Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
209

achtet, dass der Krebs doch vorwärts geht, wenn auch langsam und
träge. Wird er alt, so findet man in seinem Kopfe zwei weisse,
etwas röthlich gefärbte Steine. Einige behaupten, diese Steine be-
sässen eine solche Kraft, dass sie das Herzstechen vertreiben könnten,
wenn man sie in einem Getränk einnimmt. Glaublich ist das wohl,
denn Galenus berichtet, dass das Herz von harten Steinen, zum
Beispiel dem Saphir, den Margariten oder echten Perlen, dem
Hyaciuth und ähnlichen, sehr gekräftigt werde. Die Krebse leben
lange. Beim weiblichen Krebs ist der erste Fuss gespalten, beim
männlichen ist er einfach und ungetheilt. Die rechte Scheere ist
fast bei allen Krebsen grösser wie die linke. Beim Männchen finden
sich zwischen Rumpf und Schwanz zwei dornige Spitzen, die den
AVeibchen fehlen. Eiertragende Krebse sind ein Heilmittel gegen
den Biss der Schlangen. Mit Milch und Wasser getränkt kann der
Krebs viele Tage lang aushalten. Der Darm des Krebses reicht
vom Leibe bis an das Ende des Schwanzes. Ist er schwarzgefärbt
und gefüllt, so ist der Krebs gut, ist er dagegen weiss und leer, so
ist der Krebs verhungert und schädlich zu essen.

9. Ton der Muschel.

Concha oder Coclea heisst eine Muschel.1) Im Deutschen be-
deutet das etwa so viel wie ein Flächling oder ein Leerling. Mit
abnehmendem Monde werden nemlich ihre Schalen flach oder hohl
und leer. Wenigstens sagt Rabanus, dass alle, in Schalen einge-
schlossenen Meerthiere zunehmen, wenn der Mond wächst und kleiner
werden, wenn er abnimmt. Auch bemerkt Rabanus, dass diese
Art von Fischen Margariten, das sind echte Perlen, erzeugen. Die
Meerschnecken haben nemlich die Gewohnheit, Nachts an den Strand
zu gehen, wo sie von dem vom Himmel fallenden Thau geschwängert
werden. Dadurch entstehen dann in ihrem Fleische die Margariten.
Soliuus giebt an, dass die Meerschnecken zu einer bestimmten
Jahreszeit sich begatten und trächtig werden. Sie begehren des
Himmelsthaues grade so, wie eine Frau ihres Geliebten, sperren ihre
Schalen auf und klaffen dem Thau entgegen. Wenn nun die Mond-
feuchtigkeit, das ist nemlich der Thau, in grösster Menge herabfällt,
nehmen sie den begehrten Thau in sich auf und werden von
ihm befruchtet und schwer. Je nach der Beschaffenheit des Thaues
gestalten sich auch die aus ihm entstehenden Perlen. Ist der Thau

J) Die Perlmuschel, Meleagrina margaritifera Lani., ist geineint.

Schulz, Kocrad von Megenberg's Buch der Natur. 14
 
Annotationen