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____VII___

matisirens, hatte wesentlich dazu beigetragen, sie zum Allgemeingut
der Kreise zu machen, die sich der Natur der Sache nach für sie
interessiren mussten. Die Bemühungen, ein Bild der Vorgänge des
Lebens zu erhalten, Bestrebungen, die das Fundament aller wissen-
schaftlichen Arbeit bilden werden, so lange es Menschen geben
wird, hatten dann weiter auch zu besonderen Ideen und Begriffen
über die seelischen Vorgänge im belebten Organismus geführt.
Drei Arten von Geist waren es, die nach der Vorstellung der Alten
den Leib belebten: der Seelen-Geist, der Lebens-Geist und der
natürliche oder organische Geist. Der erstgenannte hatte seinen
Sitz in den Gebilden, an deren Aufbau die Nervensubstanz wesentlich
betheiligt ist. Vom Gehirn aus zog der Seelen-Geist durch die,
als Röhren gedachten Nerven. Der Lebens-Geist war im Herzen
und den Schlagadern thätig, und der natürliche Geist strömte von
der Leber aus durch die Gefässe dahin. Unklar wie alle diese
Vorstellungen waren und, wegen des Mangels an positiven Kennt-
nissen in der Anatomie und Physiologie sein mussten, sind folge-
richtig auch die Begriffe, die man sich aus den Ergebnissen des
Zusammenwirkens der einzelnen, hier erwähnten Momente gebildet
hatte. Einer viel späteren Zeit ist es vorbehalten geblieben, Licht
in das Dunkel zu bringen, ein Vesal musste mit kühner Hand die
Geheimnisse des Baues des menschlichen Körpers durchforschen,
den Irrthum seiner Vorgänger aufdecken und seinen Nachfolgern
die Bahn frei machen und den Weg ebenen zu neuen, der Wahrheit
entsprechenden Befunden.

Bei seiner Bearbeitung des Buches der Natur hat Konrad von
Megenberg selbstverständlich andere Autoren mit benutzen müssen.
Seine Hauptquelle ist das, etwa hundert Jahre früher geschriebene
Werk: Ueber die Natur der Dinge. Dasselbe, in lateinischer Sprache
abgefasst, hatte den Dominikaner und Schüler Alberts des Grossen,
Thomas von Cantimpre, zum Verfasser. Aber Konrad hat sich
nicht damit begnügt, wie es zu jener Zeit beliebt war, diesen Autor
einfach auszuziehen und für seinen Zweck allein zu verarbeiten.
Er bemerkt ausdrücklich, dass er auch in anderen Büchern Be-
lehrung gesucht habe, wo ihn das Werk von Thomas im Stiche
liess. Was die, von Konrad angeführten, als Beleg der einzelnen
Angaben dienenden Namen anbelangt, so ist darüber zu bemerken,
dass dieselben auf absolute Genauigkeit keinen Anspruch machen
können. Die Schuld trifft aber Konrad nicht allein. Seine Vor-
 
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