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wussten die Leute wohl, die mit Sankt Paulus nach ihrer Meerfahrt
ans Land stiegen. Denn als Sankt Paulus bei dieser Gelegenheit
eine solche Schlange mit der Hand ergriff und von ihr gebissen
wurde, glaubten seine Begleiter, er würde anschwellen und in
Kurzem sterben. Das geschah aber nicht. Plinius sagt, das Ein-
geweide dieser Schlange sei ein Gegengift gegen Biss und Stich
aller Schlangen. Ein Forscher giebt an, die von der Schlange in
ihrem Alter abgestreifte Haut, in Wein gesotten, sei eine Arznei
gegen Augen- und Zahnschmerzen. Ihr Fett entfernt die Ver-
dunkelung der Augen und macht trübe Augen wieder klar.
Aristoteles sagt, die Viper gleiche bis zum Nabel einem Menschen,
von da ab bis zum Schwanz einem Krokodil. Ihre Afteröffnung
ist so eng wie ein Nadelöhr, sie kann desshalb nicht, wie andere
Thiere, von da aus begattet werden. Sie wird durch das Maul be-
fruchtet. Viel glaublicher spricht Plinius über die Viper sich aus.
Nach ihm bringt das trächtige Thier, wenn die Zeit der Geburt ge-
kommen ist, an einem Tage immer nur ein «Junges zur Welt und
nicht mehr. Da nun der Jungen immer eine grössere Anzahl vor-
handen ist, (sie trägt neinlich wohl zwanzig und mehr Junge auf
einmal), so werden die übrigen sehr ungeduldig, weil sie über die
rechte Zeit hinaus auf ihre Geburt warten müssen, zerreissen den
Leib der Mutter und kriechen heraus. Diese Schlange hat die
Eigenart, trotzdem sie wilder ist als alle anderen Schlangen, gleich-
wohl gegen das Weibchen sehr sanft zu sein. Der grosse Basilius
und Ambrosius berichten, dass das Männchen das entfernte
Weibchen aufsucht und mit leisem Zischen heranlockt. Sieht es
das Weibchen kommen, so entleert es sich von seinem Gift und
ehrt auf diese Weise das Weibchen, indem es nun ohne Gift seine
Hochzeit mit ihm feiern will. Merke, Du Eiferer, wie lieb Du
Dein Weib hast, die weder in ihrem Benehmen noch in ihrem
Thun Dir je zu Dank handelt. Sieht sie frei heraus um sich, so
ist sie eine Gafferin, blickt sie vor sich, so schmollt sie, schweigt
sie, so heisst Du sie stumm, redet sie, nennst Du sie Schwätzerin.
Du schiltst sie mit Worten und Werken lieber, ehe Du die Wahr-
heit zu finden suchst. Nimm Dir Zeit: ein vorschneller Mann soll
auf dem Esel reiten!

Damit haben die Schlangen ein Ende.
 
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