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Schmerzen, zeitigt und erweicht die Geschwüre, welche Aposteme-
genannt werden. Wer die, lateinisch Lethargus genannte, Krankheit
der Yergesslichkeit hat, soll den Dampf von auf Kohlen gelegtem
Galbanum durch die Nase einathmen. Es hat einen sehr feinen
Geruch, der aber für Solche schädlich ist, die an übele Gerüche
gewohnt sind. Es vertreibt die Schlangen, reinigt das Haupt von
Flüssen und schmeckt auf der Zunge bitter. Besonders geeignet
ist es zur Anfertigung des Thymiama's, das vom Baume Thymus-
herkommt, wie wir oben schon gesagt haben.1)

17. Ton den Gewürznelken.

Caryophylon heisst ein Gewürznelkenbaum.2) Platearius
giebt an, es sei eine in Indien heimische Staude. Ihre Früchte
sind die Nelken. Denen, die sie gerne riechen und kauen, sind
sie von grossem Nutzen, wenn sie an Seelenschwäche leiden, weil
die Nelken die Seele kräftigen. Die Nelken sind heiss und trocken,
scharf auf der Zunge und heissen im Lateinischen Caryophylli.
Die besten geben, mit den Fingern zerrieben, eine Feuchtigkeit
aus. Sie müssen an einem nicht zu trocknen noch auch zu feuchten
Orte aufgehoben werden, dann kann man sie zehn Jahre lang voll-
kräftig erhalten. Sind sie verdorben und vertrocknet, so fälscht
man sie in folgender Weise. Man nimmt gute, scharfe Nelken,
pulverisirt sie möglichst fein, und mischt dies Pulver mit starkem
Essig unter Zusatz einer geringen Menge bouquetreichen Weines.
Die schlechten Nelken werden in ein Tuch gebunden und eine
Nacht hindurch in diese Flüssigkeit gelegt. Aus dem Essig nehmen
sie dabei eine Feuchtigkeit an, und man kann dann die guten
Nelken von den gefälschten nicht mehr unterscheiden. Diese halten
aber trotzdem kaum dreissig Tage. Die Nelken wirken kräftigend,-
eröffnend und verzehrend. Wer sein Gehirn stärken will, halte
Nelken unter die Nase. Sehr gut sind sie bei dem Durchfall, der
von einer zu starken Arznei erzeugt wurde. Auch den Augen sind
sie von Nutzen, weil sie das Gesicht reinigen und die Haut an den
Augen vertreiben. Sie kräftigen Magen und Leber und helfen gegen
Unverdaulichkeit und Erbrechen.

!) Vergl. IV. A. 50.

2) Eugenia caryophyllata W., Gewürznelkenbaum, dessen getrocknete
Knospen das bekannte Gewürz liefern.
 
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