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roth, und sie schämt sich der fremden Ungebühr. Die Frau soll
ein giftiges Kraut um ihr Haus und ihre Wohnung legen, das alle
Gelegeuheitsmacherinnen, bösen Kupplerinnen und Kuppler fliehen.
Ei, was ist das für ein Kraut? Traun, ein fester Charakter, kein
nachgiebiges Wesen, und die mit rechtem Ernst und züchtigem Zorn
gepaarte Abweisung allen üppigen Werbens und jedes unreinen
Scherzes. Wenn man das Blut der zarten Turteltaube (das ist ihre
weibliche Art) aus ihrem rechten Flügel (das heisst aus ihrem reinen
Sinn und ihrer weiblichen Erscheinung) nimmt und es in die
kranken Au^en der verzagten Frauen bringt, so werden diese sehend,
denn sie erkennen ihre Sünde uud ihr unsittliches Wesen wie in
einem fremden, fleckenlosen Spiegel. Die Frau mag nicht fliegen
im Südwind, das heisst, sie mag sich nicht bewegen in der Hitze
des unbeständigen Wesens.

69. Von der Fledermaus.

Yespertilio heisst eine Fledermaus,*) was lateinisch so viel
bedeutet wie eine Abendfliegerin, weil sie im Sommer gern Abends
fliegt. Im Winter hält sie sich verborgen. Die Fledermaus hat
weder am Leibe noch an den Flügeln Federn. Sie ist in allen
Stücken einer Maus ähnlich. Unter allen andern gebiert dieser
Vogel seine Jungen wie ein lebendgebärendes, schreitendes Thier
und säugt sie. Dabei fliegt er wie ein Vogel, und seine Flügel be-
sitzen eine dünne Haut, die sich beim Flug spannt und ausstreckt.
Plinius nennt das Blut der Fledermäuse sehr nützlich gegen das
Gift der Schlangen oder ihren Biss, wenn man es mit Distelsamen
versetzt. Stände im Text: mit Coriander, dann wäre es etwas
Anderes, wie sich nachher bei den Kräutern zeigen wird. Plinius
behauptet ausserdem, die Fledermaus suche sich geräuschvolle Orte
oder solche Stellen aus, an denen viel geklappert und gehämmert
wird, was lateinisch Strepitus heisst. Wenn ihr Blut die behaarte
Haut trifft, fallen dort die Haare aus. Die Fledermaus hat auch
Zähne, die sonst kein anderer Vogel besitzt. Im Lande Indien
wird die Fledermaus grösser wie eine Taube und hat Zähne wie
ein Mensch. Mit diesen zerfleischt sie die Menschen im Gesieht
unter den Augen, beisst ihnen die Nase oder die Ohren und andere

J) Die folgende Beschreibung uniiasst die in Deutschland einheimischen
Arten. Der Bericht von der indischen Fledermaus ist fabelhaft meines
Wissens sind die blutsaugenden Arten Südamerikauer.
 
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