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Kautzsch, Rudolf
Diebolt Lauber und seine Werkstatt in Hagenau — Stuttgart, 1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.2170#0050
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von Dr. R. Kautzsch. 107

scharf gebrochenen Streifen nachflattern. Eigen sind ihm ferner grosse
flache Hüte mit ungeheueren Federn für Männer und Frauen.

Auch die Farbenzusammenstellung ist eine besondere bei aller
Verwandtschaft mit anderen Werken der Schreibstube: Rothbraun,
glänzend und brüchig wie dort. Stumpfes Rosa. Leuchtend tiefes
Blau. Gelbgrün. Blasses Strohgelb. Kaffeebraun mit Neigung zu
Schwarz. Helles Ziegelroth. Alle Farben sind lebhaft doch durch-
sichtig aufgetragen. Sie füllen entweder den Umriss ganz oder sparen
die Lichter ans. Modellierung fehlt gänzlich.

64 Bilder. Der Beschreibung der Hs. bei Bartsch Nr. 167 ist
nichts hinzuzusetzen.

Die äussere Anlage und Ausstattung ist ganz dieselbe wie die
der Hss. A X und A XI.1)

P. (37)

Wenn 0 im Ganzen A nahe steht, so schliesst sich P dem Hans
Schilling an. Wie dieser zeichnet er im streng gezogenen Stil in ganz
gleichmässig starken Linien. Aber seine Umrisse sind dicker als die
Schillings.

Auch im Inhalt der prächtigen Thierbilder ist allerlei, was ihn
in die Nähe des genannten Zeichners weist. Die Bodenplatte mit
Baum und Fels, oben gelbgrün, an der abgeschrofften Seite stumpfrosa
bemalt, kommt ebenso im Schachzabel (Stuttgart) vor. Die einzelnen
Menschengesichter haben wenigstens das Haar mit denen K's gemein.
Übrigens kommt dieses kurze Lockenhaar aus concentrischen Halb-
kreisen gebildet auch bei den andern Arbeitern, die unter K's Einfluss
stehen, vor. Bei ihnen finden wir auch das seltsam grosse Auge der
Thiere ganz so wieder, wie wir es bei P treffen.

Der Beschreibung bei Bartsch Nr. 146 ist nichts hinzuzufügen.

Q. (38)
Endlich dürfen wir wohl auch die Hs. Nr. 232 des Hist. Archivs
der Stadt Köln nach Hagenau versetzen. Es ist ein Bellifortis, be-
schrieben in Höhlbaums Mittheilungen aus dem Kölner Stadtarchive VIII
1894. Die Mundart der deutschen Theile der Hs. ist die elsässische.
Die kräftige Federzeichnung steht etwa in der Mitte zwischen der
Weise des Zeichners B und der des Zeichners N. Wenn auch die
matte Bemalung von der sonst in unserer Werkstatt üblichen Bunt-
farbigkeit stark abweicht, trage ich doch kein Bedenken, die Hs. unter
die Arbeiten aus Hagenau einzureihen: so nahe steht der zeichnerische
Stil der Bilder den gesicherten Erzeugnissen der Werkstatt Diebolt
Laubers.

1) Wenn Mone und Lachmann (Wolfram v. Eschenbach4 Einleit. S. XVI)
richtig gesehen haben, so ist unsere Hs. (palat. 339) von demselben Schreiber,
der jenen Tristan mit Bildern B's (s. o. BII) gefertigt hat, geschrieben.
Damit hätten wir ein unmittelbares Zeugniss für die Entstehung des palat. 339
in Hagenau.
 
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