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I.

Yom Menschen im Allgemeinen.

Gott schuf den Menschen am sechsten Tage nach den anderen
Kreaturen und hat ihn so geschaffen, dass er in Geist und Leib die
Gesetze des Weltalls wiederspiegelt. Der Mensch hat Vernunft wie
die Engel; kein anderes Wesen ausser den Engeln und dem Menschen
ist mit Vernunft begabt. Desshalb kann auch kein Thier, im Gegen-
satz zum Menschen, eine eigentliche Kunst erlernen. Die Seele
bewegt den menschlichen Körper von Ort zu Ort geradeso, wie der
Himmelslenker den Himmel bewegt. Darin gleicht der Mensch
dem Himmel. Wie die Sonne in der Mitte zwischen den anderen
Planeten steht, damit ihr Licht die übrigen Sterne über und unter
ihr bestrahle, ebenso hat auch das menschliche Herz seinen Sitz
mitten im Leibe, um die Glieder mit Kraft versehen zu können.
Der Mensch ernährt sich mit Essen und Trinken, wächst und
vergeht. Darin gleicht er den Bäumen und Kräutern und über-
haupt allen Lebewesen, die auf Nahrung angewiesen sind. Der
Mensch besteht aus den vier Elementen: Feuer, Luft, Wasser uud
Erde und entspricht darin den Steinen und Metallen sowie alledem,
was aus den Elementen hervorgeht. Aristoteles lehrt: So lange
der Mensch noch ein Kind ist, nimmt er zur Weiterbewegung die
Hände zu Hülfe, danach schreitet er aufrecht auf den Füssen allein
bis zum hohen Alter, wo er sich wieder zur Erde bückt und so an
sich selber beweist, dass er von der Erde gekommen ist und wieder
zu Erde werden muss.

In Kürze habe ich hier gezeigt, wie der Mensch der gesammten
Aussenwelt gleicht. Die griechische Sprache hat für diese Eigen-
schaft den Ausdruck: „Mikrokosmus", das heisst so viel wie „kleine
Welt". Fein gebildete Leute pflegen desshalb auch wohl zu sagen:
Ich habe die ganze Welt in einer Haut gesehen.

1. Von der Hirnschale.

Wir wollen nunmehr von allen Theilen und Gliedern des
menschlichen Körpers sprechen und zwar zunächst vom Kopfe. Der

Schulz, Konrad von Megenberg's Buch der Natur. 1
 
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