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schweren Zorn lange für sich behalte. Schlägt man es, so lässt
es sich Nichts merken, bis ihm die Zeit und Gelegenheit passend
scheinen, dann rächt es sich ohne Zögern. Es verschlingt die
Gerste, seine Nahrung, sehr schnell, und behält sie bei sich, um
sie bei Nacht mit Wiederkäuen nochmals zu verzehren. Einige er-
zählen auch, es habe die gute Eigenschaft, dass wenn in einer
ganzen Heerde oder im Stall ein Kamel krank ist und nicht frisst,
alle andern, wie aus Mitleid, auch nicht fressen. Zur Brunstzeit,
wenn es sich begatten will, sucht es einen verborgenen Platz auf,
damit die Leute es nicht sehen. Es begattet sich von hinten und
das Weibchen ist so brünstig, dass es vor Wollust knurrt. Plinius
sagt, getrocknetes Kamelhirn, in Essig getrunken, heile die fallende
Sucht. Solinus behauptet, dass die Kamele eine zu schwere Last
nicht annehmen. Meister Michael von Schottland giebt an, dass
das junge Kamel gleich nach der Geburt sein Futter auf der Weide
aufsucht. Aristoteles erzählt, dass ein Mann eine Kamelstute mit
seinem Mantel bedeckte, weil ein männliches Junges derselben sich
mit der Kamelstute begatten und nicht wissen sollte, dass sie seine
Mutter sei. Ehe es aber die Begattung vollzogen hatte, bemerkte
es den wahren Yerhalt, Hess von ihr ab und tödtete den Mann,
weil es in seiner Art liegt, sich nicht mit seinem Mutterthier zu
begatten.

9. Vom Hunde.

Jacobus sagt, die Hunde1) seien zu allen Dingen gelehrige
Thiere, und wenn sie auch gern schlafen, so behüten sie ihres
Herrn Haus doch wachsam. Sie haben ihren Herrn so lieb, dass
sie oft seinetwegen sterben. Von allen unvernünftigen Thieren
kennt der Hund allein, wie Solinus bemerkt, seinen eigenen Namen.
Jakobus giebt auch an, dass einige Hunde im Stande sind, die
Diebe zu wittern und sie voll Hass aus anderen Leuten herauszu-
suchen. Wenn auch einige Hunde gern am Tische ihres Herrn
liegen, so haben sie sich, wie Jakobus sagt, dabei doch so, dass
sie ein Auge auf die milde Hand ihres Herrn und das andere auf
sein^ Hausthüre werfen. Wenn die Hunde jemand grimmig an-
laufen und er fällt auf die Erde, so wird ihre Wuth besänftigt.
Die Hunde werfen blinde Junge, diese bleiben zwölf Tage, zuweilen

2) Canis familiaris L. in seinen verschiedenen Arten.
 
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