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grade wie wenn er die Luft durch die Zähne zöge. Desshalb sagt
Lucanus, der jträge Uhu und der nächtliche Säuseier singen mit
kläglicher Stimme, und aus demselben Grunde behaupten Einige,
der Säuseier sei ein Nachtvogel. Das ist aber nicht richtig, weil
er am Tage fliegt und auch zur Sommerzeit bei Tage singt.
Lucanus nennt ihn auch desshalb einen nächtlichen Vogel, weil
seine Stimme einschläfernd wirkt, denn jedes säuselnde Geräusch
macht schläfrig. Desshalb singen auch die Ammen mit säuselnder
Stimme, wenn sie ihre Kinder wiegen. Der Yogel führt auch den
Namen Ama oder im Deutschen: ein Amer oder Aemerinch, nach
der lateinischen Bezeichnung (denn Amor heisst Liebe), weil er
seine Jungen sehr lieb hat. Wir müssen wohl annehmen, dass
Strix oder Ama der Nachtvogel ist, der in einigen deutschen Mund-
arten Wutsch oder Steineule genannt wird. Er ist einer Eule
ähnlich, nur kleiner, und wenn er schreit, so ruft er zitternd: hu,
hu, hu, als ob er fröre oder vor Frost mit den Zähnen klappere.
Dieser Yogel unterscheidet sich dadurch vou allen andern, dass er
seinen Jungen eine milchähnliche Flüssigkeit einflösst, wenn er sie
ätzt, grade wie die Thiere, die ihre Jungen säugen. Auch hiesse
dieser Yogel wohl eigentlich, nach dem lateinischen Wortlaute, der
Zitterer oder Zahnklapperer nach seiner Stimme und seinem Ge-
schrei. Diese Deutung ist richtig und verträgt sich auch mit der
oben erwähnten Angabe des Lucanus. Wir müssen annehmen,
dass zwei verschiedene Yögel im Lateinischen Strix genannt werden
Der eine muss heissen: Strix diurna, dass heisst ein Aemerinch,
der andere Strix nocturna, das heisst ein Wlitsch oder Steinkauz.
Da aber der Aemerinch ein kleiner Yogel ist, so mag er lateinisch
Stridula heissen und der Wutsch den Namen Strix führen.

66. Vom Staar.

Sturnus heisst ein Staar.1 Plinius sagt, die Staare seien
kleine, hurtig fliegende Yögel, schwarz und weiss gesprenkelt. Sie
fliegen in Schaaren und bilden dabei einen rundlichen Schwärm,
weil jeder bestrebt ist, in die Mitte zu kommen. Sie thuen das
wegen der Habichte, die ihnen nachstellen. Abends versammeln
sie sich und machen untereinander ein grosses Geschwätz. Bei
Nacht ruhen sie, am Morgen aber fangen sie wieder an zu lärmen,

*) Sturnus vulgaris L.
 
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