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Kautzsch, Rudolf
Diebolt Lauber und seine Werkstatt in Hagenau — Stuttgart, 1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.2170#0033
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90 Diebolt Lauber und seine Werkstatt in Hagenau

I.

Weniger sicher ist die Zuweisung der gleich zu nennenden Hs.
an einen besonderen Zeichner. Und doch möchte ich diese Aufstellung
wagen. Glücklicherweise ist die fragliche Hs. ein Band jener grossen
Vulgataübersetzung in Heidelberg. Da hier B und G schon vertreten
sind (im 3. und 1. Band), ein und derselbe Zeichner aber nicht gleich-
zeitig so und anders gearbeitet haben kann, fallen diese beiden als
mögliche Urheber des Bilderschmucks im 4. Bande weg. Denn von
ihnen, wie sie hier sich zeigen, ist der Zeichner des 4. Bandes merk-
lich verschieden.

Er kann aber noch weniger mit einem der anderen Werkstatt-
genossen zusammengebracht werden. Diese stark gebogene Nase, dieses
Auge (bald ganz ohne Lider, bald mit solchen und zwei am Ende ge-
bogenen Ansätzen), diese stehenden Kopfbedeckungen, diese kleinliche
(gezogene) Linienführung: das alles findet sich so nirgends wieder.
Auch die Farbenzusammenstellung ist wieder eine neue, anders ins-
besondere, als in den 4 anderen Bänden der Bibel.

Universitätsbibliothek, Heidelberg (palat. germ. 22):
Deutsche Bibel (vierter Band).

S. Bartsch 16. Wilken S. 317. Vgl. A XVI, B III, GII.

Inhalt: Die Propheten. 14 Bilder, 17 Initialseiten.

fol. 327 Hie endet sich micheas der prophet und die propheten
sint alle vörbraeht von latin zu tütsche von probst Cünrot von nieren-
berg etc.

Dass dieser Propst Konrad von Nürnberg nicht der Schreiber
dieses Bandes ist. leuchtet darnach ein. Über seine Übersetzerthätig-
keit und Person vgl. Walther a. 0. Sp. 396.

K.

„Dis buch hat hans Schilling geschriben und ussgemolt in dem
jor do man zalte von der geburt Cristi viertzehen hundert fünffzig und
nun jore. bittent got vür in

Hans Schilling von Hagenowe"

so lautet die Schlussschrift der öfter erwähnten Kolmarer Reimbibel.
Sehen wir zu, was sie uns lehrt. Zum ersten, dass ein Hans Schilling
aus Hagenau einen ausserordentlich starken Grossfolioband eigenhändig
geschrieben und „gemolt" hat. Die sorgfältige Prüfung von Text und
Bildern führt zu demselben Ergebniss: eine Hand hat die Feder, eine
Hand den Pinsel geführt von Anfang bis zu Ende. Und um diese
Hauptfrage gleich hier zu erledigen: auch die Zeichnung ist durchweg
von einer Hand und zwar von der Hand, die Schreibfeder und Pinsel
arbeiten liess, von Hans Schilling. Niemand wird das „gemolt" der
Schlussschrift im engsten Sinne verstehen wollen: wir brauchen uns
nur an die Ankündigungen und Aufschriften aus der Werkstatt zu er-
innern: hübsch gemolt, mit fyguren gemolt u. s. w., um sofort „ge-
 
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