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5. Ton der Meerspinne.

Aranea maris heisst eine Meersphme.*) Das ist, nach Isidorus
Angabe, ein Meerfisch, der an den Ohren Stacheln trägt, mit denen
er seine Angreifer sticht. Gleichwohl ist er sehr gut zu essen. Wie
mit diesem Fische steht es auch mit den Menschen, die ihre Ohren
leicht zu böser Nachrede über ihren Nächsten wenden, und ihn
oftmals durch schlechte Nachrede schädigen und verwunden bei

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aller Unschuld. Das ist Unrecht. Man soll nicht eher nachreden,
bis man die Wahrheit erfahren hat. Desshalb sagt auch die Schrift:
Du sollst Deine Ohren mit Dornen umzäunen, das heisst: Du sollst
nicht leichtfertig aller Hede und allem Geschwätz glauben.

6. Vom Regenftsch.

Bocha heisst lateinisch auch Piscis pluvialis,*2) auf deutsch:
Kegenfisch, weil dieser Fisch bei Regenwetter in wunderbarer Weise
wächst. Diese Fische schwimmen nur der Breite nach, weil sie
sehr dünn und breit gebaut sind. Sie haben auch der Breite nach
Flossen um den ganzen Körper herum. Wollen die Fischer diesen
Fisch fangen, so geht er auf den Grund herab und macht das
Wasser über sich trübe, damit man ihn nicht sehen kann. Wenn
er sich nemlich mit der Breitseite an den Erdboden andrückt, ist
er auf dem Rücken erdfarben.

7. Vom Walfisch.

Cete heissfe ein Walfisch.3) Er ist der grösste unter allen
Fischen, wie Isidorus angiebt. In der Jugend hat er schwarze
Zähne, die im Alter weiss werden und an der Stirn trägt er einen
knöchernen Auswuchs. Einige Walfische sind so gross, dass sie,
von ferne gesehen, Inseln oder Wäldern gleichen oder wie grosse
Berge erscheinen. Die Walfische packen sich grosse Mengen
Sand auf den Rücken, und wenn die Schiffer durch Unwetter in
Noth kommen und auf den Sand getrieben werden, so glauben sie,
es sei eine Insel, und sie hätten Land gefunden. In ihrer Freude
darüber lassen sie die Segel nieder, senken den Anker in's Meer,
machen auf dem Sande Feuer an und wollen ruhen. Spürt dann
der Walfisch das Feuer, so wird er sehr böse, taucht unter das

r) Wohl Maja squinado Latr., gemeine Meersphme, Teufelskrabbe.

2) Der Beschreibung nach eine Art Flunder oder Scholle.

3) Cetus ist der alte Sammelname für jedes grosse Meerthier.
 
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