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grade so gut habe sehen können, wie am hellen Tage, auch seien
seine Augen durch den langen Gebrauch im Finstern nicht schwächer
geworden, wie bei anderen Menschen der Fall zu sein pflegt.

Form und Farbe der Augen sind der Spiegel der guten oder
bösen Sinnesart ihres Besitzers. Die Gelehrten berichten von einer
besonderen Kunst, die Zeichen zu erkennen, mit deren Hülfe ersicht-
lich ist, ob ein Mensch massig oder unmässig, furchtsam oder tapfer,
traurig oder fröhlich sei, ob er hasse oder liebe, ja, Plinius sagt
gradezu, dass die Seele in den Augen wohne. Das Auge ist von
Schalen, dünnen Häuten, umgeben, welche die kristallinische
Feuchtigkeit umhüllen, auf der die Sehkraft beruht. Kälte ist für
die Augen gesund, Hitze dagegen schädlich, da sie die Sehkraft
vermindert. Der Spiegel des Auges ist so weit umfassend, dass der
kleine Augapfel das Bild eines ganzen Menschen oder eines noch
grösseren Gegenstandes aufzunehmen im Stande ist. Die Augen
sind so zart geartet, dass sie leicht getrübt werden können und in
Folge dessen gar nicht mehr oder doch nur schlecht sehen. Gleich-
wohl haben einzelne Leute nach zehnjähriger Blindheit ihr Gesicht
wieder erhalten.

6. Von den Augenbrauen.

Die Augenbrauen sind für die Augen uothwendig, damit
während des Schlafes von ausserhalb Nichts in's Auge gerathe.
Desshalb behaupten auch die Gelehrten, dass die Augenbrauen den-
selben Zweck haben, wie der Zaun um einen Garten. Ich bin aber
der Ansicht, dass die Augenbrauen von der Natur zur Zierde des
menschlichen Auges geschaffen sind. Am hübschesten sind die
braunen, sanftgeschwungenen, wie vom Maler gepinselten der Frauen.
Beim Manne sollen sie stärker und kräftiger entwickelt sein.

7. Ton den Ohren.

Das Ohr ist ein Fenster am menschlichen Körper, inwendig
hin und her gekrümmt; die Weisen nennen es eine Thür oder
Pforte der Seele. Am Ende des Fensters, nach dem Gehirn hin,
befindet sich ein zartes Häutchen. In ihm liegt die eigenthümliche
Hörkraft, jeglicher Ton gelangt an dasselbe, und wenn es verwahrlost
wird, wird der Mensch taub. Jedes mit Ohren versehene Thier
kann dieselben hin und her bewegen, der Mensch aber nicht. Ich
meine damit diejenigen Thiere, die äusserlich sichtbare Ohren haben.
 
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