schreiber, die neben Hans Schilling thätig
waren, die waren auch für Diebolt Lauber thätig. Die Hss., welche
wir auf anderem Wege als Erzeugnisse einer Werkstatt kennen lernten,
sind eben die, welche der Buchhändler Diebolt Lauber vertrieb. Hielt
er selbst eine Werkstatt, so war es keine andere, als jene von uns
gefundene.')

Drittes Kapitel.

Brauch und Kunst in der Werkstatt.
Wir haben 38 Hss. zusammengebracht, die sich an 16 verschiedene
Zeichner vertheilen. Einer unter ihnen ist mit 18 Werken, andere mit

1) Man könnte ja einwenden, was wir ganz zuverlässig wissen, ist nur
soviel: Diebolt Lauber hat selbst, bisweilen auch mit Hilfe eines Gesellen
(Strassburger Psalter) dem Schreibwerk obgelegen. Dass er aber in eigener
Person jener grossen Werkstatt vorstand, ist nicht sicher. Das war vielleicht
viel eher die Werkstatt des Hans Schilling. In dieser Hess Lauber seine
Bücher oft mit Bildern versehen, wie das denn auch ab und zu unterblieb
(Berliner Flore und Blantscheflur). Verkauft hat er dann seine und daneben
anderer Leute Erzeugnisse.

Darauf kann man nur erwidern, wenn man sieh das Gezwungene einer
solchen Annahme einmal recht klar macht, wird man sie gerne fahren lassen:

1. In der Werkstatt des Hans Schilling (um diese Bezeichnung aufzu-
nehmen) wurde sowohl geschrieben als gemalt. Es begegnen ungefähr grade
soviel Schreiberhände als Zeichner. Wir können nicht glauben, dass der
Mann, der den Verkauf besorgte, Zeit seines Lebens darauf verzichtet hätte,
den gangbarsten Theil seiner Waare auch selbst zu erzeugen (die Bilderhand-
schriften).

2. Wie soll man sich überhaupt das Aufblühen einer so regen Werk-
statt denken? Sie musste doch ihres Absatzes von vorn herein sicher sein.
Wenn nun wirklich Lauber anfangs die Werke eines oder des anderen unab-
hängigen Schreibers mitverkauft hätte, muss er doch nothwendig, sobald er
sah, dass die Sache ging, auf den Gedanken gekommen sein, einen zweiten
Schreiber, einen Zeichner u. s. f. selbst zu beschäftigen. So sind sicherlich
jene 39 Hss., die er auf einmal anzeigt, in seiner Werkstatt geschrieben.
Und Hans Schilling, der das Buch eben mit dieser Anzeige illustrierte, war
sicherlich ein Glied seiner, Laubers, Werkstatt.

Etwas ganz anderes ist es natürlich, anzunehmen, dass sich D. Lauber
mit der Zeit von der eigentlichen Arbeit der Schreibstube mehr und mehr
zurückzog und nur noch den Handel trieb.,
 
Annotationen