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sagt auch Aristoteles, class kein anderes Thier ein so hartes Maul
habe. Das Thier frisst nur kleine Seefische. Ich verstehe unter
diesem Thier die Leute, die gar hart von Verstand und so un-
vernünftig sind, dass sie nur unbedeutende Dinge zu begreifen

vermögen.

4. Vom Krokodil.

Cocodrillus heisst ein Krokodil.3) Es ist ein vierfüssiges
Thier, das auf dem Lande und im Wasser lebt, wie Jakobus,
Solinus und Plinius berichten. Bei Tage ruht es häufig auf dem
Lande und liegt so still, dass man es für todt halten könnte, wenn
mau diese seine Gewohnheit nicht kennt. Es liegt mit offenem
Maule da, bis die Vögel wie zu einem Aas heranfliegen und von
ihm verschlungen werden. Nachts dagegen hält es sich im Wasser
auf. Es hat keine Zunge und ein weites, bis an die Ohren
klaffendes Maul. Es bewegt die obere Kinnlade und nicht die
untere. Auch besitzt es scharfe Krallen, mit denen es sich ver-
theidigt. Im Winter frisst das Thier nicht, und wenn es einen
Menschen getödtet hat, so beweint es ihn. Nimmt man das Herz
aus dem Leibe, so lebt es noch ziemlich lange danach. Das thun
andere Thiere nicht. Das Thier ist ein Sinnbild des Wucherers,
der die armen Kaufleute zu Wechsel- und anderen Geschäften in
sein Haus lädt und sie zuletzt ganz verschlingt.

5. Vom Linkfuss.

Cricos mag ein Linkfuss heissen, denn nach Aristoteles
ist er ein Meerthier, das am Ende des Fusses zwei Spalten hat.'2)
Dadurch kommen drei Zehen mit drei Klauen heraus. Der rechte
Fuss ist klein und der linke gross, desshalb stützt das Thier beim
Gehen den Körper hauptsächlich auf dem linken Bein. Bei ün-
gewitter ist es krank, legt sich an die Steine, wenn der Wind
ungestüm weht, und rührt sich nicht. Wie dieses Thier verhalten
sich die Menschen, die sich vor ihren Beleidigern und Nachstellern
allzu sehr fürchten und sich nicht zu rühren getrauen.

') Crocodilus vulgaris Cuv.

-) Krikos (griechich) heisst King. Dies Wort tindet sicli bei
Aristoteles in der Beschreibung des Chamäleons, von dem A. auch an-
giebt, dass jeder Fuss in zwei Hälften getheilt sei. Es würde sich hier
also um eine irrthüraliche Auflassung und Verwechselung mit dem Chamäleon
handeln.
 
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