Einleitung.
Welch große Bedeutung dem gedruckten Worte als wirk-
samstem Verbreiter neuer Gedanken zukommt, weiß jeder, der
sich mit der Geschichte großer Geistesbewegungen, wie etwa des
Humanismus, der Reformation, der Aufklärung, des Sozialismus,
beschäftigt hat. Wie gewaltig die Zeit der Reformation, die ganz
und gar Kampf, Kampf um Glaube, Bekenntnis und Lehre war,
das vervielfältigte Wort in ihren Dienst genommen hat, lehrt
schon die Flugschriftenflut der ersten Jahre der Bewegung,
lehren auch die fast unübersehbaren Streitschriften der späteren
Jahrzehnte, die dem Schrifttum eines langen Jahrhunderts sein
besonderes Gepräge gegeben haben. Wir sehen ganze Buch-
druckereien und Bibliotheken dieser Zeit zu Waffenplätzen des
kirchlichen Streites umgewandelt, das gesamte Buchwesen in
den Dienst dieses Kampfes gestellt.
Es war ein folgenschweres Vorspiel des unseligen Dreißig-
jährigen Krieges, daß die bayerischen Herzöge in den entschei-
denden Jahren der Reformation bei der alten Kirche verblieben,
ihre Vettern aber, die pfälzischen Witteisbacher, frühzeitig zur
neuen Lehre übertraten. Die Namen Ottheinrich und Albrecht V.,
Maximilian I. und Friedrich V. stellen die dramatischen Höhe-
punkte dieser harten Gegensätze dar. In der leidenschaftlichen
Verteidigung seines religiösen Bekenntnisses mittels Wort und
Schrift ist Pfalzgraf Ottheinrich der Anreger und Führer ge-
worden. Er hat als mächtigen Gegenspieler und hilfsbereiten
Beschützer des katholischen Glaubens seinen Vetter Herzog
Albrecht V. von Bayern auf den Kampfplatz gerufen. Ihnen
beiden ist wie wenigen deutschen Fürsten die große Bedeutung
des geschriebenen und gedruckten Wortes für die Verfechtung
ihrer kirchenpolitischen Ziele klar geworden. Wir sehen sie
beide eifrigst alte und neue Bücher sammeln, nicht nur aus der
beglückenden Liebe zum Buche, wie sie beiden sicherlich
eigen gewesen ist, sondern auch aus dem ganz neuen Anreiz und
Wunsche, die Vorkämpfer ihres Glaubens mit Angriffs- und Ver-
teidigungswaffen ausrüsten zu können. Wir werden feststellen,
daß den pfälzischen Fürsten vor allem evangelische Prediger
wirksam im Büchersammeln und im Glaubensstreite bestärkt
Kef.-gesch. Stud. u. Texte, Heft 50/51: Schottenloher, Pfalzgraf Ottheinrich u. d. Buch. 1
Welch große Bedeutung dem gedruckten Worte als wirk-
samstem Verbreiter neuer Gedanken zukommt, weiß jeder, der
sich mit der Geschichte großer Geistesbewegungen, wie etwa des
Humanismus, der Reformation, der Aufklärung, des Sozialismus,
beschäftigt hat. Wie gewaltig die Zeit der Reformation, die ganz
und gar Kampf, Kampf um Glaube, Bekenntnis und Lehre war,
das vervielfältigte Wort in ihren Dienst genommen hat, lehrt
schon die Flugschriftenflut der ersten Jahre der Bewegung,
lehren auch die fast unübersehbaren Streitschriften der späteren
Jahrzehnte, die dem Schrifttum eines langen Jahrhunderts sein
besonderes Gepräge gegeben haben. Wir sehen ganze Buch-
druckereien und Bibliotheken dieser Zeit zu Waffenplätzen des
kirchlichen Streites umgewandelt, das gesamte Buchwesen in
den Dienst dieses Kampfes gestellt.
Es war ein folgenschweres Vorspiel des unseligen Dreißig-
jährigen Krieges, daß die bayerischen Herzöge in den entschei-
denden Jahren der Reformation bei der alten Kirche verblieben,
ihre Vettern aber, die pfälzischen Witteisbacher, frühzeitig zur
neuen Lehre übertraten. Die Namen Ottheinrich und Albrecht V.,
Maximilian I. und Friedrich V. stellen die dramatischen Höhe-
punkte dieser harten Gegensätze dar. In der leidenschaftlichen
Verteidigung seines religiösen Bekenntnisses mittels Wort und
Schrift ist Pfalzgraf Ottheinrich der Anreger und Führer ge-
worden. Er hat als mächtigen Gegenspieler und hilfsbereiten
Beschützer des katholischen Glaubens seinen Vetter Herzog
Albrecht V. von Bayern auf den Kampfplatz gerufen. Ihnen
beiden ist wie wenigen deutschen Fürsten die große Bedeutung
des geschriebenen und gedruckten Wortes für die Verfechtung
ihrer kirchenpolitischen Ziele klar geworden. Wir sehen sie
beide eifrigst alte und neue Bücher sammeln, nicht nur aus der
beglückenden Liebe zum Buche, wie sie beiden sicherlich
eigen gewesen ist, sondern auch aus dem ganz neuen Anreiz und
Wunsche, die Vorkämpfer ihres Glaubens mit Angriffs- und Ver-
teidigungswaffen ausrüsten zu können. Wir werden feststellen,
daß den pfälzischen Fürsten vor allem evangelische Prediger
wirksam im Büchersammeln und im Glaubensstreite bestärkt
Kef.-gesch. Stud. u. Texte, Heft 50/51: Schottenloher, Pfalzgraf Ottheinrich u. d. Buch. 1