Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
295

44. Vom Rosenstrauch.

Rosarius heisst ein Rosenbaum,1) eigentlich ist er aber mehr
ein Strauch, wie ein Baum. Rosa heisst die auf dem Strauche
wachsende Rose. Sie ist kalt im ersten und trocken im zweiten
Grade. Getrocknete und frische Rosen sind beide arzneikräftig.
Man soll die Rosen pflücken, wenn die Knospen eben aufgeblüht
sind und von den rothen Rosen die am lebhaftesten gefärbten aus-
suchen. Die blassen oder nur rosa gefärbten Blüten sind zu ver-
werfen. Trocknet man sie an der Sonne, so können sie ihre heil-
samen Eigenschaften drei Jahre lang behalten. Rosenhonig, lateinisch
Mel rosaceum genannt, wird so hergestellt: Zunächst wird Honig-
sorgfältig abgeschäumt und vorsichtig durch ein Tuch geseiht.
Dann fügt man die Rosenblätter hinzu, nachdem man ihre Kelch-
blätter sammt der daran haftenden, klebrigen Materie entfernt und
sie selbst möglichst fein zerschnitten hat. Dann wird Alles so lange
gekocht, bis die Masse sich verfärbt und dick wird. Dieser Honig
wirkt reinigend in Folge der besonderen Eigenschaft des reinen
Honigs und stärkend durch den edelen Geruch der Rosen. Letzterer
wirkt nemlich sehr kräftigend. In der angegebenen Weise be-
reiteter Honig reinigt den Magen von schädlicher Feuchtigkeit.
Rosenzucker macht man so: Rosenblätter werden mit Zucker sorg-
fältig auf dem Feuer getrocknet, dann in ein Glas gefüllt, dreissig
Tage lang der Sonne ausgesetzt und täglich mit einem Löffel sorg-
fältig umgerührt und gründlich durcheinander gemengt. Das Glas
muss während dieser Zeit oben verschlossen sein. Richtig behandelt
bleibt dies Präparat drei Jahre lang gut. Du kannst mit ihm
manchen Pfennig für die Apotheke sparen. Der Rosenzucker
kräftigt, besänftigt die blutigen Durchfälle und das Erbrechen, die
von der Galle herrühren, hilft auch gegen Schwindel und Ohnmacht,
die in einer Erkrankung der edelen Organe ihren Grund haben.
Gegen alles Dieses ist er gut, wenn man ihn in Rosenwasser auf-
nimmt. Rosensyrup stellt man so her: Rosen werden unter Zusatz
von Zucker gesotten und so der Syrup gewonnen. Besser wird er
jedoch, wenn man nur den Saft der frischen Rosen nimmt. Der
Rosensyrup eröffnet und erweicht zunächst die Verdauungswege,
dann zieht er sie wieder zusammen. Er wirkt desshalb gegen
Durchfall und Erbrechen, auch gegen Ohnmachtsanfälle. Hart-
leibigen soll man ihn nicht verabfolgen. Rosenöl wird so gewonnen:

]) Rosa centifolia L. u. andere.
 
Annotationen